EZB wird abwarten und Wirtschaftsprognose deutlich reduzieren

Der Ausgang der EZB-Sitzung in dieser Woche ist unklar wie lange nicht: Gibt es weitere Zinserhöhungen? – oder warten die europäischen Währungshüter erstmal ab? Patrick Barbe, Head of European Investment Grade Fixed Income bei dem US-amerikanischen Vermögensverwalter Neuberger Berman, hält letzteres Szenario für wahrscheinlicher. Warum sich die Inflationsraten der EU-Staaten langsam angleichen – und wie das die EZB-Politik beeinflussen könnte, erklärt er in seinem Kommentar. Neuberger Berman | 12.09.2023 15:42 Uhr
Patrick Barbe, Head of European Investment Grade Fixed Income bei Neuberger Berman / © e-fundresearch.com / Neuberger Berman
Patrick Barbe, Head of European Investment Grade Fixed Income bei Neuberger Berman / © e-fundresearch.com / Neuberger Berman

Noch hat sich die EZB nicht dazu geäußert, ob sie die Zinsen in der kommenden Sitzung anheben wird. Dennoch ist es auch angesichts der Verzögerungen, die sich bei den vergangenen EZB-Leitzinserhöhungen auf die wirtschaftliche Entwicklung gezeigt haben, wahrscheinlich, dass die Währungshüter bei ihrer abwartenden Haltung bleiben und mit ihrer Zinserhöhungspolitik erstmal pausieren. Dies legt auch ein Blick auf die Datenlage nahe. Immerhin hat die EZB in den vergangenen Monaten immer wieder ihren datenabhängigen Ansatz betont – und seit ihrer letzten Sitzung stehen den Währungshütern nun mehr Informationen zu zwei wichtigen Themen zur Verfügung:

  1. Zur wirtschaftlichen Entwicklung: Die Frühindikatoren kündigen an, dass die Rezession von der Industrie auf den Dienstleistungssektor übergreift. Damit erlebt die Eurozone nicht nur eine rein technische Rezession sondern eine reale. Damit wäre es der EZB bereits gelungen, die Nachfrage ausreichend zu dämpfen, was den Inflationsdruck bald verringern dürfte. 
  2. Zu Entwicklung der Inflation: Erst kürzlich hat Christine Lagarde noch einmal bestätigt, dass ein klarer Rückgang der Inflation zu erkennen ist, was auch in Bezug auf die Kerninflation verstanden werden kann. Diese hat über die letzten vier Monate einen annualisierten Anstieg von weniger als 3 Prozent verzeichnet. Sie liegt damit also deutlich unter den letzten Daten von +5,3 Prozent im Jahresvergleich.

Frühere Projektionen der EZB aus dem vergangenen Juni haben die Märkte überrascht, weil sie für dieses Jahr und 2024 ein höheres Wachstum sowie mittelfristig eine höhere Inflation prognostiziert hatten. Für die aktualisierten Projektionen erwarten wir eine deutliche Abwärtskorrektur des Wirtschaftswachstums und eine niedrigere mittelfristige Inflation, die sich ihrem Ziel von 2 Prozent allmählich annähert.

Deutsche Inflationsraten werden sich an Euro-Länder angleichen

Interessant ist in diesem Zusammenhang auch, wie unterschiedlich die Inflationsentwicklung in Deutschland im Vergleich zu anderen Euroländern ist. In der Bundesrepublik fiel die Inflationsrate im vergangenen Monat auf 6,4 Prozent im Jahresvergleich, bei ihrem Höchststand im Oktober vergangenen Jahres waren es noch 11,6 Prozent. In der Eurozone sank die Inflation hingegen von ihrem Höchststand bei 10,6 Prozent auf mittlerweile 5,3 Prozent.

Dieser große Unterschied zwischen Deutschland und dem Rest der Eurozone begann vor einem Jahr, als die deutsche Regierung das 9-Euro-Ticket für öffentliche Verkehrsmittel aufhob. Dieser Basiseffekt fällt in diesem Monat weg. Entsprechend werden sich auch die deutsche Inflationsrate im September an die anderen Euro-Länder allmählich angleichen. Dies dürfte auch die Befürchtung abschwächen, dass die EZB-Politik durch die unterschiedlichen Inflationsraten weniger treffsicher ist.

Von Patrick Barbe, Head of European Investment Grade Fixed Income bei Neuberger Berman

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