CIO Weekly | Die wichtigsten Branchen im neuen Jahr – Teil 2

Auch in dieser Ausgabe unserer Perspectives geht es um Themen, die die großen Marktsektoren 2024 bestimmen dürften. Neuberger Berman | 31.01.2024 15:03 Uhr
Joseph V. Amato, President and Chief Investment Officer – Equities, Neuberger Berman / © e-fundresearch.com / Neuberger Berman
Joseph V. Amato, President and Chief Investment Officer – Equities, Neuberger Berman / © e-fundresearch.com / Neuberger Berman

Jeden Januar bitten wir unsere Analysten um ihren Ausblick für die großen Marktsektoren im neuen Jahr.

Wegen der Wahlen in den USA und der Aussicht auf die ersten Zinssenkungen seit 2020 dürfte es auch 2024 nicht langweilig werden. Auch in dieser Ausgabe der CIO Weekly Perspectives berichten wir über einige aus Sicht unserer Analysten wichtige Themen. Letzte Woche ging es um die Sektoren Gesundheit, Energie sowie Elektrizität und Versorger. Im zweiten und letzten Teil befassen wir uns mit Technologie, Finanzen, Konsumgütern und der Industrie.

Technologie: Wandel, Wachstum, Wettbewerb

Technologie war eines der wichtigsten Investmentthemen der letzten Jahre, und 2023 war keine Ausnahme. Halbleiter- und Internetaktien lagen vorn.

Unsere Halbleiteranalystin Jamie Zakalik nennt Künstliche Intelligenz (KI) „einen der wichtigsten langfristigen Wachstumstreiber seit Erfindung des Internets“. 2023 waren die Rahmenbedingungen für den Halbleitersektor daher nahezu perfekt, zumal die Fundamentaldaten vieler Unternehmen ihren Tiefpunkt erreicht hatten und sich allmählich wieder erholten.

Kann dieser beginnende Gewinnanstieg die zurzeit hohen Bewertungen rechtfertigen? Wir meinen, ja. Ein Anstieg des Halbleiterzyklus hält meist zwei bis drei Jahre an, sodass Halbleiter eines der wichtigsten Themen bleiben dürften. Zakalik hält es für wichtig, auf die nächsten Entwicklungsschritte der KI zu achten. So könnten auf das Training großer Modelle jetzt leistungsfähige Spezialanwendungen und KI-Systeme auf Endgeräten (Edge AI) folgen.

KI führt aber nicht nur zu einer größeren Halbleiternachfrage, sondern hat Auswirkungen auf fast den gesamten Technologiesektor. Cloud-Computing-Firmen, die massiv in Künstliche Intelligenz investieren, dürften ihre Umsätze in den nächsten Jahren ebenfalls kräftig steigern. KI könnte auch die digitale Werbung revolutionieren und damit die traditionelle Konjunkturabhängigkeit des Sektors etwas mildern. Durch generative KI wurde die Internetsuche fast über Nacht sehr wettbewerbsintensiv. Noch geht es bei Suchmodellen vor allem um die Funktionsweise. Wichtig sind aber auch Daten, Marken, Vertrieb und die Beziehungen zu Werbetreibenden.

KI ist aber nicht alles.

Unser Internet- und Hardwareanalyst Daniel Flax glaubt, dass langfristig auch das Cloud-Computing immer wichtiger wird. Kurzfristig wird seiner Ansicht nach Workload-Optimierung das zentrale Thema bleiben. Eine wesentliche Rolle wird aber auch weiterhin die Regulierung spielen, vor allem von Plattformanbietern. Wir behalten daher mögliche Untersuchungen der Wettbewerbsbehörden und Veränderungen der Richtlinien genau im Blick. Da immer mehr auf Datenschutz geachtet wird, dürften einige große Plattformen noch immer weiter wachsen, weil sie gezielt neue Produkte entwickeln und direkt Kundendaten erheben.

Selbst der Halbleiterbereich hängt nicht nur von KI ab. Industrieautomatisierung, Elektrifizierung und Konnektivität bleiben große Wachstumschancen. Unterdessen entwickeln sich nicht alle Chipmärkte gleich. Diejenigen, an denen die Korrektur begann – Chips für PCs, Smartphones und Speicher – können sich 2024 weiter erholen, wenn auch unterschiedlich schnell. Chips für Kommunikationstechnik, die Industrie und Autos, bei denen der Abschwung später einsetzte, könnten in der ersten Jahreshälfte noch etwas schwächer sein.

