CIO Weekly | Ein neues Klima für Infrastrukturinvestments

Nach einem schwierigen Jahr für Wasserversorgung, Energie und Logistik stehen grundlegende Reformen an. Die Politik könnte Infrastrukturinvestitionen jetzt endlich ernst nehmen. Neuberger Berman | 19.09.2022 08:49 Uhr
J. Michael McCarthy, Head of Infrastructure, Private Markets, Neuberger Berman / © e-fundresearch.com / Neuberger Berman
J. Michael McCarthy, Head of Infrastructure, Private Markets, Neuberger Berman / © e-fundresearch.com / Neuberger Berman
Archiv-Beitrag: Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.

Infrastruktur ist mehr als Straßen, Brücken, Häfen und Energienetze. Mindestens ebenso wichtig sind die Investitionserwartungen.

In den Industrieländern zeigte sich dieses Jahr mehr denn je, dass bei der Infrastruktur etwas im Argen liegt. Der Aufschwung nach der Pandemie bestätigte die Instabilität unserer Lieferketten, der russische Einmarsch in die Ukraine die Abhängigkeit von unzuverlässigen Energieexporteuren. Beides führte zu einer massiven Inflation. Dann folgte der extrem warme Sommer. Er führte uns die Folgen des Klimawandels eindringlich vor Augen und brachte die Wasserversorgung in den USA und Europa an ihre Grenzen.

Die Politik reagierte darauf mit einer Reihe neuer Gesetze, zuletzt mit dem viel beachteten „Inflation Reduction Act“ in den USA (USIRA). Am 16. August hat Präsident Biden ihn unterzeichnet.

USIRA und ähnliche Gesetze in anderen Ländern zeigen, dass die Welt Infrastrukturinvestitionen vielleicht endlich ernst nimmt. Doch so hoch die geplanten Ausgaben auch sind: Aus unserer Sicht sind sie erst der Anfang.

Die Kosten der Netto-Null

Auf dem Weg zur Netto-Null sieht USIRA fast 350 Milliarden US-Dollar Ausgaben allein für Technologien zur Verringerung der CO2-Emissonen vor.

Analysten schätzen, dass sie durch das Gesetzespaket bis 2030 um 1 Milliarde Tonnen jährlich gesenkt werden. Die USA könnten dann auf dem G20-Treffen und der COP27-Klimakonferenz dieses Jahr wieder glaubwürdig für die Netto-Null eintreten und eine Führungsrolle übernehmen.

In den USA sollen 950 Millionen Solarpanels, 120.000 Windkraftanlagen und 2.300 Stromspeicher hinzukommen. Das hat große Auswirkungen auf den amerikanischen Energiemix und ist eine wichtige Chance für Infrastrukturinvestitionen: Nach Einschätzung des Energieberatungsunternehmens Wood Mackenzie sollen bis 2035 1,2 Billionen US-Dollar in erneuerbare Energien investiert werden.

Technologieneutralität

USIRA stellt hohe Ausgaben in Aussicht. Viele Analysten halten die Neuregelung der Steuergutschriften für Investitionen aber für noch wichtiger.

Um eine Steuergutschrift zu erhalten, muss man zurzeit noch in bestimmte erneuerbare Energien investieren – oder nachweisen, dass ein Projekt diesen Energien nützt.

Eine Steuergutschrift für Investitionen in Speicherbatterien erhält zum Beispiel nur, wer beweisen kann, dass sie etwa Teil eines Solar- oder Windkraftprojekts sind. Das ist nicht immer einfach.

Ab 2025 sieht das USIRA technologieneutrale Steuergutschriften vor. Man muss dann nur noch belegen, dass das Projekt keine CO2-Emissionen verursacht.

Infrastrukturinvestitionen im Wert von mehreren Milliarden US-Dollar könnten dadurch erstmals wirtschaftlich interessant werden. Bislang hat der Staat entschieden, welche Technologien gefördert werden. Jetzt soll es der Markt tun. Neben Speichertechnologien, Brennstoffzellen und CO2-Abscheidung und -Speicherung könnten dann auch viele andere Technologien von Steuergutschriften profitieren, an die jetzt noch niemand denkt.

Netze

Aber warum glauben wir, dass das bislang nur der Anfang ist?

Der Inflation Reduction Act hat Investitionen in erneuerbare Energien sehr viel berechenbarer gemacht. Das Build-Back-Better-Gesetz, das Anfang des Jahres schon vor der Abstimmung im Senat gescheitert war, hätte aber wohl noch mehr bewirkt.

Vor allem sieht USIRA keine Steuergutschriften für Investitionen in das Elektrizitätsnetz vor, anders als ursprünglich geplant.

Dennoch gehen Analysten davon aus, dass sich dank USIRA die Stromspeicherkapazität in den nächsten fünf Jahren verfünf- oder versechsfacht, sodass sich die derzeitige Netzinfrastruktur effizienter nutzen lässt.

Wir meinen aber, dass das noch nicht reicht. Damit die Netze aus dem 20. Jahrhundert zur Stromerzeugung des 21. Jahrhunderts passen, müssen sie weiter modernisiert werden. Schon jetzt wird jährlich doppelt so viel Solarkapazität installiert wie noch vor einigen Jahren, um nur ein Beispiel zu nennen. Dank USIRA wird sich das wohl noch einmal verdoppeln. Ohne bessere Netze dürfte der Transport der so gewonnenen Energie in andere Regionen schwierig bleiben.

Deshalb glauben wir, dass die US-Regierung irgendwann auch Steuergutschriften für Netzinfrastruktur in Betracht zieht.

Arbeitsplätze

Ähnliche Entwicklungen gibt es auch in anderen Ländern.

Die EU-Regierungen beginnen gerade erst damit, die im EU-Haushalt und im EU-Wiederaufbauprogramm NextGenerationEU bereitgestellten 2 Billionen Euro für Infrastruktur auszugeben. Bei Redaktionsschluss verabschiedete die australische Labour-Regierung gerade ein Klimagesetz, das die Treibhausgasemissionen bis 2030 um 43% verringern soll. Außerdem werden Anreize geschaffen, um die Rohstoffförderung von fossilen Brennstoffen auf Metalle und andere Rohstoffe zu verlagern, die für die Energiewende wichtig sind.

Schließlich sorgen auch Entwicklungen wie die Wasserkrise in Mississippi in diesem Sommer und die Dürre in Europa für ein Umdenken. Die Politik achtet zunehmend auf die Eignung unserer kritischen Infrastruktur für ein wärmeres Klima. 

Wegen des Rezessionsrisikos könnten auch Skeptiker wie der amerikanische Senator Joe Manchin erkennen, dass höhere Ausgaben für erneuerbare Energien auch qualifizierte Arbeitsplätze schaffen.

Zwei Wochen, nachdem Präsident Biden den Inflation Reduction Act unterzeichnet hat, hat er 26 neue Mitglieder für das National Infrastructure Advisory Council ernannt. Das sorgte weltweit für weniger Schlagzeilen als die neue Gesetzgebung, lässt aber für die Zukunft Ähnliches erwarten. Das Klima für Infrastrukturinvestments dürfte sich deutlich verbessern.

J. Michael McCarthy, Head of Infrastructure, Private Markets, Neuberger Berman

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