Die jüngsten Angriffe Irans auf Israel haben das Potenzial, eine weitere Zensur auf den globalen Rohstoffmärkten einzuleiten. Zwar könnte die Behauptung des Irans nach dem Angriff, die Angelegenheit sei „abgeschlossen“, durchaus darauf hindeuten, dass das Land eine weitere Eskalation vermeiden möchte. In der Realität gibt es jedoch eine Vielzahl potenzieller Volatilität, insbesondere angesichts möglicher Sanktionen gegen iranische Ölexporte, die die globale Energielandschaft weiter durcheinanderbringen könnten. Das weitere Vorgehen Israels ist von entscheidender Bedeutung und könnte zu eskalierenden Maßnahmen führen, die sich derzeit nicht in den Marktpreisen widerspiegeln.
Russland-Sanktionen verknappen Angebot zusätzlich
Die strategisch wichtige Straße von Hormus, die für die weltweiten Ölströme von entscheidender Bedeutung ist, symbolisiert das empfindliche Gleichgewicht der Kräfte in der Region. Eine vollständige Blockade der Meerenge durch den Iran ist aufgrund der Kontrolle des Omans über die Schifffahrtswege unwahrscheinlich. Jedoch unterstreicht das Risiko für die Ölinfrastruktur durch Stellvertreteraktionen, die an den Angriff in Abqaiq-Khurais im Jahr 2019 erinnern, die erhebliche Anfälligkeit der Verfügbarkeit von Öl für geopolitische Spannungen. Die strategischen Erdölreserven der USA könnten, wenn auch in geringerem Umfang, länger anhaltende Preisspitzen abmildern. Die voraussichtliche Verfügbarkeit von OPEC-Reservekapazitäten, ist angesichts der sich entwickelnden politischen Narrative mit Vorsicht zu genießen. Sollte es jedoch zu einer Eskalation kommen, könnte der Ölpreis schnell die 100-Dollar-Marke überschreiten, was erhebliche wirtschaftliche Herausforderungen mit sich bringen würde.
Gleichzeitig wird der Rohstoffmarkt durch die von den Vereinigten Staaten und dem Vereinigten Königreich verhängten Sanktionen gegen Metalle aus russischer Produktion in Mitleidenschaft gezogen. Die Sanktionen betreffen Aluminium-, Nickel- und Kupfer-Werkstoffe, die nach dem 13. April 2024 produziert werden. Sie sollen den Verkauf dieser Metalle auf den westlichen Märkten einschränken, was das Angebot verknappen und die Spotpreise beeinflussen dürfte. Dies könnte zu einem Wiederaufleben der Backwardation bei diesen Rohstoffen führen. Die Reaktion der Londoner Metallbörse (LME), die das russische Metall auf der Grundlage der Produktionsdaten kategorisiert und das Metall nach den Sanktionen nicht mehr lieferbar macht, zeigt, wie schnell sich der Markt auf diese geopolitischen Veränderungen einstellt.
Geopolitisch sensible Rohstoffe übergewichtet
Die gleichzeitige iranisch-israelische Eskalation und die Sanktionen gegen russische Metalle signalisieren eine breitere Entwicklung hin zu einem Regime, das von geopolitischen Risiken beherrscht wird und traditionelle Investitionsparadigmen infrage stellt. Dieses Umfeld unterstreicht die entscheidende Notwendigkeit einer Diversifizierung in geopolitisch sensible Rohstoffe. Investitionen in Rohstoffe wie Öl, Aluminium, Nickel, Kupfer sind nicht nur als Strategie zur Absicherung gegen Inflationsdruck unerlässlich. Gleichzeitig sind sie auch als Absicherung vor Angebotsschwankungen, die traditionelle Anlagen wie Aktien und Anleihen untergraben könnten, wichtig.
Erste Risiken haben diese Rohstoffe in jüngster Zeit bereits eingepreist. In Anbetracht dieser Entwicklungen ist unsere Anlagestrategie bei den genannten geopolitisch sensiblen Rohstoffen entschieden übergewichtet. Angesichts der sich abzeichnenden Verschärfung der geopolitischen Risiken sollten Anleger eine strategische Neuausrichtung auf Rohstoffe in Erwägung ziehen, um die potenziellen Auswirkungen auf die globalen Märkte und Anlageportfolios zu steuern und abzumildern.
Von Hakan Kaya, Senior Portfolio Manager im Team Quantitative and Multi-Asset Strategies, zuständig für Global Risk Balanced Portfolios und Rohstoffe, Neuberger Berman