Der Klimawandel ist ein zentrales Thema dieses Jahrzehnts, wobei die Schlussfolgerungen der UN-Klimakonferenz COP 26 in Glasgow 2021 zeigen, dass noch viel zu tun ist. Einige Staaten müssen ihr Engagement bei der Bekämpfung der globalen Erwärmung erhöhen. Die globale Erwärmung wird bis zum Jahr 2100 laut Schätzungen 2,7 °C erreichen und damit weit über dem Ziel von 1,5 °C liegen.
Unserer Ansicht nach kann der Klimawandel nicht länger ignoriert werden. Als Investoren müssen wir uns auf den Übergang zu einer kohlenstoffarmen Wirtschaft vorbereiten, indem wir die Analyse von Klimarisiken und -chancen in unsere Managementprozesse einbeziehen.
Heutzutage werden zwei Arten von Klimarisiken unterschieden:
- Anpassungsrisiken: Die wirtschaftlichen Kosten von Schäden, die mit der Anfälligkeit von Staaten gegenüber extremen Klimaereignissen zusammenhängen, sowie die Anpassungsfähigkeit zur Bewältigung dieser Ereignisse
- Übergangsrisiken: Die finanziellen Auswirkungen der staatlichen Klimapolitik (CO2-Steuer, verlorene Einkommen aus fossilen Brennstoffen, Investitionen in erneuerbare Energien)
Während die physischen Risiken unvorhersehbar sind und von den Staaten getragen werden, hängen die Übergangsrisiken von ihrem politischen Willen ab. Die Kosten, die mit den verschiedenen Risiken verbunden sind, werden entsprechend der wachsenden Häufigkeit und Schwere von extremen Klimaereignissen zunehmend an Bedeutung gewinnen. Es ist daher notwendig, diese Risiken bewerten zu können.
Für den Aufbau von Portfolios, die widerstandsfähig gegen Klima- und Übergangsrisiken sind, haben wir ein eigenes Analysemodell entwickelt. Es zeigt, dass Länder nicht gleichmäßig von Klimarisiken betroffen sind. Wir führen auch Stresstests durch, die auf den nationalen Klimaverpflichtungen basieren. Die Tests ermöglichen es, die finanziellen Auswirkungen von Klimarisiken auf Grundlage verschiedener Übergangsszenarien (business as usual, kompatibel mit 2 °C bzw. 1,5 °C) zu analysieren. Die wirtschaftlichen Auswirkungen der physischen und Übergangsrisiken auf das BIP werden in Wachstums- und Zinsschocks umgerechnet, um die finanziellen Auswirkungen und das Risiko einer Herabstufung des nationalen Ratings zu quantifizieren. Obwohl es sich dabei um komplexe und unsichere Modellierungen handelt, lassen sich einige Trends erkennen. Unserer Ansicht nach gehören Schweden, Frankreich, Kroatien und Costa Rica zu den Staaten, die am besten aufgestellt sind, um die Kosten des Klimawandels zu bewältigen.
Auf der regulatorischen Seite bleibt Europa führend bei der grünen Finanzierung. Die EU-Taxonomie, die Anfang 2023 voll in Kraft treten soll, wird eine Benchmark für die Überwachung und Standardisierung der Kennzeichnung künftiger „nachhaltiger“ Anleiheemissionen darstellen und somit Anbietern mehr Klarheit und Transparenz bieten.
Aus der Marktperspektive sind die Emissionen neuer staatlicher und quasi-staatlicher grüner Anleihen seit dem Pariser Abkommen Ende 2015 stetig gestiegen, nämlich von 12 Mrd. USD 2016 auf fast 132 Mrd. USD im November 2021. Großbritannien und Frankreich stehen dabei an der Spitze, gefolgt von Italien, Deutschland und Spanien. Im Jahr 2022 dürfte der politische Fokus auf der Energiewende die weitere Emission „grüner“ Aktien in der EU fördern (+20 % bis +40 %), sodass andere Länder wie Österreich, Griechenland und Portugal sich diesem Trend anschließen werden.
Durch Investitionen in grüne Staatsanleihen können Investoren Klimaschutzprojekte direkt finanzieren und die Staaten bei der Erfüllung ihrer klimapolitischen Verpflichtungen (Nationally Determined Contributions, NDCs) unterstützen. Nicht alle Länder befinden sich im gleichen Entwicklungsstadium und ihre Dekarbonisierungsstrategien sind unterschiedlich ambitioniert. Einige Staaten haben bereits einen Teil ihrer Wirtschaft dekarbonisiert, während andere gerade erst damit beginnen. Die Herausforderungen sind für Industrie- und Schwellenländer nicht die gleichen. Daher werden wir weiterhin in Länder investieren, die sich dem grünen Wandel verschrieben haben, indem wir diejenigen unterstützen, die bereits erhebliche Anstrengungen unternehmen.
Maud Minuit, Head of Fixed Income, Cross Asset and Total Return, La Française AM