Die Aufholjagd nach der Pandemie dürfte sich fortsetzen, aber die Aussichten haben sich durch die russische Invasion in der Ukraine deutlich eingetrübt. Dies hat auch den Anstieg der Energie- und Rohstoffpreise verschärft. Der wirtschaftliche Schaden wird in Teilen Europas am größten sein. Das geopolitische Umfeld hat sich durch das Vorgehen Russlands dauerhaft verändert, und es besteht eindeutig die größere Gefahr einer unangenehmen Spaltung der Welt in verschiedene Lager. Wie sich China positioniert, wird ein entscheidendes Element jeder neuen Weltordnung darstellen.
Die hohe Inflation drückt bereits auf die Realeinkommen der privaten Haushalte und beeinträchtigt die Stimmung, was sich in diesem und im nächsten Jahr als Wachstumsbremse erweisen dürfte. Es wird zwar erwartet, dass die Inflation im Laufe von 2022 sowie in 2023 wieder zurückgeht, aber das Risiko einer schädlicheren und dauerhaften Episode ist gestiegen. Vergleiche mit der Stagflation der 1970er Jahre sind wahrscheinlich übertrieben, aber es gibt einige Parallelen.
Das langsamere Wachstum und die hohe Inflation bringen die Zentralbanken in eine schwierige Lage: Die meisten von ihnen haben signalisiert, dass eine deutlich straffere Geldpolitik erforderlich ist, wobei die eindringlichste Botschaft aus den USA kam. Die Leitzinsen müssen möglicherweise über den neutralen Wert steigen, um die Inflation zu Lasten des Wachstums wieder auf das Zielniveau zu bringen. Damit steigt das Risiko einer übermäßigen, geldpolitisch verursachten Verlangsamung.
Michael Grady, Head of Investment Strategy und Chief Economist, Aviva Investors: "Die jüngsten Ereignisse in der Ukraine machen deutlich, wie fragil die globale geopolitische und wirtschaftliche Ordnung ist. Sie werden wahrscheinlich eine Phase größerer Unsicherheit, erhöhter wirtschaftlicher und marktbezogener Volatilität und schwierigerer Entscheidungen bei der Vermögensallokation einleiten.“
"Da das Wachstum in diesem Jahr voraussichtlich über dem Trend liegen wird und die Preisgestaltungsmacht der Unternehmen robust zu sein scheint, bevorzugen wir eine leichte Übergewichtung von Aktien in den Industrieländern und eine neutralere Haltung gegenüber den Schwellenländern. Die jüngste Ausweitung der Spreads an den Kreditmärkten ermöglicht uns, von einer bevorzugten Untergewichtung zu einer neutralen Position zu wechseln.“
"Da positive Inflationsüberraschungen wahrscheinlicher sind und die Leitzinsen deutlich angehoben werden, um Übertreibungen zu vermeiden, sollten die Inflationsrisikoprämien höher sein, während sich die Realzinsen an das langsame Wachstum anpassen müssen. Daher bevorzugen wir eine Untergewichtung der Duration".