Von COVID bis ESG: Wie hat sich der Markt für Nachranganleihen verändert?

Marktreaktionen auf Corona und Herausforderungen im Zusammenhang mit der Integration von ESG-Kriterien: Jérémie Boudinet, Credit Fund Manager bei La Française Systematic AM, liefert in seinem Gastkommentar einen Überblick über den aktuellen Zustand des Nachranganleihen-Marktes. La Française Systematic Asset Management | 01.10.2021 09:44 Uhr
Jérémie Boudinet, Credit Fund Manager, La Française Systematic AM / © La Française Systematic AM
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Marktreaktionen auf Corona

Dieses Marktsegment wurde zunächst stark in Mitleidenschaft gezogen, mit bis zu 30 Prozent Ausfällen. Dank der frühzeitigen Unterstützung durch Regierungen und Regulierungsbehörden denen bewusst war, dass die Finanzinstitute Teil der Lösung für die Corona-Krise sein mussten, war die Erholung jedoch ebenso stark. Die einzige Gegenleistung für die finanzielle Unterstützung, die die Banken erhielten, war die vorübergehende Aussetzung der Dividendenausschüttungen. Für die Anleiheinhaber war das eine gute Nachricht, da die Kapitalstärke erhalten blieb!

Positiver Ausblick auf nachrangige Anleihen-Instrumente

Der Bereich der nachrangigen Finanzanleihen ist in Europa inzwischen ausgereift, und wir erwarten, dass neue Anleihen fast nur noch zu Refinanzierungszwecken eingesetzt werden. Gleichzeitig zieht die risikoreichste Kategorie der nachrangigen Bankschuldverschreibungen, die Tier-1-Anleihen (auch CoCos genannt), weltweit immer mehr Nachfrage auf sich. Das Produkt gilt nämlich als weniger volatil als bisher und bietet eine durchschnittliche Rendite von ca. 3 Prozent, was im derzeitigen Marktumfeld eher selten ist. Unserer Ansicht nach dürften nachrangige Finanztitel in den kommenden Quartalen ein „Carry“-Produkt darstellen, da sie nur begrenzt auf höhere Zinsen reagieren und stabilere Kreditfundamentaldaten aufweisen. 

Herausforderungen im Zusammenhang mit der Integration von ESG-Kriterien

Unserer Ansicht nach gibt es zwei große Herausforderungen, wenn es um die Integration von ESG-Kriterien in einen Fonds für Nachranganleihen geht. Erstens der Zugang zu ausreichenden und zuverlässigen Informationen, insbesondere bei nicht börsennotierten oder kleineren Instituten. Wir haben unsere Positionen bei einer Schweizer Privatbank und einer französischen Gegenseitigkeitsversicherungsgesellschaft verkauft, da die Offenlegung unzureichend war und insgesamt die Transparenz fehlte. Glücklicherweise hat sich die Offenlegung in den letzten zwei Jahren deutlich verbessert, und wir gehen davon aus, dass dieses Problem mit der Zeit gelöst wird. Zweitens: Wie geht man mit Kontroversen um? Die Bewertung der finanziellen wie auch der ESG-Auswirkungen muss Hand in Hand mit ESG-Analysten erfolgen. So haben wir beispielsweise unsere Positionen aufgrund eines großen Geldwäscheskandals bei einer skandinavischen Bank veräußert..

Inflationsrisiko und Kreditmärkte

Kreditmärkte mit hohem Beta, d. h. Segmente, die nicht allzu empfindlich auf höhere Zinsen reagieren, können eine potenziell höhere Inflation verkraften. Eine höhere Inflation, die sich in höheren Zinsen niederschlagen dürfte, kann einige Anleger zurückbringen, die die Kreditmärkte aufgrund unzureichender Renditen verlassen haben. Entscheidend ist aber nicht die absolute Höhe der Zinsen, sondern vielmehr das Tempo, mit dem sich Fixed-Income-Investoren auf sie einstellen. Mit anderen Worten, die Volatilität der Zinssätze ist meiner Meinung nach die eigentliche Gefahr und nicht die Rückkehr der Inflation, die keine unmittelbaren starken Auswirkungen auf die europäische Geldpolitik haben dürfte.

Konsolidierung des europäischen Bankensektors

Die Konsolidierung des europäischen Bankensektors ist eine positive Entwicklung für Inhaber von Nachranganleihen. Die europäischen Politiker und Aufsichtsbehörden haben sich von ihrem „Too Big To Fail“-Mantra verabschiedet, welches die Wahrnehmung des systemischen Risikos für den gesamten Sektor negativ beeinflusst hat. Angesichts der immer niedrigeren Zinssätze und der gedämpften Rentabilitätsaussichten haben die Banken keine andere Wahl, als sich zusammenzuschließen, um ihre Kosten zu senken und gleichzeitig ihre Bilanzen zu stärken und die immer strengeren Eigenkapitalanforderungen zu erfüllen. Es bleiben weniger Emittenten übrig, deren Kreditqualität jedoch im Durchschnitt solider ist und deren Nachranganleihen größer werden, häufiger gehandelt werden und leichter zugänglich sind. 

Positiver Ausblick für den spanischen Bankensektor

Wir sehen den spanischen Unternehmenssektor und insbesondere den Bankensektor, der einen sehr schwierigen, aber erfolgreichen Umstrukturierungsprozess durchlaufen hat, schon seit geraumer Zeit positiv. Im Vergleich zum Jahr 2009, mit mehr als 60 Kreditinstituten, sind es heute weniger als 15, jedoch mit viel robusteren Fundamentaldaten als früher. Einige Institute könnten in Zukunft – wieder – miteinander fusionieren, aber wir haben den Eindruck,  dass wir in Sachen Konsolidierung am Ende angelangt sind. Wir sehen weiterhin gute Chancen bei Tier 2 Unternehmen und Regionalbanken, die derzeit von soliden Fundamentaldaten und attraktiven Renditen profitieren.

Jérémie Boudinet, Credit Fund Manager, La Française Systematic AM

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