CIO Weekly | Optimistisch für Aktien, skeptisch beim S&P 500

2025 könnte sich Diversifikation endlich wieder lohnen. Neuberger Berman | 18.12.2024 08:42 Uhr
Erik Knutzen, Co-Chief Investment Officer – Multi-Asset Strategies und Jeff Blazek, Co-Chief Investment Officer – Multi-Asset Strategies, Neuberger Berman / © e-fundresearch.com / Neuberger Berman
Erik Knutzen, Co-Chief Investment Officer – Multi-Asset Strategies und Jeff Blazek, Co-Chief Investment Officer – Multi-Asset Strategies, Neuberger Berman / © e-fundresearch.com / Neuberger Berman

26,3% hat man 2023 mit dem S&P 500 Index verdient, und zwei Wochen vor dem Jahresultimo ist er nur noch wenige Prozentpunkte von den 32,4% von 2013 entfernt. Es folgen 1997 mit 33,4% und 1995 mit 37,6%.

Das sind beachtliche Gewinne. Noch bemerkenswerter ist das 2024er-Ergebnis deshalb, weil so viele Analysten einen Abschwung und Verluste prognostiziert hatten.

In unserem Ausblick Solving for 2025 bleiben wir optimistisch. Wir rechnen damit, dass die US-Wirtschaft über dem Langfristtrend wächst und das die Märkte stützt. Wir warnen aber davor, erneut mit zweistelligen Erträgen des S&P 500 Index zu rechnen.

Aktivistische Industriepolitik

Mit einem Wachstum über dem Trend rechnen wir deshalb, weil höhere Staatsausgaben, Steuersenkungen, Änderungen der Handelsströme, Deregulierung und Industriepolitik die Realeinkommen ärmerer Haushalte und kleinerer Unternehmen wohl überdurchschnittlich stärken. In der derzeitigen Lage muss jede Regierung dafür sorgen, dass mehr Menschen am Wohlstand partizipieren.

Zwar werden in den USA nicht mehr so viele neue Stellen geschaffen, doch sprechen Frühindikatoren weiter für überdurchschnittliches Wachstum. Letzten Dienstag veröffentlichte die National Federation of Independent Business (NFIB) ihren Small Business Optimism Index. Gegenüber dem Vormonat ist er so stark gestiegen wie noch nie, und das Geschäftsklima ist heute ähnlich gut wie in den Wochen nach dem Ende der Lockdowns. Letzte Woche legte auch die New Yorker Fed ihre Verbraucherbefragung vor. Demnach ist der Anteil derer, die in zwölf Monaten mit einer besseren Finanzlage rechnen als heute, wieder so hoch wie kurz vor der Pandemie.

Ein Großteil der guten Stimmung ist in den amerikanischen Aktienkursen schon berücksichtigt. Noch liegen Technologie-Mega-Caps vorn. Amerikanische Small Caps haben in den letzten drei bis sechs Monaten Large Caps aber bereits hinter sich gelassen, und in der ersten Jahreshälfte 2025 dürften sie weiter aufholen. Das gilt für ihre Kurse, und bei Qualitätstiteln auch für das Gewinnwachstum.

Mit einer solchen Erholung rechnen wir auch deshalb, weil wir wieder mehr Fusionen und Übernahmen erwarten, aus unserer Sicht der erste Schritt zu einer größeren Marktbreite. Substanzwerte und Zykliker könnten allmählich wieder attraktiver werden, während die Gewinne der Technologie-Mega-Caps langsamer wachsen und sich normalisieren. Der S&P 500 Index könnte dann im neuen Jahr enttäuschen, auch wenn US-Aktien insgesamt weiter kräftig zulegen.

Zusätzlicher Fiskalimpuls

Weniger klar ist, ob auch nicht amerikanische Aktien aufholen, aber wir schließen es nicht aus. Das könnte 2025 eines der wichtigsten Marktthemen werden.

