Bislang waren ESG-Themen die Domäne von Aktienanlegern. Obgleich der globale Rentenmarkt etwa 25 Prozent größer als der Aktienmarkt ist, machten Anleihestrategien Mitte 2019 nur ein Fünftel des Portfoliovermögens nachhaltiger Fonds aus.1
Abbildung 1: Emissionsvolumen von ESG-Anleihen (in Mrd. USD)
Es liegt klar auf der Hand, warum ESG-Faktoren an den Staatsanleihemärkten noch kaum eine Rolle spielen. Ein Grund dafür ist zunächst, dass Staatsanleihen traditionell als risikolose Anlageklasse gelten und die Bedeutung von ESG-Aspekten hier deshalb unterschätzt wird, zumindest in Industrieländern. Des Weiteren ist es schwieriger, ESG-Risiken bei Schuldtiteln zweier verschiedener Emittenten zu vergleichen, wenn es sich dabei um zwei Länder und nicht um zwei Unternehmen handelt. Dies ist zum Teil auf unterschiedliche Definitionen und Messmethoden für wesentliche ESG-Faktoren sowie auf die begrenzte Verfügbarkeit entsprechender Daten zurückzuführen.
Dies ändert sich jetzt jedoch allmählich, da sowohl die Ergebnisse wissenschaftlicher Forschung als auch Branchenresearch darauf hindeuten, dass zwischen ESG-Faktoren einerseits und den Risiken und der Kursentwicklung bei Staatsanleihen andererseits ein Zusammenhang besteht. Unter Anlegern am Markt für Staatsanleihen vollzieht sich derzeit ein Bewusstseinsbildungsprozess. Man realisiert, dass Umweltaspekte und soziale Themen einen wesentlichen Einfluss auf Bewertungen haben können, insbesondere in Schwellenländern.
Lesen Sie hier den vollständigen Artikel "Lean on me: Wie können Rentenanleger Einfluss auf staatliche Klimapolitik nehmen?".
1 „Fixed Income has been slow to embrace ESG factors“, CAMRADATA, 27. August 2020