USA in KI-Branche herausgefordert
Der Januar endete ohne klare Tendenz an den Anleihemärkten, die Credit-Märkte zeigten eine starke Performance und die Aktienmärkte, insbesondere in Europa, waren ebenfalls sehr lebhaft. Die gute Saisonalität, ein relativ ruhiger Amtsantritt von Trump und ein sehr guter Start in die Bilanzsaison sind die Hauptgründe für die gute Performance der Finanzmärkte.
Der Februar könnte turbulenter werden, denn zum Zeitpunkt der Berichterstellung beschloss Donald Trump, von der Theorie zur Praxis überzugehen und erhebliche Zölle einzuführen. Mexiko und Kanada sind mit einer Erhöhung der Zölle auf alle Waren um 25 % besonders stark betroffen (Erdölprodukte werden nur mit 10 % besteuert). Auch China steht mit einer Erhöhung um 10 % im Visier, und die Eurozone dürfte ebenfalls bald in den Fokus geraten. Präsident Trump hat auch gesagt, dass Repressalien der betroffenen Länder zu einer Verdoppelung dieser Steuern führen würden. Da Kanada diese Repressalien bereits in Kraft gesetzt hat, werden wir bald sehen, ob Trumps Drohungen wahr werden.
Die makroökonomischen Auswirkungen werden natürlich von der Dauer dieser neuen Steuern und den tatsächlichen Reaktionen der „Handelspartner“ abhängen. Sollten sie jedoch beibehalten werden, könnten die Folgen für das Wachstum eher negativ sein. Für die USA und China würden die Auswirkungen in der Größenordnung von 0,3-0,4 % des BIP liegen. In Mexiko und Kanada wären sie logischerweise viel stärker, da der Handel mit den USA für das Wachstum dieser Länder eine große Rolle spielt. Auch die Inflation dürfte kurzfristig höher ausfallen, bevor sich die negativen Auswirkungen des Wachstums bemerkbar machen. Es ist jedoch schwierig, genaue Prognosen zu erstellen, solange nicht alle Maßnahmen und Gegenmaßnahmen bekannt sind. Allerdings ist zu bedenken, dass die auf Waren erhobenen Durchschnittszölle in den USA auf über 10 % steigen würden – der höchste Stand seit der Nachkriegszeit (Quelle: US ITC, Census Bureau).
Ein weiterer Höhepunkt des Monats ist zweifelsohne der KI-Krieg, der durch die Einführung von Deepseek und Qwen 2.5 ausgelöst wurde – auch wenn letzteres weniger publik gemacht wurde. Sind die angekündigten Zahlen real? Keine Ahnung. Hat Deepseek Nvidia-Chips verwendet, die über Singapur geleitet „worden wären“? Auch hier: keine Ahnung. Aber bestätigt dies, dass China die Absicht hat, den USA bei Zukunftstechnologien im Allgemeinen und bei KI im Besonderen ernsthaft Konkurrenz zu machen? Die Antwort lautet: Ja.
Schwieriger für Amerika, seine Dominanz aufrechtzuerhalten
Die Märkte werden seit Anfang 2023 vom amerikanischen Technologiesektor und insbesondere von den Magnificent 7 dominiert. Nvidia ist der sinnbildlichste Vertreter mit einer Marktkapitalisierung, die von 360 Milliarden US-Dollar Ende 2022 auf mehr als 3,5 Billionen US-Dollar vor wenigen Wochen gestiegen ist. Die entscheidende Frage lautet: Stellt diese neue Konkurrenz im KI-Bereich die überwältigende Dominanz der amerikanischen Märkte der letzten 24 Monate in Frage?
Unserer nicht endgültigen Meinung nach stellt der Kostenrückgang das Gesamtthema KI, die potenziellen Produktivitätsgewinne und die breitere Einführung von LLM-Modellen (Large Language Model) durch den Privatsektor keineswegs in Frage. Andererseits weckt er Unsicherheiten über die Fähigkeit bestimmter Akteure, ein so hohes Margenniveau wie in der Vergangenheit aufrechtzuerhalten, und damit die Notwendigkeit, eine deutlich gesunkene Risikoprämie wieder aufzubauen.
Wenn wir einen Schritt zurückgehen, können wir auch feststellen, dass die Dominanz der amerikanischen Indizes schon seit einiger Zeit fragwürdig ist, da die Performance der chinesischen, deutschen und europäischen Bankenindizes in den letzten zwölf Monaten besser war.
Auf der Anleihenseite gab es im Januar wenig Bewegung, wobei die Fed ihre neue „hawkishe“ Tendenz bestätigte. Die EZB hat auf ihrer letzten Pressekonferenz keine nennenswerten Neuigkeiten verkündet, obwohl die Entwicklung der Lohninflation sie allmählich zu beruhigen scheint (vgl. Prognosen für Ende 2025). Da das europäische Wachstum nach wie vor keine greifbaren Anzeichen einer Erholung aufweist (vgl. PMI, ZEW, IFO usw.), bestärkt dies nur unsere Überzeugung, dass die Zinssätze mittelfristig nach unten tendieren werden.
Ausblick auf Februar
Der Einzug Chinas in den KI-Bereich lässt Zweifel an den sehr hohen Bewertungen amerikanischer Technologieunternehmen aufkommen, die ein sehr großes Exposure der Anleger in diesem Bereich verzeichnen.
Umgekehrt könnte dies den chinesischen Indizes mittelfristig einen kleinen Auftrieb geben und sich positiv auf das Vertrauen der chinesischen Anleger auswirken. Das Risiko eines anhaltenden Handelskriegs wird von den Anlegern unserer Meinung nach unterschätzt.
Von François Rimeu, Senior Strategist, Crédit Mutuel Asset Management
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