Die Weltwirtschaft hat immer noch mit einer wirkungsvollen Kombination aus angebotsseitigen Schocks (einschliesslich des anhaltenden Konflikts in der Ukraine), der Straffung der finanziellen Bedingungen und der höchsten Inflation seit einer Generation zukämpfen. Diese Faktoren führen zu erheblicher Unsicherheit und Volatilität auf den Finanzmärkten und dürften in absehbarer Zeit auch nicht verschwinden.
Die Zentralbanken in den Industrieländern haben die Leitzinsen entweder bereits angehoben oder ihre Absicht bekundet, dies zu tun. Alle konzentrieren sich zunehmend auf die hohe Inflation und die von ihr ausgehende Gefahr für die makroökonomische Stabilität. Diemeisten sind zu dem Schluss gekommen, dass die Zeit der niedrigen Inflation der letzten 15 Jahre nun wahrscheinlich vorbei ist. Die Eindämmung der Inflation hat jetzt Vorrang, auch wenn sich dies kurzfristig negativ auf das Wachstum auswirkt.
Die Inflation dürfte im Laufe dieses Jahres und in noch stärkerem Masse im Jahr 2023 zurückgehen, dennoch bestehen weiterhin Aufwärtsrisiken. Faktoren, die Preiserhöhungen einst entgegengewirkt haben, könnten diese nun begünstigen: die Abschwächungder Globalisierung, die Geopolitik, die Verlagerung globaler Lieferketten in die Nähe der Heimat und die Klimapolitik.
Michael Grady, Leiter der Anlagestrategie und Chefvolkswirt bei Aviva Investors, sagt:
"Das neue makroökonomische Umfeld, die geldpolitische Reaktion darauf und die veränderten Ansichten über eine Reihe von längerfristigen strukturellen Faktoren haben zu einem äusserst schwierigen Jahr an den Finanzmärkten geführt.
"Die erhöhte Unsicherheit hinsichtlich der Aussichten hat sowohl die implizite als auch die realisierte Volatilität in allen Anlageklassenerhöht. Daher bevorzugen wir derzeit ein relativ geringes Risikoengagement. Wir präferieren weiterhin eine leichte Untergewichtung der Duration, da die Aufwärtsrisiken bei der Inflation gegenüber den Abwärtsrisiken bei der Rezession überwiegen.
"Angesichts des starken Rückgangs der Aktien-Multiples in diesem Jahr bevorzugen wir eine leichte Übergewichtung dieserAnlageklasse – ausser in Europa, wo die Wachstumsrisiken stärker ausgeprägt sind. Bei Anleihen nehmen wir eine neutrale Haltung ein, da die Spreadniveaus die Rezessionsrisiken angemessen widerspiegeln. Bei den Währungen bevorzugen wir aufgrund der relativen Aussichten für die beiden Volkswirtschaften den US-Dollar gegenüber dem Euro.
Den vollständigen Aviva Investors-Quartalsausblick „House View Q3 2022“ auf Englisch finden Sie hier.