„Der Inflationsausblick wird zunehmend problematisch und eine Rezession wird wahrscheinlicher. Doch ob die US-Wirtschaft im technischen Sinne in eine Rezession fällt oder nicht – für Anleger dürfte es sich so anfühlen." – Erik Knutzen, CIO Multi-Asset Class bei Neuberger Berman.
Jetzt kommt die Stagflation: Rezession wird wahrscheinlicher
Noch mindestens neun bis zwölf Monate lang müssen Anleger mit hoher Unsicherheit und Volatilität rechnen. Unkorrelierte und kurzfristige Trading-Strategien bleiben daher ebenso interessant wie Geldmarktanlagen. Beides schützt vor Marktvolatilität und macht es leicht, schnell interessante Anlagechancen zu nutzen. „Die kommenden Monate werden schwierig. Aber das ist auch eine Chance, denn oft wird in schwierigen Zeiten der Grundstein für langfristigen Erfolg gelegt“, so Erik Knutzen.
Eine Rezession wird mit jedem Monat, in dem die Inflation so hoch ist wie zurzeit, wahrscheinlicher. Sie dürfte sich aber in Grenzen halten: Wenn die Konjunktur schwächelt, dann wohl, weil die Verbraucher ihren Gürtel enger schnallen – und nicht aufgrund systemischer Probleme im Finanzsektor, der Industrie oder am Immobilienmarkt. Banken und andere Unternehmen stehen gut da und können mit strafferen Finanzbedingungen zurechtkommen.
Alternative Investments: Mehrwert und Stabilisierung
Hedgefonds und andere liquide alternative Strategien bleiben nach wie vor interessant. Sie bieten die Aussicht auf unkorrelierte Erträge, wenn der Ausblick auf den Aktienmarkt schwach ist.
Im Private-Equity-Bereich machen die Bewertungen zwar Sorgen, das Segment bleibt aber gegenüber Aktien attraktiv. Viele Private-Equity-Transaktionen betreffen schnell wachsende Qualitätsunternehmen mit einem niedrigen Verschuldungsgrad. Die Aussicht auf Mehrwert ohne die für Aktien typische Volatilität könnte auch für eine gewisse Stabilisierung des Portfolios sorgen, wenn der Aufschwung zu Ende geht. Investitionsjahrgänge unmittelbar nach dem Wendepunkt eines Konjunkturzyklus entwickelten sich in der Vergangenheit meist gut – vor allem, weil das Kapital dieser Jahrgänge oft dann angelegt wird, wenn die Aktienbewertungen fallen.
Rohstoffe: Angebot und Nachfrage klaffen auseinander
Am Ölmarkt bleibt die Lage schwierig. Manche Lieferkettenstörungen könnten in den nächsten Monaten zwar nachlassen, doch dürfte sich an den wirklich großen Herausforderungen kaum etwas ändern – am Krieg in der Ukraine und den viel zu niedrigen Investitionen in den letzten zehn Jahren.
Trotz eines strengen Corona-Lockdowns in weiten Teilen Chinas kostete das Barrel Rohöl über 100 US-Dollar. Allein das zeigt, wie sehr Angebot und Nachfrage aus dem Gleichgewicht geraten sind. Die OPEC kann kaum noch mehr fördern. Versuche, Ölreserven freizugeben und Verbraucher zu subventionieren, haben bislang nur zu einer höheren Nachfrage geführt und Öl sowie Raffinerieprodukte noch teurer werden lassen.
Die Gründe für ein Auseinanderklaffen von Angebot und Nachfrage sind struktureller Natur. Deshalb ist mit weiter steigenden Preisen für Öl und viele andere Rohstoffe zu rechnen – mit vielschichtigen Auswirkungen auf Inflation und Zinsen.
Anleihen: laufende Erträge mit IG-Titeln
Aus Sicht des AAC passen die derzeitigen langfristigen Renditen von US-Staatsanleihen zu einem neutralen Leitzins von etwa 2,25% bis 2,50%. Da die Fed ihren Leitzins dieses Jahr aber auf 3,25% bis 3,75% anheben dürfte, ist in nächster Zeit mit einer Zehnjahresrendite von 3,0% bis 3,5% zu rechnen.
Erstmals seit Langem ist auch wieder eine Chance dafür zu erkennen, mit Investment-Grade-Titeln ordentliche laufende Erträge zu erzielen. Dazu kommt sogar Potenzial für leichte Kursgewinne und nicht zuletzt das Diversifikationspotenzial, wenn die Konjunktur nachlässt.