CIO Weekly | Erst Kursrutsch, dann Abschwung

Egal, ob die Rezession kommt oder nicht: Unser Asset Allocation Committee glaubt, dass sich der absehbare Abschwung und die anhaltende Marktvolatilität für Investoren so anfühlen. Neuberger Berman | 29.06.2022 08:00 Uhr
Erik Knutzen, Chief Investment Officer – Multi-Asset Class, Neuberger Berman / © Neuberger Berman
Erik Knutzen, Chief Investment Officer – Multi-Asset Class, Neuberger Berman / © Neuberger Berman
Archiv-Beitrag: Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.

Letzte Woche traf sich unser Asset Allocation Committee, um über seine aktuellen Markteinschätzungen zu diskutieren. In zwei Wochen erscheint der vollständige Outlook. Heute berichten wir schon einmal über mehrere wichtige Ergebnisse.

Nach einem turbulenten Quartal mit einer massiven Straffung der Geldpolitik, starkem Zinsanstieg, Kurseinbrüchen am Aktienmarkt und sich ausweitenden Credit Spreads stehen wir unserer Ansicht nach jetzt an einem Wendepunkt.

Auf die strafferen Finanzbedingungen haben die Märkte schon in der ersten Jahreshälfte reagiert, als fallende Bewertungen für Verluste sorgten. In den nächsten sechs Monaten kommen schwächere Wachstums- und Gewinnprognosen hinzu.

Bei Aktien bleiben wir daher vorsichtig. Unterdessen können sich Anleiheninvestoren über höhere Renditen und weitere Credit Spreads freuen. Weil die langfristigen Bewertungen günstiger geworden sind, kann man Portfolios jetzt leichter defensiv ausrichten. Gerade den zweiten Punkt halten wir für wichtig, da wir mit einem massiven Abschwung rechnen.

Die Konjunktur könnte stark nachlassen

Schon vor vier Wochen schrieben wir, dass jetzt weniger die steigenden Realrenditen als die Folgen des schwächeren Wirtschaftswachstums für die Unternehmensgewinne Aktieninvestoren irritierten. In den ersten sechs Monaten des Jahres schienen sich die Gewinnprognosen kaum zu ändern. Lediglich der Diskontfaktor stieg, was natürlich Auswirkungen auf die Kurse hatte.

Wir glauben, dass die derzeitigen Leitzinserhöhungen weitgehend in den Anleihenrenditen berücksichtigt sind. Der Diskontfaktor dürfte daher nicht mehr wesentlich steigen.

Aber wir glauben auch, dass die Zinserhöhungen die Nachfrage dämpfen. Die US-Wirtschaft wird schwächer wachsen, und die Inflation wird bis zum Jahresende bis auf 4% zurückgehen. Weil die Unternehmensgewinne aber eine nominale Größe sind, könnten sie allein durch die Teuerung real um fast 5% fallen. Dabei ist ein möglicher Abschwung noch gar nicht berücksichtigt. Aber damit rechnen wir.

Noch glauben wir aber, dass die USA einer technischen Rezession entgehen können, auch wenn das mit jedem Inflationsmonat unwahrscheinlicher wird. Aber Rezession oder nicht – für Aktieninvestoren dürfte sich der Abschwung so anfühlen. Noch sind keine niedrigeren Unternehmensgewinne in den Kursen berücksichtigt. Wenn es so weit ist, kann das zu zusätzlichem Druck auf die Kurse führen.

Wohl nur wenige Zahlungsausfälle

Anders ist es bei Credits. Hier könnte eine Rezession in den Kursen weitgehend berücksichtigt sein. High-Yield-Spreads von etwa 500 Basispunkten und über 8% Rendite scheinen uns sehr attraktiv.

Für den Fall einer ausgeprägten Rezession, die deutlich stärker ist als in unserem Basisszenario, hat unser Anleihenteam einen Stresstest durchgeführt. Selbst dann dürften sich die Ausfallquoten in Grenzen halten.

Der Energiesektor, der zuletzt häufig Probleme machte, profitiert vom Rohstoffpreisanstieg. Risikoreichere Private-Equity-Transaktionen wurden in den letzten zehn Jahren oft mit Leveraged Loans und nicht mit High-Yield-Anleihen finanziert. Auch glauben wir, dass der aktuelle Abschwung vor allem vom Konsum ausgeht und nicht von Problemen im Finanzsektor oder der Industrie. Vielleicht betrifft er daher nur wenige Branchen und beschränkt sich weitgehend auf Konsumgebrauchsgüterhersteller.

Kasse halten

Die Renditen von Investmentgrade-Unternehmensanleihen und Staatsanleihen sind jetzt ebenfalls höher. Wie erwähnt, könnten sie bald ihr Maximum erreichen, wenn es nicht schon hinter uns liegt.

Wir warten zunächst ab, bis wir bei der Inflation und den wirtschaftlichen Folgen der strafferen Finanzbedingungen klarer sehen. Wir glauben aber, dass Anleihen defensive Portfolios erstmals seit Langem wieder stabilisieren können.

Tatsächlich setzt das Asset Allocation Committee vorerst auf defensive Anlagen: auf Aktien mit niedrigerem Beta, langfristige Rohstoffpositionen, eine generelle Übergewichtung von Anleihen, unkorrelierte Strategien und nicht zuletzt auf ausreichend Dry Powder, um im Einzelfall Chancen nutzen zu können.

Die nächsten Monate werden wohl nicht einfach. Aber schwierige Zeiten sind die Basis für langfristigen Erfolg.

Mehr über die aktuellen Einschätzungen des Asset Allocation Committee finden Sie in unserem vollständigen Outlook für das 3. Quartal 2022. Melden Sie sich hier für unser Webinar an, in dem Erik Knutzen über einige der wichtigsten Themen spricht.

Erik Knutzen, Chief Investment Officer – Multi-Asset Class, Neuberger Berman

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