Handelskonflikt: "Im Zollstreit verlieren deutsche Autohersteller und die E-Mobilität"

Chinesische Vergeltungszölle gegen die europäische Automobilindustrie könnten vor allem den deutschen Automobilherstellern schaden. Ein Handelskrieg würde den europäischen und US-amerikanischen Verbrauchern den Zugang zu billigeren Elektroautos erschweren und somit der E-Mobilität schaden, sagt Gianmarco Migliavacca, Senior Research Analyst im Investment Grade-Team von Neuberger Berman in seinem Marktkommentar. Neuberger Berman | 24.06.2024 11:41 Uhr
Gianmarco Migliavacca ist Senior Research Analyst im Investment-Grade-Team bei Neuberger Berman / © e-fundresearch.com / Neuberger Berman
Gianmarco Migliavacca ist Senior Research Analyst im Investment-Grade-Team bei Neuberger Berman / © e-fundresearch.com / Neuberger Berman

Zölle auf chinesische Autohersteller sind in Europa ein heißes Thema, nachdem die USA im vergangenen Mai Zölle auf die Einfuhr von Elektrofahrzeugen und Batterien aus China eingeführt haben. Anfang dieses Monats kündigte die EU-Kommission ihre eigenen neuen Zölle auf importierte chinesische Elektrofahrzeuge an, die ab Anfang Juli in Kraft treten werden. Zuvor hatte eine Antisubventionsuntersuchung Beweise für unfaire Praktiken Chinas gefunden. Die neuen Zölle liegen zwischen 20 und 38 Prozent zusätzlich zu den bereits bestehenden Zöllen von zehn Prozent. Die höheren Zölle treffen vor allem chinesischen Autohersteller, die nicht ausreichend mit der EU-Untersuchung kooperiert haben.

Chinesische EV-Hersteller haben aufgrund ihrer wettbewerbsfähigeren Kostenposition einen durchschnittlichen Preisvorteil von bis zu 50 Prozent gegenüber europäischen Herstellern. Neue und höhere EU-Zölle wären somit erst ab 40 Prozent wirksam. Unterhalb dieses Niveaus wären die Auswirkungen noch überschaubar und es den chinesischen Unternehmen weiterhin möglich, in Europa anständige Gewinne zu erzielen.

Vor allem deutsche Autohersteller betroffen

Wir glauben, dass die neuen EU-Zölle chinesische Vergeltungsmaßnahmen gegen europäische Autoexporte nach China auslösen könnten. Und unter dem Strich glauben wir, dass die europäischen Autohersteller bei einem Handelskrieg mehr zu verlieren als zu gewinnen hätten, wobei die chinesischen Vergeltungsmaßnahmen vor allem die deutschen Autohersteller treffen würden.

Volkswagen, Mercedes und BMW exportieren allesamt Premiumfahrzeuge nach China, die einen großen Teil ihrer Einnahmen aus dem Automobilsektor ausmachen. Obwohl alle großen deutschen Automobilhersteller Joint Ventures in China haben, die für den lokalen Markt produzieren, stammt ein Teil ihrer Gewinne aus Premiumfahrzeugen, die nach China exportiert werden. Bei BMW sind es etwa neun Prozent, bei Mercedes und Volkswagen bis zu zwölf Prozent. Chinesische Zölle könnten diesen Absatzmarkt gefährden.

Die europäischen Hersteller von Massenfahrzeugen wie Renault und Stellantis, die nur in geringem Maße in China engagiert sind, würden von den chinesischen Vergeltungsmaßnahmen wahrscheinlich kaum betroffen sein. Im Gegenteil, sie könnten sogar von den angekündigten EU-Abgaben auf chinesische Importe nach Europa profitieren. Unserer Ansicht nach würden sich die chinesischen Vergeltungsmaßnahmen auch nicht wesentlich auf US-Automobilhersteller wie GM und Ford auswirken, da die meisten ihrer für den chinesischen Markt bestimmten Fahrzeuge bereits dort produziert werden.

Verlierer ist die Elektromobilität

Letztlich würde ein Handelskrieg gegen chinesische Automobilhersteller, Gewinner und Verlierer unter den westlichen Erstausrüstern hervorbringen, aber den europäischen und amerikanischen Verbrauchern schaden, da sich ihr Zugang zu billigeren Elektroautos verlangsamen würde. Dies wiederum würde eine breitere Akzeptanz von Elektroautos verzögern, da die Erschwinglichkeit im Vergleich zu herkömmlichen Autos mit Verbrennungsmotor sowohl in Europa als auch in den USA ein entscheidendes Hindernis für eine breitere Akzeptanz darstellt.

Von Gianmarco Migliavacca ist Senior Research Analyst im Investment-Grade-Team bei Neuberger Berman

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