CIO Weekly | Ein unruhiger Beginn eines unsicheren Jahres

Die ersten beiden Wochen des Jahres zeigen eindrucksvoll, warum uns 2025 so vieles möglich scheint – und wir daher für Flexibilität und Diversifikation plädieren. Neuberger Berman | 22.01.2025 08:16 Uhr
Erik Knutzen, Co-Chief Investment Officer – Multi-Asset Strategies und Jeff Blazek, Co-Chief Investment Officer – Multi-Asset Strategies, Neuberger Berman / © e-fundresearch.com / Neuberger Berman
Erik Knutzen, Co-Chief Investment Officer – Multi-Asset Strategies und Jeff Blazek, Co-Chief Investment Officer – Multi-Asset Strategies, Neuberger Berman / © e-fundresearch.com / Neuberger Berman

In den ersten Perspectives des Jahres formulierten wir unsere wichtigsten Erwartungen für Anleihen und Aktien. Ashok Bhatia schrieb über einen möglichen Themenwechsel am Anleihenmarkt. Nicht mehr Inflation und Geldpolitik, sondern Wachstum und Fiskalpolitik würden dieses Jahr bestimmen – sodass nicht mehr die Kurzfristzinsen, sondern die Langfristzinsen volatil wären. Joe Amato ergänzte, dass das nominale US-Wirtschaftswachstum von vermutlich knapp 5% zusammen mit der absehbaren Deregulierung gut für Aktien sein könne, vor allem für Small Caps und Zykliker.

Diese Woche erscheint unser neuer Asset Allocation Committee Outlook. Lesen Sie heute schon einmal, was unsere Prognose eines überdurchschnittlichen US-Wirtschaftswachstums und einer akzeptablen Inflation, einer unsicheren Geld- und Fiskalpolitik und einer ebenso unsicheren Weltlage für unsere Portfolioallokation bedeutet.

Der Wachstumsausblick hilft

Zwei Dinge scheinen uns besonders interessant: alternative Investments und die Schwierigkeit, Portfolios auf eine höhere Volatilität und eine große Vielfalt möglicher Entwicklungen vorzubereiten.

In unserem Jahresausblick Solving for 2025 schrieben wir zu alternativen Investments, dass wir wieder mit mehr Fusionen und Übernahmen rechnen.

Mehrere Jahre lang haben steigende Zinsen viele Fusionen und Übernahmen verhindert. Jetzt glauben wir, dass ein guter Wachstumsausblick, hohe Aktienbewertungen, nachlassende Inflation und weniger Regulierung 2025 eine neue Fusions- und Übernahmewelle auslösen. Schließlich ist der Nachholbedarf groß.

Das dürfte gut für Private Equity sein und höhere Ausschüttungen möglich machen. Weil für Übernahmefinanzierungen Kapital benötigt wird, dürfte Private Credit auch wieder attraktivere Renditen bieten. Außerdem rechnen wir damit, dass Event-Driven-Hedgefonds – die einen Großteil ihrer Erträge damit erwirtschaften, dass sie Unternehmenstransaktionen antizipieren – von der neuen Chancenvielfalt profitieren.

Die Übernahmeaktivitäten dürften vor allem kleinere Unternehmen betreffen – nicht börsennotierte ebenso wie börsennotierte. Auch deshalb ist der Optimismusindex der National Federation of Independent Business (NFIB) letzte Woche überraschend auf ein neues 6-Jahres-Hoch gestiegen. Wir rechnen auch damit, dass die Aktienmärkte aufgrund all dessen an Breite gewinnen – und dass auch Small Caps wieder stärker zulegen.

Vieles ist möglich

Das ist zweifellos gut, aber wir rechnen auch mit Unruhe. Die Märkte dürften volatil bleiben. Beim Wirtschaftswachstum, in der Handelspolitik und bei den Staatsfinanzen scheint vieles möglich.

Die ersten zwei Wochen des neuen Jahres haben das eindrucksvoll bestätigt.

