Trumps Agenda könnte problematisch werden – besonders auch für Deutschland

Verschärfte Handelspolitik, positive Impulse für Krypto und neuer Zündstoff für die Inflation: Die angekündigten politischen Maßnahmen der neuen Trump-Regierung werden die Weltwirtschaft – und insbesondere die globalen Finanzmärkte – vor neue Herausforderungen zu stellen. Mit welchen Folgen aufgrund der angekündigten Zollerhöhungen zu rechnen sind und wie sich die politische Agenda auf Europa und Volkswirtschaften weltweit auswirken könnte, erklärt Rebekah McMillan, Associate Portfolio Manager im Multi-Asset-Team von Neuberger Berman, in ihrer Marktanalyse. Neuberger Berman | 17.01.2025 10:52 Uhr
Rebekah McMillan, Associate Portfolio Manager im Multi-Asset-Team von Neuberger Berman / © e-fundresearch.com / Neuberger Berman
Rebekah McMillan, Associate Portfolio Manager im Multi-Asset-Team von Neuberger Berman / © e-fundresearch.com / Neuberger Berman

  • Handelspolitische Unsicherheit verschärft Gegenwind für europäische Industrie - insbesondere für exportabhängige Volkswirtschaften wie Deutschland
  • Weniger strikte Regulatorik schafft positive Impulse für Krypto
  • Kapitalzufluss in US-Märkte: Starker Doller dürfte Inflation in Europa erneut anheizen

Die politischen Vorschläge der neuen Trump-Regierung haben das Potenzial, die Handelsspannungen zu verschärfen und die globalen Märkte, die Stimmung und die Bedingungen an den Finanzmärkten erheblich zu beeinflussen. Wenn der designierte Präsident Donald Trump seine Drohungen wahr macht und die US-Importzölle deutlich erhöht, wird das sowohl die Inflation nach oben treiben als auch die Handelsaktivität bremsen. Dies dürfte wiederum das Wirtschaftswachstum außerhalb der USA schwächen – insbesondere in Europa und China.

Wir gehen davon aus, dass ein großer Teil des Wachstums im Jahr 2025 in den ersten Monaten stattfinden wird, da die globale Industrie in Erwartung auf die Zollerhöhungen ihre Aktivitäten nach vorn verlagert. Für Europa ist die Hauptsorge die handelspolitische Unsicherheit, die die bestehende Wachstumsschwäche und den Gegenwind für die Industrieproduktion verschärft – insbesondere für exportabhängige Volkswirtschaften wie Deutschland könnte dies problematisch werden.

Zollerhöhungen würden auch US-Wirtschaft bremsen

Auch in den Schwellenländern dürften höhere Zölle das Wachstum ausbremsen. Hier sind insbesondere China und Mexiko betroffen, die mit den höchsten Zollsätzen konfrontiert wären. Andere Regionen werden wahrscheinlich von einer zollbedingten Reorganisation des Welthandels und einem Wachstum der Inlandsproduktion profitieren, Vietnam und Indien beispielsweise. Obwohl höhere Zölle für Länder außerhalb der USA eindeutig negativere Folgen hätten, haben sie das Potenzial, die US-Verbrauchernachfrage zu dämpfen. Hinzu kommen die Folgen, die jegliche Vergeltungsmaßnahmen auf das Wachstum hätten. Wie die politischen Entscheidungen letztendlich von den Märkten antizipiert werden, hängt maßgeblich vom Umfang und dem Zeitpunkt ab, zu dem die US-Regierung ihre Pläne realisiert. Dies gilt sowohl für universelle Zollerhöhungen als auch für gezielte Maßnahmen gegen einzelne Länder.

Positive Impulse für Kryptomärkte

Kryptowährungen dürften nach dem Ergebnis der US-Wahl dagegen eher mit struktureller Unterstützung rechnen. Änderungen in der Führung der OCC (Office of the Comptroller of the Currency) und der Zuständigkeit der SEC (United States Securities and Exchange Commission) lassen eine weitaus weniger strikte Regulatorik für die Branche erwarten. Einige der anderen positiven Aspekte, die erwartet und aktuell in die extreme Marktrallye eingepreist werden, erfordern jedoch eine neue Gesetzgebung oder erhebliche Finanzmittel. Diese dürften damit alles andere als sicher sein, wie beispielsweise eine angedachte Bitcoin-Reserve.

Die Wachstums- und Renditedifferenzen der Vereinigten Staaten im Vergleich zu anderen Ländern haben zu erheblichen Kapitalzuflüssen in die USA geführt und den Dollar auf ein potenziell störendes Niveau gestärkt. Während das Ergebnis im Inland in den USA einen desinflationären Effekt hat, führt es anderswo zu Inflation. Dies erschwert unter anderem die Bemühungen in Europa, das Wachstum mithilfe von Zinssenkungen zu unterstützen. Wir glauben, dass der Dollar bereits überbewertet ist. Dennoch ist die Dynamik stark und sowohl die Zinsunterschiede als auch unsere Wachstumsprognosen für die USA machen es schwierig, den Auslöser für eine Trendwende zu identifizieren. Brasilien und Japan haben bereits interveniert, um ihre Währungen zu stützen. Aktuell lässt sich beobachten, wie sich dieser Trend weiter ausweitet und immer disruptiver wird, insbesondere wenn der Dollar aufgrund der US-Zollerhöhungen weiter steigt.

Von Rebekah McMillan, Associate Portfolio Manager im Multi-Asset-Team von Neuberger Berman

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