Als aktiver Manager sind wir davon überzeugt, dass regelmäßiger Dialog mit den Geschäftsleitungen und Boards unserer Portfoliounternehmen unseren Kunden sehr viel nützt. In Gesprächen mit den Unternehmen können wir erklären, was wir in puncto Umwelt, Soziales und Corporate Governance (ESG) von ihnen erwarten, und bei Hauptversammlungsabstimmungen können wir unsere Aktionärsrechte ausüben.
2021 ist das zweite Jahr, in dem wir unser geplantes Abstimmungsverhalten lange vor den Jahreshauptversammlungen und außerordentlichen Hauptversammlungen ausgewählter Unternehmen offenlegen. Wir nennen diese Initiative NB Votes. Der Fokus richtet sich auf Unternehmen, die für unsere Kunden sehr wichtig sind und umfasst eine breite Palette von Vorschlägen mit einem ausgewogenen Verhältnis von Stimmen für und gegen die Empfehlungen des Managements in unterschiedlichen Themenbereichen.
Die erste Auflage von NB Votes letztes Jahr war ermutigend. Die Unternehmen nahmen ESG ernster, und andere Assetmanager folgten unserem Beispiel. In der Hauptversammlungssaison 2021 wollen wir NB Votes ausbauen und noch mehr Abstimmungen über unterschiedlichste Themen einbeziehen, von Diversität und Lohnparität bis zu Menschenrechten und Klimaberichterstattung. Stets wollen wir deutlich sagen, was wir erwarten und wie wir entscheiden. Auch wollen wir mehr internationale Märkte berücksichtigen, denn die Themen und unsere Erwartungen an die Corporate Governance unterscheiden sich von Land zu Land.
Ziele und Schwerpunkte für 2021
Was genau wollen wir mit NB Votes erreichen?
- Zunächst einmal wollen wir unser Abstimmungsverhalten transparenter machen. Dies ist für viele Kunden und Unternehmen von wachsendem Interesse, ebenso wie für Aufsichtsbehörden, die zunehmend verstehen wollen, wie Investoren abstimmen.
- Zweitens hoffen wir, zeigen zu können, wie sorgfältig wir beim aktiven Management vorgehen. Mit einem simplen Ja oder Nein ist das nicht möglich.
- Drittens wollen wir Unternehmen helfen sich zu verbessern indem wir Sie über unsere Sicht informieren, anderen Unternehmen mit ähnlichen Problemen unsere Meinung erklären und weitere Assetmanager dazu motivieren unserem Beispiel folgen.
Unsere Schwerpunkte passen zu unserem Engagement und den sich ändernden Markterwartungen. Ein häufiges Thema wird sicher Diversität sein. Viele Stakeholder wünschen sich mehr Informationen zur Diversität im Board und in der Belegschaft, aber auch zur Lohnparität. Vergütungsthemen dürften generell wichtiger werden. Viele Unternehmen haben die klassischen Leistungsanreize für ihre Manager letztes Jahr angepasst, um die Auswirkungen von Corona zu berücksichtigen. Hier muss man mitunter genauer hinsehen.
Ein Dauerbrenner ist der Klimawandel. Trotz Corona haben sich viele Unternehmen zu Netto-Nullemissionen verpflichtet. Es bleibt abzuwarten, wie die Einhaltung der Ziele kontrolliert wird und wie die Unternehmen darüber berichten. Ein immer wichtigeres Thema könnten politische Spenden werden. Seit dem Sturm auf das Kapitol im Januar haben viele Firmen Spenden an alle oder an ausgewählte Politiker ausgesetzt – oder erklärt, ihre Spendenpraxis grundlegend überdenken zu wollen.
Bei vielen klassischen Themen, wie etwas Corporate Governance, behalten wir unser Engagement bei. Gerade erst haben wir vorab über unsere Ablehnung eines Vergütungspakets beim Pharmagroßhändler Amerisource Bergen informiert. Wir meinen, dass die Vergütung zu stark von der Veränderung des Pro-forma-Betriebsergebnisses abhängt und die Kennzahlen nicht die Aktionärsinteressen abbilden. Beim Thema Umwelt haben wir die geplanten Emissionssenkungen des spanischen Infrastrukturunternehmens Ferrovial unterstützt, warnten aber davor, den Klimaplan nur auf der Jahreshauptversammlung zur Abstimmung zu stellen. Uns schien dies nicht geeignet, um das Meinungsbild der Aktionäre einzuholen.
Moving Global
Wichtig ist uns, dass sich NB Votes nicht mehr allein auf die USA beschränkt. Hauptversammlungsabstimmungen und Markterwartungen unterscheiden sich nämlich von Land zu Land erheblich. In manchen Ländern sind angenommene Aktionärsanträge bindend, in den USA gelten sie nur als Empfehlung, und in wieder anderen Ländern gibt es dieses Instrument gar nicht. Selbst die Abstimmungsformen unterscheiden sich. In manchen Ländern können Aktionäre bei Vergütungsfragen nicht nur einmal, sondern zweimal abstimmen – erst über den Vergütungsplan, dann über das konkrete Paket – also einmal ex-ante und einmal ex-post. Auch bei den Corporate-Governance-Praktiken kann es große Unterschiede geben,da sie oft durch den Corporate-Governance-Kodex des jeweiligen Marktes bestimmt sind. In Japan, mit seinen problematischen Überkreuzbeteiligungen und Maßnahmen zur Verhinderung von Übernahmen, haben wir konkrete Erwartungen formuliert. Beim Sportbekleidungshersteller Asics haben wir gegen die „Giftpille“ gestimmt, die feindliche Übernahmen verhindern soll. Außerdem lehnten wir die Bestellung einiger hochrangiger Manager und Boardmitglieder ab. Wir haben unsere Abstimmungsrichtlinien an die Besonderheiten der einzelnen Länder angepasst. Mit NB Votes wollen wir zeigen, was das für unsere Entscheidungen bedeutet.
Abstimmungen sind nicht alles
Abstimmungen sind zwar ein wichtiger Teil unseres Engagements und unserer ESG-Strategie, aber keineswegs alles. Hinzu kommen Analysen, Prozesse, Daten und umfassende Einflussnahme. All dies hilft uns, Performancefaktoren zu erkennen und Veränderungen zu bewirken. In unserem gerade veröffentlichten ESG-Jahresbericht 2020 informieren wir detailliert über unsere Aktivitäten, Ideen und Ziele, auch über 2021 hinaus. Entscheidend ist stets, dass wir ein gutes Beispiel geben wollen. Wir sind überzeugt, dass ESG-Faktoren für den finanziellen Erfolg von Unternehmen und Investoren langfristig wichtig sind.
Jonathan Bailey – Head of ESG Investing
Caitlin McSherry, Director of Investment Stewardship – ESG Investing Team