Die neue Trump-Administration hat ihre neue protektionistischere Zollpolitik auf den Weg gebracht. Investoren in Private Equity dürften von den Auswirkungen jedoch wesentlich besser geschützt sein, als der Gesamtmarkt. Angesichts der jüngsten Ankündigung neuer US-Zölle – darunter eine zusätzliche Abgabe von 25 Prozent auf Waren aus Mexiko und Kanada sowie eine schrittweise Abgabe von 10 Prozent auf Importe aus China – sollten Investoren den Branchenrisiken in ihren Portfolios mehr Aufmerksamkeit schenken. Zwar sind Private-Equity-Investoren nicht immun gegen diese Entwicklungen, ihre Portfolios dürften jedoch eine deutlich bessere Absicherung gegen höhere Zölle bieten. Dies liegt daran, dass Private-Equity-Manager in der Vergangenheit weniger in Wirtschaftssektoren investiert haben, die stark von materiellen Importen abhängig sind – wie Industrie, Rohstoffe und Konsumgüter. Stattdessen sind sie bevorzugt in Sektoren und Branchen aktiv, in denen Innovation und intellektuelles Kapital die wichtigsten Werttreiber sind. Beispiele sind etwa Informationstechnologie, Gesundheitswesen und Finanzdienstleistungen.
Industrie und Konsumgüter besonders von Zöllen betroffen
Diese strategische Positionierung könnte dem größeren Private-Equity-Ökosystem helfen, durch Zölle verursachte Mehrkosten und Störungen der Lieferketten abzufedern. Die Sektoren Industrie und zyklische Konsumgüter – die beide stark von Importen abhängig sind – tragen zusammen 45,3 Prozent zum Gesamt-BIP bei, machen aber im Schnitt nur 22,9 Prozent des gesamten Nettoinventarwerts (NAV) eines Private-Equity-Portfolios aus. Auf der anderen Seite machen die Sektoren IT und Gesundheitswesen – die weniger von Importen abhängig sind – ganze 43 Prozent des PE-NAV aus.
Wie gut diese Positionierung wirkt, zeigt ein Blick in die Vergangenheit. Während Trumps erster Amtszeit wurden im Jahr 2018 Zölle auf eine Vielzahl von Importen erhoben, darunter Stahl, Aluminium und verschiedene Waren aus China. Zu dieser Zeit stand der Fertigungssektor vor Herausforderungen, während Sektoren wie IT und Dienstleistungen relativ abgeschirmt waren. Obwohl Präsident Trump erklärte, dass auch Pharmazeutika und Halbleiter ins Fadenkreuz künftiger Zölle geraten könnten, werden die Auswirkungen auf diese Branchen wahrscheinlich eher gering sein.
Liquidität stärkt Resilienz von Private Equity
Hinzu kommt, dass Private-Equity-Portfolios im Allgemeinen nur in begrenztem Umfang in den importabhängigen Bereichen der IT und des Gesundheitswesens engagiert sind, wie etwa bei Halbleitern, pharmazeutischen Komponenten und medizinischen Geräten. Natürlich gibt es nach wie vor Hindernisse: Sollte die großflächige Einführung von Zöllen eine weitere Inflationswelle oder andere makroökonomische Widrigkeiten auslösen, würde Private Equity unweigerlich vor den gleichen Herausforderungen stehen, wie die Gesamtwirtschaft. Gleichzeitig hat die Private-Equity-Branche im aktuellen Umfeld einige strategische Vorteile.
Mit einem Rekordniveau an Liquidität – allein in den USA stehen über 1 Billion US-Dollar zur Verfügung – sollten Private-Equity-Manager nicht nur in der Lage sein, Turbulenzen in ihren Portfolios zu überstehen, sondern auch opportunistische Akquisitionen zu tätigen, sobald sich die Gelegenheit ergibt. Dabei ergibt sich ein weiterer Vorteil: Als kontrollierende Anteilseigner haben Private-Equity-Manager die Fähigkeit, wichtige operative Entscheidungen in ihren Portfolios mitzugestalten, seien es Kostensenkungen, Lieferantenwechsel oder Änderung der Produktpalette. Zum jetzigen Zeitpunkt und trotz potenzieller Hindernisse, sind die Privaten Märkte gut positioniert, um sich in der breiteren Wirtschaftslandschaft zurechtzufinden und potenziell attraktive Renditen zu erzielen – und das bei überschaubarem Risiko.
Von Ralph Eissler, CFA, Managing Director und Leiter der Abteilung Private Markets Research bei Neuberger Berman