In der ersten Woche ist die Preiskomponente im ISM-Index für den Dienstleistungssektor überraschend stark gestiegen. Hinzu kam ein starker US-Arbeitsmarktbericht, und zunehmend fürchtete man auch die Folgen einer aggressiven Trump’schen Zollpolitik. Diese Mischung führte zu einem Ausverkauf internationaler Anleihen, heftigen Schwankungen amerikanischer Aktien und einer weiteren Dollar-Aufwertung.

In der zweiten Woche las man dann immer häufiger, dass die neue Administration die Zölle nur „schrittweise“ anheben werde. Hinzu kam, dass die amerikanischen Produzenten- und Verbraucherpreise im Dezember überraschend wenig gestiegen waren. Die Anleihenrenditen fielen also wieder, und dem Aktienmarkt half außerdem der erfreuliche Beginn der Berichtssaison.

Seit Jahresbeginn hat die britische Zehnjahresrendite um enorme 40 Basispunkte geschwankt; schließlich sind die Haushalts- und Wachstumssorgen in Großbritannien beachtlich. Aber auch die amerikanische Zehnjahresrendite schwankte um fast 25 Basispunkte. Zunächst betrug sie 4,57%, dann zeitweise 4,81%, und Ende letzter Woche ging sie wieder auf etwa 4,60% zurück. Unser Anleihenteam hält eine US-Zehnjahresrendite von 4,5% für fair, allerdings bei starken Schwankungen. Anleger können sie 2025 für Käufe und Verkäufe nutzen.

Sensibles Gleichgewicht

Wie sollte man in diesem Umfeld seine Portfolios ausrichten?

Aus unserer Sicht muss man viel in Assetklassen und Strategien investieren, die nicht mit den Märkten korreliert sind, ergänzt um Titel, die von einer unsicheren Inflationsentwicklung und Weltlage profitieren. Beispiele sind Gold und andere Rohstoffe, Global-Macro-Strategien und nicht zuletzt Event-Driven-Strategien, die von den wieder zahlreicheren Fusionen und Übernahmen profitieren können. All diese Anlagen können ein Portfolio stabilisieren und absichern, wenn die Märkte ins Trudeln geraten.

Außerdem sollte man es mit aktiven Positionen nicht übertreiben. Unser Hauptszenario mag positiv sein, aber wegen der erst einmal unsicheren Geld- und Fiskalpolitik halten wir uns zu Jahresbeginn mit zu großen Wetten zurück.

Schließlich muss man flexibel sein – und bereit, bei überschießenden Kursen oder Stimmungswechseln umzuschichten. Dabei geht es eher um Taktik, etwa indem man die wohl zu hohen Anleihenrenditen der letzten zwei Wochen nutzt. Die Stimmung kann sich aber auch langfristig ändern. Wir sind uns nicht ganz sicher, ob unsere These von der zunehmenden Marktbreite auch nicht amerikanische Aktien einschließen soll. Wir sind aber vorbereitet, wenn Konjunktur und Weltlage sowie Fiskal- und Außenhandelspolitik neue Chancen in Japan, Europa und den Emerging Markets entstehen lassen.

In unserem Asset Allocation Committee Outlook schreiben wir, dass sich Politik, Wirtschaft und Märkte Anfang 2025 in einem sensiblen Gleichgewicht befinden. Eines der größten Risiken für Anleger ist dann, auf dem falschen Fuß erwischt zu werden.

Von Erik Knutzen, Co-Chief Investment Officer – Multi-Asset Strategies und Jeff Blazek, Co-Chief Investment Officer – Multi-Asset Strategies, Neuberger Berman

Der Asset Allocation Outlook für das 1. Quartal 2025 wird diese Woche veröffentlicht. Am 23. Januar um 11:00 Uhr ET/16:00 Uhr GMT/17:00 Uhr MEZ werden Jeff Blazek und Erik Knutzen, Co-Chief Investment Officers – Multi-Asset, mit Ashok Bhatia, Chief Investment Officer – Fixed Income über einige der wichtigsten Themen sprechen. Bitte melden Sie sich hier an.

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