Überraschende Inflationsprognose bei EZB-Sitzung: Währungshüter werden Zinsen auch in Zukunft deutlich anheben!

Inflationsprognose für 2023 auf 5,1 Prozent angehoben: Bei der EZB-Sitzung am Donnerstag überraschten weniger die Entscheidungen als die Prognosen der Währungshüter. Patrick Barbe, Head of European Investment Grade Fixed Income bei dem US-amerikanischen Vermögensverwalter Neuberger Berman, geht davon aus, dass die EZB die Zinsen in kommenden Sitzungen nochmal deutlich anheben könnte – Risiken bei Banksystem und Konjunkturentwicklung zum Trotz. Neuberger Berman | 16.06.2023 12:45 Uhr
Patrick Barbe, Head of European Investment Grade Fixed Income bei Neuberger Berman / © e-fundresearch.com / Neuberger Berman
Patrick Barbe, Head of European Investment Grade Fixed Income bei Neuberger Berman / © e-fundresearch.com / Neuberger Berman

Wir haben erwartet, dass die EZB ihren Einlagensatz um 25 Basispunkte anhebt und gleichzeitig das Ende der Reinvestition fälliger Anleihen in ihrem APP-Portfolio ankündigt. Insofern überraschten die Beschlüsse der EZB am Donnerstag zunächst nicht. Was allerdings durchaus überraschte, waren die Inflationsprognosen. So erwarten die Währungshüter sowohl in diesem als auch im nächsten Jahr eine hohe Kerninflation – und haben ihre Inflationsprognosen ohne Energie und Lebensmittel aufgrund des robusten Arbeitsmarktes und des Anstiegs der Lohnstückkosten sogar nochmal deutlich nach oben korrigiert. Erwartet wird jetzt für 2023 eine Inflation von 5,1 Prozent – in der Märzprognose waren es noch 4,7 Prozent. Daher ist davon auszugehen, dass die EZB auch bei ihren nächsten Sitzungen die Leitzinsen erneut anheben wird, und zwar auf mindestens 3,75 Prozent. Eine Senkung in naher Zukunft erwartet der Markt nicht. Entsprechend entwickelten sich die kurz- bis mittelfristigen Anleihen unterdurchschnittlich. Ihre Rendite stieg um etwa 0,10 Prozent.

Schärfere Kreditvergabe und Konjunkturschwäche erhöhen Rezessionsrisiko

Dabei räumten die Währungshüter selbst ein, dass die Aussichten für das Wirtschaftswachstum und die Inflation im Euroraum „weiterhin sehr unsicher“ ist. Tatsächlich bestätigten die aktuellen Einkaufsmanagerindizes (PMIs) die Schwäche der Konjunktur in der Eurozone. Insbesondere die Aktivitäten im verarbeitenden Gewerbe sind nach wie vor gering und die Einzelhandelsumsätze haben sich weiter verschlechtert. In Anbetracht dieser strukturellen Schwäche im Euroraum hat sich das Risiko einer Rezession erhöht. Hinzukommt, dass die Banken aktuell eine sehr vorsichtige Kreditvergabestrategie verfolgen, die sich mit einer Verzögerung von etwa neun Monaten bei den Auswirkungen von Zinserhöhungen auf die Wirtschaftstätigkeit noch verschlechtern könnte. Die Entscheidung der EZB könnte daher ein schwächeres Wachstum und einen schnelleren Rückgang der Inflation mit einer durchschnittlichen Kernrate von unter 5% zur Folge haben, als die die Währungshüter erwarten.

Bankensystem: Risiko finanzieller Engpässe weiter unterschätzt

Ihre neuen Inflationsprognosen dürften zu höheren Zinssätzen führen, was die Verschärfung der Kreditkonditionen für die Wirtschaft verstärken dürfte. Für das Kreditrisiko von Unternehmen ist dies eine ungünstige Entwicklung. Insbesondere für die Kreditqualität, die sich wahrscheinlich verschlechtern wird. Zudem sind wir immer noch überrascht, dass die EZB es nicht für notwendig hält, etwas zur Unterstützung des Bankensystems vorzuschlagen, vor allem im Hinblick auf die Liquidität. Wir verstehen, dass die EZB Vertrauen in die Widerstandsfähigkeit und Solvenz der europäischen Banken hat. Dennoch sind wir der Ansicht, dass es durchaus die Möglichkeit gibt, dass die Währungshüter das Risiko anhaltender finanzieller Engpässe in einer Zeit von sehr geringem Wirtschaftswachstum unterschätzen.

Von Patrick Barbe, Head of European Investment Grade Fixed Income bei Neuberger Berman

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