Außerhalb der USA sind Aktien deutlich niedriger bewertet. In vielen großen Ländern liegen die KGV zwar im hohen einstelligen Bereich, aber die Fundamentaldaten sind nicht immer gut. Was also könnte für Mehrertrag sorgen? Wie Shannon Saccocia letzte Woche schrieb, wäre für eine bessere Aktienperformance weltweit wohl eine expansivere Fiskalpolitik in China und Europa nötig.

Mit der Ernennung von François Bayrou zum französischen Premierminister scheint eine Einigung über einen neuen, vielleicht expansiveren Haushalt etwas näher. Auch die Vertrauensfrage von Olaf Scholz, aller Wahrscheinlichkeit nach gefolgt von vorgezogenen Neuwahlen im Februar, könnte Bewegung in die Fiskalpolitik bringen. Die Ukraine könnte vom Kriegsschauplatz zur Großbaustelle werden. Die EZB-Zinssenkung um 25 Basispunkte am Donnerstag war hingegen keine Überraschung. Viele Beobachter hielten sie für nicht ausreichend.

Etwas mutiger war man letzte Woche in China, weil weitere Zahlen die schwache Konjunktur bestätigten. Die Behörden kündigten einen überraschenden Wechsel an – weg von ihrer alten „vorsichtigen“ zu einer „moderat lockeren“ Geldpolitik, zu einer „vorausschauenderen“ Fiskalpolitik und einer „massiven Stärkung“ des Konsums. Chinesische, japanische und südkoreanische Aktien legten daraufhin zu, ebenso wie der NASDAQ Golden Dragon China Index für US-Werte mit großem China-Engagement.

Disziplin

All das ist ermutigend. Es zeigt aber auch, dass Marktausblick und Marktstimmung zurzeit ungewöhnlich stark von Politik und Notenbanken abhängen. Auch wenn die implizite Marktvolatilität seit den US-Wahlen gefallen ist, könnten sich Risiken und Chancen von einem auf den anderen Tag ändern. Anleger sollten daher diversifiziert bleiben und sorgfältig darauf achten, sich auch einmal gegen den Trend zu stellen.

Eine Möglichkeit wäre etwa, bei amerikanischen Large Caps Gewinne zu realisieren und stattdessen mehr in Small Caps, Substanzwerte, Zykliker und nicht amerikanische Aktien zu investieren.

Eine höhere Inflation erwarten wir 2025 nicht. Die amerikanischen Verbraucher- und Produzentenpreise von letzter Woche, die letzten vor der Offenmarktausschusssitzung am Mittwoch, waren in Ordnung. Dennoch sollte man die Inflationsrisiken einer wachstumsfreundlichen Industrie- und Fiskalpolitik nicht ignorieren und deshalb auch auf Rohstoffe und Sachwerte setzen.

Aus den gleichen Gründen sind wir skeptisch für US-Staatsanleihen, vor allem für länger laufende. Stattdessen bevorzugen wir Qualitätsanleihen mit kurzer und mittlerer Laufzeit. Wegen der zurzeit engen Spreads raten wir aber auch zu einer gewissen Kassehaltung, um bei fallenden Credit-Kursen schnell einsteigen zu können.

Auch 2024 war für den S&P 500 ein bemerkenswertes Jahr – und ein sehr enttäuschendes für Anleger, die aus guten Gründen nicht zu viel in amerikanische Technologie-Mega-Caps investiert hatten. Wir warnen davor, das jetzt nachzuholen, zumal wir viele interessante Alternativen sehen, vor allem bei Aktien. In den letzten zwei Jahren war Disziplin nötig, um diversifiziert zu bleiben. Wir glauben, dass es sich 2025 endlich wieder lohnt.

Von Erik Knutzen, Co-Chief Investment Officer – Multi-Asset Strategies und Jeff Blazek, Co-Chief Investment Officer – Multi-Asset Strategies, Neuberger Berman

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