CIO Weekly | Fünf große Veränderungen sorgen für ein schwieriges Aktienjahr 2022

Fünf große Veränderungen dürften 2022 zu einem unruhigen und schwierigen Aktienjahr machen. Das absehbare Ende der Pandemie zählt noch nicht einmal dazu. Neuberger Berman | 20.01.2022 09:30 Uhr
Joseph V. Amato, President and Chief Investment Officer – Equities, Neuberger Berman / © Neuberger Berman
Joseph V. Amato, President and Chief Investment Officer – Equities, Neuberger Berman / © Neuberger Berman
Archiv-Beitrag: Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.

Joseph V. Amato, President and Chief Investment Officer – Equities, Neuberger Berman:

Nach zwei Jahren Pandemie klingt es seltsam, wenn man ausgerechnet jetzt schwierigere Zeiten für Aktieninvestoren ausruft.

Und doch rechnen wir damit, weil wir 2022 für ein Jahr der Wendepunkte halten. Wichtige technische und fundamentale Faktoren, die die Wirtschaft seit Jahren – wenn nicht Jahrzehnten – stützen, könnten bald wegfallen. Wenn die Finanzmärkte darauf reagieren, dürfte eine höhere Volatilität unvermeidbar sein.

Das sind die aus unserer Sicht wichtigsten Veränderungen:

Inflation

Ende 2021 legte die Teuerung in Europa und den USA allmählich zu. Letzte Woche wurde dann bekannt, dass die US- Inflation im Dezember auf ein 40-Jahres-Hoch von 7% z.Vj. gestiegen ist und die Kernrate mit 5,5% über den Erwartungen lag.

2022 dürfte sich bestätigen, dass dieser Inflationsschock dauerhafte Folgen für die Preisentwicklung hat. Wir rechnen damit, dass die Preise in diesem Konjunkturzyklus so stark steigen und schwanken werden wie seit den 1980ern nicht mehr.

Die coronabedingten Lieferengpässe könnten nachlassen, aber strukturelle Anpassungen, die Energiewende, Fachkräftemangel und andere Arbeitsmarktungleichgewichte dürften Löhne, Energiepreise und Wohnkosten langfristig stärker steigen lassen. Der jüngste US-Arbeitsmarktbericht hat gezeigt, wie groß der Personalmangel ist.

Geldpolitik und Liquidität

Nach dem jüngsten Inflationsanstieg ist der US-Leitzins real sogar noch niedriger als in den 1970ern.

Die großen Notenbanken gerieten dadurch unter starken Druck: Nach den Fed Funds Futures ist eine Zinserhöhung im März nahezu sicher, obwohl sie noch im Oktober fast als ausgeschlossen galt. Auf das Protokoll der Dezember-Offenmarktausschusssitzung reagierte der Markt mit Volatilität. Man erfuhr, dass die Fed nicht nur das Tapering der Anleihenkäufe bis März abschließen will, sondern auch schon bald beginnen wird, die Bilanzsumme zu verringern. 

Noch ist genügend Liquidität für den Kauf von Gütern, Dienstleistungen und auch Aktien vorhanden. Nach Analystenschätzungen haben die amerikanischen Verbraucher 2 bis 3 Billionen US-Dollar mehr gespart, als wenn es Corona nicht gegeben hätte. Auch die Aktienquoten institutioneller Investoren liegen den meisten Indikatoren zufolge noch immer unter den Höchstständen des letzten Marktzyklus. 

Und doch bedeutet die Wende der Notenbanken, dass die Zinsen jetzt sehr viel schneller erhöht werden als bislang angenommen und auch die Liquidität sehr viel schneller zurückgefahren wird. Da außerdem die staatlichen Coronahilfen wegfallen, wird die Liquidität wesentlich knapper. Bei derart großen Veränderungen werden auch Fehlentscheidungen wahrscheinlicher. Vor allem besteht das Risiko, dass die Fed die Zinsen unerwartet schnell anhebt, um die Inflation zu bekämpfen. Das würde der Konjunktur sehr schaden.

Energie und China

Verändern wird sich ab 2022 auch der weltweite Energiemix.

2020 und 2021 verabschiedeten immer mehr Länder und Unternehmen Netto-Null-Ziele. Nach der Glasgower Klimakonferenz im November und der Rückkehr der USA ins Pariser Klimaabkommen könnte jetzt die kritische Masse erreicht sein. Das gilt für Politik, Unternehmen und Investitionen gleichermaßen.

Wir haben bereits gesehen, wie die Energiewende die Preise treiben kann, wenn sich zugleich die Wirtschaft erholt, das Wachstum über dem Trend liegt und die Energienachfrage entsprechend steigt. Auch für die Notenbanken ist das nicht einfach: Einige von ihnen wollen mit makroprudenziellen Maßnahmen die langfristigen Risiken klassischer Energieinvestments für den Finanzsektor mindern. Als eine der ersten Notenbankerinnen hat Isabel Schnabel von der EZB letzte Woche aber gewarnt, dass dies dem Preisstabilitätsziel entgegenstehen könnte.

Schon früher haben große energiepolitische Veränderungen die Rohstoffmärkte destabilisiert. Der Klimawandel ist ein sehr großes Langfristrisiko. Als Investoren müssen wir aber auch die kurzfristigen Auswirkungen der Klimaschutzmaßnahmen im Blick behalten.

Unser letzter Punkt ist China.

Die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt hat in den letzten 20 Jahren am meisten zum Weltwirtschaftswachstum beigetragen. Aber jetzt ist „Wohlstand für alle“ die neue Devise – weniger Wachstum, aber mehr Verteilungsgerechtigkeit. Diese Neuerung kann man gar nicht hoch genug einschätzen.

Noch schwieriger wird 2022 dadurch, dass diese strukturellen Veränderungen dem kurzfristigen Ziel einer lockereren Geld- und Fiskalpolitik mit etwas mehr Wachstum widersprechen könnten. Als die US-Inflation letzte Woche auf ein 40-Jahres-Hoch stieg, begann China die Geldpolitik zu lockern, wenn auch nicht so stark wie erwartet. Diese gegenläufigen Tendenzen der beiden größten Volkswirtschaften der Welt bestärken uns darin, dass 2022 volatiler werden kann.

Ein erster Vorgeschmack

Inflation, Geld- und Fiskalpolitik, Liquidität, Energie, China: Hier sehen wir überall Wendepunkte, die Aktieninvestoren 2022 auf Trab halten könnten.

Natürlich muss die Konjunktur deshalb nicht aus dem Tritt geraten. Die Unternehmensgewinne müssen nicht drastisch einbrechen, und es sind auch nicht deutlich mehr Zahlungsausfälle zu erwarten. Auch früher ist die Wirtschaft trotz strafferer Geldpolitik weiter gewachsen.

Und doch können solche Veränderungen für viel Volatilität sorgen. Meist führen sie zu höheren Risiken und mehr Unsicherheit. Aktien könnten 2022 dennoch zulegen. Wir glauben aber, dass das Auf und Ab in den ersten beiden Wochen des Jahres ein Vorgeschmack auf das ist, was noch kommt.

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