Reformen unvermeidlich: „Die deutsche Industrie braucht eine beispiellose Umstrukturierung!“

Gestern hat Wirtschaftsminister Robert Habeck die deutsche Autoindustrie zum Autogipfel geladen. Zu lange kämpft die Branche bereits mit Absatzproblemen und hohen Kosten für Energie und Personal. Doch dabei steht mehr auf dem Spiel: Die gesamte deutsche Industrie braucht eine beispiellose und tiefgreifende Umstrukturierung, fordert Gianmarco Migliavacca von Neuberger Berman und blickt dabei auch auf die Chemiebranche. Neuberger Berman | 24.09.2024 09:32 Uhr
Gianmarco Migliavacca ist Senior Research Analyst im Investment-Grade-Team bei Neuberger Berman / © e-fundresearch.com / Neuberger Berman
Gianmarco Migliavacca ist Senior Research Analyst im Investment-Grade-Team bei Neuberger Berman / © e-fundresearch.com / Neuberger Berman

Die Erholung des deutschen Industriesektors wird eine beispiellose und tiefgreifende Umstrukturierung erfordern. Besonders in der Automobil- und Chemiebranche könnten diese Reformen die Unternehmensführung sowie die Governance-Strukturen vor erhebliche Herausforderungen stellen.

Die beiden zentralen Sektoren der deutschen Wirtschaft, die Chemie- und Automobilbranche, befinden sich derzeit in einer prekären Lage, da sie besonders empfindlich auf die aktuelle Konjunkturabschwächung reagieren. Sie stehen sinnbildlich für die notwendigen strukturellen Veränderungen. Der Automobilsektor sieht sich mit schwierigen Marktbedingungen konfrontiert, die sich in sinkender Nachfrage und Überkapazitäten widerspiegeln. Erst vor kurzem wurden tiefgreifende Umstrukturierungen ins Auge gefasst. So kündigte Volkswagen Anfang des Monats an, dass Werksschließungen und umfangreiche Entlassungen im Inland notwendig seien – ein beispielloser Schritt in der Geschichte des Unternehmens, der harte Verhandlungen nach sich ziehen wird, deren Ausgang schwer vorherzusehen ist. Gleichzeitig hat der deutsche Chemiesektor bereits mit Umstrukturierungen begonnen, der seit 2022 unter einer schwächeren Nachfrage und gestiegenen Energiekosten leidet. Diese Maßnahmen haben jedoch bislang nicht den erhofften vollen Erfolg gebracht, und es könnten weitere Einschnitte erforderlich werden. Der Branchenführer BASF hat bereits zusätzliche Kostensenkungsziele für seine deutschen Standorte angekündigt.

Management sieht strukturelle Ursachen

Deutschland hat einen langanhaltenden industriellen Abschwung erlebt, wobei die Industrieproduktion seit ihrem Höchststand im Jahr 2017 um 20 Prozent zurückgegangen ist. Für die Krise und den Verlust der Wettbewerbsfähigkeit gegenüber der globalen Konkurrenz werden von den Geschäftsführungen strukturelle Ursachen genannt: Überkapazitäten, hohe Arbeits- und Energiekosten sowie eine sinkende Produktivität. Aus unserer Sicht sind beispiellose Umstrukturierungen erforderlich, die jedoch aufgrund der Stärke der lokalen Gewerkschaften und der komplexen Corporate-Governance-Strukturen nur schwer umzusetzen sein dürften.

Große Gewinner, kleine Verlierer

Diese öffentlichkeitswirksamen Umstrukturierungen werden in den kommenden Monaten und Jahren voraussichtlich ein zentrales Thema sein und Anleger müssen frühzeitig erkennen, wo sie in einer kompromisslosen und darwinistischen Landschaft erfolgreich sein können. Unserer Ansicht nach dürften vor allem die größten, geografisch breit aufgestellten und gut kapitalisierten Unternehmen bevorzugt werden, da sie mehr Zeit haben, tiefgreifende Veränderungen umzusetzen und dabei ihre Kreditwürdigkeit zu erhalten. Im Gegensatz dazu könnten kleinere, stärker lokal agierende Unternehmen, die typischerweise im unteren BBB- oder „Crossover“-Kreditbereich liegen, unter zunehmendem Zeitdruck stehen.

Von Gianmarco Migliavacca ist Senior Research Analyst im Investment-Grade-Team bei Neuberger Berman

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