Finanzen: Banken erholen sich, Auftrieb für alternative Assetmanager

Letzte Woche schrieben wir an dieser Stelle viel über Wahlen, Konjunktur und Zinsentwicklung. Es überrascht nicht, dass diese Faktoren 2024 unserer Ansicht nach auch den Finanzsektor bestimmen.

Bankaktien begannen 2023 mit einer Krise, und monatelang mussten Finanzinstitute mit einer inversen Zinsstrukturkurve zurechtkommen. Im 4. Quartal erholten sie sich dann, da man jetzt mit niedrigeren Zinsen rechnete. Die Gewinnerwartungen stabilisierten sich, und die Regulierung schien wieder lockerer zu werden. Die Bewertungen sind attraktiv, aber unsere Analysten hüten sich noch immer vor Kreditinstituten mit einem überdurchschnittlichen Engagement in Gewerbeimmobilien. Stattdessen interessieren sie sich für Titel mit positiven Sonderfaktoren, etwa der Aussicht auf Restrukturierungen.

Im Versicherungsbereich ist unser Analyst Chai Gohil vor allem für Schaden- und Unfallversicherungen für Privatkunden optimistisch, für die 2023 ein gutes Jahr war. Trotz der steigenden Inflation haben die Prämien stärker zugelegt als die Ausgaben. Gohil erwartet für 2024 weiter steigende Margen, was die derzeitigen Bewertungen rechtfertigen würde. Andererseits dürfte der Prämienanstieg bei Schaden- und Unfallversicherungen für Unternehmen auslaufen. Die Margen könnten auch deshalb unter Druck geraten, weil Versicherungen jetzt wieder mehr auf Wachstum setzen.

Besonders zuversichtlich ist Gohil für Lebensversicherungen. Anders als Banken profitieren sie von steigenden Zinsen, da ihre Anlageerträge steigen. Auch das Neugeschäft scheint zu wachsen. Wir achten weiter genau darauf, was die Änderungen der Treuhandregeln des US-Arbeitsministeriums bedeuten können, und beobachten die Entwicklung der Kreditqualität von Private Debt, das in den Anlageportfolios vieler Versicherungen seit einigen Jahren eine wichtigere Rolle spielt.

Wie im übrigen Technologiesektor bleibt der Wettbewerb im Bereich Zahlungsverkehr & FinTechs hart, aber vernünftig: Fast alle Unternehmen achten stärker auf Margen und Rentabilität. Entscheidend dürfte sein, ob ein Unternehmen mit Software und Mehrwertdiensten zusätzliche Umsätze erzielen kann, zumal die Verbraucher vielleicht weniger Geld ausgeben. Alles in allem bleiben die Zahlungsvolumina aber stabil. Manche Aktien dürften auch vom wieder größeren Interesse an Private Equity sowie von mehr Fusionen und Übernahmen profitieren.

Alternative Assetmanager zählen zu den Teilsektoren, denen unsere Finanzanalysten am meisten zutrauen. Anfang 2023 litten viele von ihnen unter Zweifeln an der Bewertung illiquider Aktiva und dem Risiko umfangreicher Anteilsscheinrückgaben, die sie, wie man meinte, nur schwer würden bewältigen können. Doch die Bewertungen blieben stabil, und es wurde mehr Kapital eingesammelt als erwartet, sodass sich die Aktienkurse deutlich erholten. Wir glauben, dass eine recht stabile Konjunktur die Erholung dieses Jahr weiter vorantreibt, da Exits leichter werden. Nach Blackstone im Jahr 2023 könnten jetzt weitere Unternehmen in den S&P 500 Index aufgenommen werden. Dadurch würde die Investorenbasis größer und stabiler.

Konsumgüter: Normalisierung nach vier volatilen Jahren

Der Konsumgütersektor ist sehr konjunkturabhängig. Starkes Reallohnwachstum, nachlassende Inflation sowie die hohe Liquidität der Verbraucher und ihre Bereitschaft, auch Ersparnisse auszugeben, sorgen für Optimismus. John San Marco, unser Analyst für Einzelhandel und E-Commerce, meint aber, dass man auch den unsicheren Arbeitsmarktausblick, die nicht uneingeschränkt guten Haushaltsfinanzen und mögliche Spätfolgen der steigenden Zinsen berücksichtigen müsse.

Vorsichtig sind wir daher in Bereichen, in denen noch immer zu viel konsumiert wird oder wo die bisherige Inflation und die Preiselastizität für Risiken sorgen. Wichtige Themen für 2024 sind für uns der Verbrauchernutzen und die Normalisierung des Sektors nach den Coronajahren und der volatilen Zeit danach.

