CIO Weekly | Alle warten ab – aber sind auch alle pessimistisch?

Die US-Verbraucher sind unzufrieden, die US-Unternehmen sind es nicht. Neuberger Berman | 27.03.2025 08:00 Uhr
Shannon Saccocia, Chief Investment Officer – NB Private Wealth, Neuberger Berman / © e-fundresearch.com / Neuberger Berman
Shannon Saccocia, Chief Investment Officer – NB Private Wealth, Neuberger Berman / © e-fundresearch.com / Neuberger Berman

Die amerikanischen Verbraucher sind nicht glücklich.

Und wenn die Verbraucher unglücklich sind, werden viele Anleger nervös. Aber gibt es dazu einen Grund? Noch nie war das Konsumklima ein verlässlicher Konjunkturindikator. Jetzt, wo immer neue Schlagzeilen, Social-Media-Posts und die Unberechenbarkeit der amerikanischen Wirtschaftspolitik die Stimmung schwanken lassen, scheint es besonders anfällig für falsche Interpretationen.

Viel hängt also von den Äußerungen der amerikanischen Politiker ab und von den Versuchen, ihre Gedanken zu lesen. Aber gibt es keine verlässlicheren Indikatoren?

Stimmung

Es ist nicht damit getan, dass die Fed ihre Wachstumsprognosen senkt und die Inflationsprognosen anhebt. Auch die amerikanischen Konsumklimaindikatoren sprechen für eine Stagflation.

Im Februar fiel der Index des Conference Board um 7 Punkte auf 98,3. Nur wenige Wochen später veröffentlichte die University of Michigan ihren Indikator für den März, der ebenfalls um 7 Punkte gefallen war, auf 57,9. Außerdem sind die Inflationserwartungen der Verbraucher gestiegen. In früheren Umfragen rechneten vor allem Anhänger der Republikaner mit einer höheren Inflation. Jetzt gilt das auch für parteiunabhängige Wähler.

Der Erwartungsindex des Conference Board notiert mittlerweile unter 80, was „in der Regel eine Rezession signalisiert“. Aber genau dieses „in der Regel“ ist nicht leicht zu interpretieren. Auch im Juni 2024 war der Index unter 80 gefallen, aber ein Abschwung blieb aus. Und der Index aus Michigan war im November 2022 ähnlich schwach wie heute. Niemanden dürfte überraschen, dass jeder Rezession in den USA ein Rückgang des Konsumklimas vorausging. Aber nicht auf jeden Rückgang folgte eine Rezession.

Vielleicht erleben wir gerade das nächste Fehlsignal. Die Einzelhandelsumsätze waren eher volatil als schwach, wie so oft zum Jahreswechsel. Das schlechte Wetter war wenig hilfreich. Vielleicht reagiert die Stimmung nach den Erfahrungen der letzten drei Jahre zu stark auf Inflationssorgen – und auf eine Politik, die so unberechenbar ist wie selten. Die meisten Amerikaner kennen einen Staatsbediensteten oder einen Mitarbeiter eines staatlichen Auftragnehmers. Sie machen jetzt zum ersten Mal überhaupt die Erfahrung, dass ihre Arbeitsplätze nicht sicher sind.

Vielleicht ist der Pessimismus mehr stimmungs- als faktengetrieben.

Investitionen und Neueinstellungen

Wir können fast sicher sein, dass das Wetter wieder besser wird. Hinzu kommt, dass sich Unternehmen jetzt deutlicher zu den Problemen einer unberechenbaren Politik äußern. Vor der nächsten Zoll-Deadline am 2. April könnte sich die Handelspolitik konkretisieren und Gerichte wie Kabinettsmitglieder beginnen, das Department of Government Efficiency (DOGE) in seine Schranken zu verweisen.

Und doch können wir die Folgen der aktuellen Unsicherheit nur schwer abschätzen.

Wir haben allerdings den Vorteil, dass wir jeden Tag mit den Menschen sprechen, die unsere Portfoliounternehmen leiten und meinen, dadurch viel zu erfahren. Der Umsatz hängt zwar vom Konsum ab, aber Unternehmensinvestitionen und Neueinstellungen scheinen oft wichtiger zu sein. Das bestimmt schließlich, wie viel Geld die Verbraucher haben.

Die Manager äußern sich zurückhaltend, aber längst nicht so zurückhaltend wie Medien und Branchenumfragen signalisieren oder wie die Verbraucher zu sein scheinen. Manche Unternehmen halten sich mit Neuinvestitionen zurück, aber nur wenige stornieren begonnene Projekte. Mitarbeiter werden entlassen, aber nicht, weil es nicht anders geht. Wenn die Regierung Mitarbeiter entlässt, können auch Unternehmen Rationalisierungsmaßnahmen leichter begründen.

Joe Amatos Frage von vor einigen Wochen – Sind Trumps Wachstumsversprechen nach den derzeitigen Turbulenzen noch realistisch? – beantworten die meisten Manager mit Ja. In der aktuellen Umfrage der National Federation of Independent Business (NFIB) ist der Unsicherheitsindex zwar hoch, aber der Optimismusindex ist es auch.

Abwarten

Alle warten also erst einmal ab. Aber anders als die Verbraucher sind die Unternehmen nicht grundsätzlich pessimistisch.

Vielleicht werden einige Konsumklimaindizes auch im 2. Quartal schwach sein. Letztlich glauben wir aber, dass das Geschäftsklima die wirtschaftliche Lage zurzeit besser abbildet. Es reagiert nicht so stark auf Schlagzeilen und Unsicherheit.

Daher rechnen wir noch immer mit mehr Investitionen, Neueinstellungen und Wirtschaftswachstum in der zweiten Jahreshälfte und auch 2026. Außerdem glauben wir, dass die Marktkonzentration weiter nachlässt und andere Regionen, Sektoren und Unternehmen weiter aufholen, zulasten der amerikanischen Technologie-Mega-Caps.

Von Shannon Saccocia, Chief Investment Officer – NB Private Wealth, Neuberger Berman

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