Der Jahresbeginn war turbulent: Die Zinssätze für Staatsanleihen stiegen im Vorfeld der Amtseinführung von Donald Trump und der sehr günstigen makroökonomischen Zahlen in den USA an. Ein Gegensatz zur gedämpften Stimmung in Europa. Mitte Januar kehrte sich der Trend um. Die Zins- und Kreditmärkte nahmen ihren Schwung von 2024 wieder auf und zeigten starkes Interesse an Unternehmensanleihen – insbesondere in den Segmenten mit dem höchsten „Beta“, d. h. AT1 CoCos und High Yields von Banken. AT1-Anleihen in Euro schlossen im Januar mit +1,7%, verglichen mit +1,4% für AT1-Anleihen in US-Dollar. Nachrangige Versicherungsanleihen, die in der ersten Monatshälfte um mehr als 1% gefallen waren, erholten sich schließlich teilweise dank der sich entspannenden europäischen Zinssätze und verzeichneten eine Performance von +0,7%. Sie entsprachen damit den hybriden Unternehmensanleihen, die aufgrund ihrer geringeren Sensitivität gegenüber Zinsänderungen weniger schwankten.
Die Primärmärkte waren, wie zu Jahresbeginn üblich, sehr aktiv. Bei AT1-Anleihen sind Neuemissionen von BBVA, AIB, Standard Chartered, CaixaBank und Aareal Bank zu erwähnen, die alle Emissionen mit vorzeitigen Rückzahlungsterminen („Calls“) im Jahr 2025 refinanzieren. Die deutsche Aareal Bank refinanzierte schließlich ihre einzige AT1-Anleihe mit einer jährlichen Call-Option, die sie seit April 2020 nicht mehr ausgeübt hatte. Wir schätzen, dass fast alle Wertpapiere, die im ersten Halbjahr 2025 fällig werden, bereits refinanziert wurden. Bei den hybriden Unternehmensanleihen konzentrierte sich die Hauptaktivität auf die ersten beiden Wochen mit sieben Emissionen von fünf verschiedenen Emittenten (Enel x2, ENI x2, Lufthansa, La Poste, Iren SpA).
Im europäischen Bankensektor gehen die Fusionen und Übernahmen weiter und nehmen vor allem in Italien an Intensität zu. Die Banca Monte dei Paschi di Siena (BMPS) ist nun an der Reihe und hat überraschend ein Übernahmeangebot für die Mediobanca unterbreitet. Es gibt nur wenige geschäftliche Überschneidungen, da letztere in erster Linie eine Investment- und Vermögensverwaltungsbank ist. Die Börse lies die Ankündigung kalt und zeigte sich skeptisch gegenüber den genannten Synergiezielen und vielleicht auch gegenüber den wahren Gründen für diesen Schritt. Mediobanca und BMPS haben gemeinsame Minderheitsaktionäre, die mit dem italienischen Staat, der immer noch Aktionär der BMPS ist, gemeinsame Sache machen könnten. Mediobanca hält auch 13% an Generali, die zum Teil denselben Minderheitsinvestoren gehört, die – laut Presseberichten – die im Januar unterzeichnete Fusion zwischen dem italienischen Versicherer und Natixis im Asset-Management-Geschäft als ungünstig erachten. Zu allem Überfluss hat UniCredit, die auch an Versuchen beteiligt ist, ihre Anteile an der Commerzbank und der Banco BPM zu erhöhen (letztere hatte erst vor zwei Monaten Pläne zur Übernahme des italienischen Asset Managers Anima angekündigt), vor einigen Tagen bekannt gegeben, dass sie sich mit 4% an Generali beteiligt hat. Zwar dürften die großen Manöver im italienischen Finanzsektor erst am Anfang stehen, doch die Flut von Ankündigungen und Gerüchten wirft Fragen nach der Durchführbarkeit und Dringlichkeit solcher Fusions- und Übernahmeprojekte auf.
Von Paul Gurzal, Co-Head of Fixed Income und Jérémie Boudinet, Head of Financial and Subordinated Debt, Crédit Mutuel Asset Management