Ein Großteil des Risikos im Konsumgütersektor konzentriert sich auf Gebrauchsgüter. Hier hängt das Umsatzwachstum stark von der Preismacht ab. Sie scheint nachzulassen, da sich die Verbraucher nach den ausgabenfreudigen Nach-Corona-Jahren jetzt wieder stärker zurückhalten. Schon jetzt scheint beispielsweise das Interesse an teureren Restaurants nachzulassen. Einzelhändler dürften sich besser halten, meint San Marco. Nach der extremen coronabedingten Volatilität und den operativen Schwierigkeiten 2022 und 2023 dürfte 2024 ein Jahr der Erholung werden. Wir glauben, dass sich die Ausgaben dieses Jahr stabilisieren und dass der Einzelhandel die Anlegererwartungen leichter erfüllen kann als konsumnahe Dienstleistungen.

Für Basiskonsumgüter sind wir insgesamt optimistischer, da sich der US-Dollar und die Rohstoffpreise wohl erholen und sich das Umsatz- und Gewinnwachstum voraussichtlich normalisiert. Außerdem erkennen die Anleger die vergleichsweise günstigen Bewertungen des Sektors.

Industrie: Qualität und Chancen zu Beginn eines neuen Zyklus

Die Industrie ist von Natur aus konjunktursensitiv. Das Makroumfeld ist also wichtig, aber mikroökonomische Entwicklungen spielen auch eine Rolle. Günstig sind die allgemeine Stabilisierung des Verarbeitenden Gewerbes, die Normalisierung der Lagerbestände, die wieder besser funktionierenden Lieferketten und die fallenden Rohstoffpreise. Schwierig bleibt es aber weiterhin, genügend Halbleiter zu beschaffen, und auch die Politik spielt eine wesentliche Rolle. Wichtig ist die weitere Entwicklung der Elektrifizierung und der Verteidigungsausgaben.

Alles in allem glaubt unsere Industrieanalystin Evelyn Chow, dass die individuellen Unternehmenseigenschaften und die Auswahl der Teilsektoren 2024 entscheidend für Mehrerträge sind.

Insgesamt optimistisch sind wir für die Bereiche Luft- und Raumfahrt, Verteidigung & Transport. Hier finden wir vor allem den Flugzeugbau und die Flugzeugwartung interessant. Wir sehen hier Chancen durch mehr Reisen und attraktive Bewertungen. Auch der Güterverkehr scheint uns spannend, kurzfristig vor allem Eisenbahnunternehmen, langfristig aber auch der Markt für Teilladungen. Autos & Maschinenbau schätzen wir neutraler ein. Hier setzen wir auf Qualität und Einzelwertchancen.

Moderat positiv beurteilen wir diversifizierte Industrieunternehmen. Hier setzen wir auf Firmen, die kurzfristig von der Konjunktur profitieren können, sowie auf Elektrounternehmen, denen der Ausbau von Datenzentren nützt. Spannend sind auch Qualitätsunternehmen mit der Aussicht auf hohe Langfristgewinne, da die Zinsen voraussichtlich fallen. Chow betont für den gesamten Sektor die Bedeutung von Fusionen und Übernahmen sowie von Spin-offs. Sie glaubt, dass es den Margen nützt, wenn Unternehmen ihr Schicksal selbst in der Hand haben.

Normalisierung und Konjunkturwende

Alles in allem sind die Sektoren in dieser Ausgabe konjunktursensitiver als die Sektoren der letzten Woche. Unsere Überlegungen für 2024 zeigen uns, dass wir gerade den ersten echten Abschwung seit vielen Jahren erlebt haben – also einen Abschwung, der nichts mit vorübergehenden Sonderentwicklungen wie einer geplatzten Preisblase, einer Finanzkrise oder einem exogenen Schock wie Corona zu tun hat. Ursachen sind vielmehr das gesamtwirtschaftliche Angebot und die gesamtwirtschaftliche Nachfrage und die Reaktion auf die Geldpolitik.

2024 dürfte nach den Nullzins- und Coronajahren ein Jahr der Normalisierung werden. Dennoch könnte vieles neu und für viele Unternehmen und Marktteilnehmer ungewohnt sein. Wir rechnen daher auch mit außergewöhnlichen Chancen.

Von Joseph V. Amato, President and Chief Investment Officer – Equities, Neuberger Berman

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