Die am Montag bekannt gegebene Vereinbarung zwischen OpenAI und Advanced Micro Devices zeigt erneut, dass der Boom bei den Investitionen in künstliche Intelligenz (KI) offenbar eine parabolische Entwicklung nehmen. Derzeit sind die führenden Technologieunternehmen auf dem besten Weg, in diesem Jahr fast 400 Milliarden US-Dollar in die Infrastruktur zu investieren, die für die Entwicklung und das Training von KI-Modellen erforderlich ist. Mit einem geschätzten Gesamtvolumen von bis zu sieben Billionen US-Dollar weltweit bis 2030 werden die erwarteten Investitionen zu den größten in der Geschichte auf industrieller Ebene zählen. Die Höhe der Investitionen liefert auch einen Kontext für unsere kürzlich veröffentlichten Wirtschaftsszenarien, die den rechten Teil der Verteilung gegenüber dem linken Teil stärker gewichten.
Bei einem realen BIP-Wachstum der USA von etwa 1,5% im zweiten Quartal 2025 entfielen etwa 35% dieses Wachstums auf Investitionen in Rechenzentren. Dieser Anteil könnte in der zweiten Jahreshälfte auf über 50% steigen. Unter Berücksichtigung von Wachstumsmultiplikatoren und Spillover-Effekten haben Investitionen in KI das Potenzial, mit dem Produktivitätsboom der späten 1990er Jahre zu konkurrieren.
Studien deuten tatsächlich auf einen mittleren Produktivitätsanstieg von etwa 30% in Fällen hin, in denen generative KI eingesetzt wurde. Bei einer aktuellen Produktivitätsbasis von 1,8% könnte dies zu einer Produktivitätssteigerung von 50 Basispunkten führen. Laut dem Congressional Budget Office könnte ein anhaltender Anstieg dieser Größenordnung die prognostizierte Schuldenquote von 156% über den verlängerten Basiszeitraum auf 113% im gleichen Zeitraum senken.
Der Anstieg der KI-bezogenen Investitionsausgaben führt letztendlich zu einer Debatte über einen anhaltenden nachhaltigen Boom oder einen drohenden Einbruch. Dabei sehen wir auf beiden Seiten mehrere Argumente. Was den Boom betrifft, so wird die Nachfrage von hochprofitablen Unternehmen mit geringer Verschuldung und dominanter Marktposition angetrieben. Darüber hinaus deuten erste Anzeichen auf ein Potenzial für eine rasche Beschleunigung der weltweiten Einführung hin, da die Grenzkosten für die Bereitstellung angesichts der bereits vorhandenen Anlagen gering sind. Schließlich wird sich der geopolitische Wettstreit um die Vorherrschaft im Bereich KI mit der Zeit nur noch verschärfen, wobei die USA und China wahrscheinlich um die Führung konkurrieren werden.
Auf der anderen Seite machen die Einnahmen im Zusammenhang mit KI derzeit nur einen Bruchteil der bisherigen Investitionen aus. Zudem bleiben Fragen hinsichtlich gestrandeter Vermögenswerte sowie möglicher Auswirkungen auf die Bürger, darunter Strompreise und potentielle Einsparungen bei Arbeitskräften, offen.
Von Daleep Singh, Chief Global Economist und Head of Global Macroeconomic Research bei PGIM Fixed Income