Wie die Märkte gehen auch wir davon aus, dass die Europäische Zentralbank (EZB) im Anschluss an die Ratssitzung am 16. und 17. April die Zinsen um weitere 25 Basispunkte (Bp) senken wird. Anlass für diese Entscheidung sind die unter den EZB-Mitgliedern weit verbreiteten Wachstumssorgen, insbesondere nach den von Donald Trump am 2. April angekündigten aggressiven Zollerhöhungen (zusätzliche 20% für die Europäische Union), die teilweise für 90 Tage ausgesetzt wurden (mit Ausnahme von China). Allerdings dürfte die EZB-Entscheidung die unterschiedlichen Meinungen der Tauben und Falken hinsichtlich der Inflationsrisiken widerspiegeln.
Unsere Erwartungen:
- Der EZB-Rat wird den Einlagensatz erneut um 25 Basispunkte auf 2,25% senken – eine Schwelle, ab der die europäische Geldpolitik nicht mehr als restriktiv angesehen werden kann.
- Auf der Pressekonferenz dürfte sich EZB-Präsidentin Christine Lagarde angesichts der gestiegenen wirtschaftlichen Unsicherheit alle Optionen offen halten, um künftige geldpolitische Entscheidungen von Sitzung zu Sitzung und in Abhängigkeit von den verfügbaren Daten, den Wirtschaftsprognosen und den Risikoeinschätzungen, die sich seit Mittwoch, dem 2. April, erheblich verändert haben, anzupassen. Der „Tag der Befreiung“, wie er von Donald Trump genannt wurde, hat die Besorgnis über eine anhaltende wirtschaftliche Abschwächung in der Europäischen Union wieder aufleben lassen, die trotz möglicher Gegenmaßnahmen die Preise stark belasten könnte.
- Die EZB wird die Inflationsrisiken jedoch weiterhin als symmetrisch betrachten.
- Obwohl die Zinssätze das wichtigste geldpolitische Instrument sind, wird Christine Lagarde betonen, dass die EZB im Falle von Finanzmarktstress über „nicht-konventionelle“ Instrumente verfügt (gezielte längerfristige Refinanzierungsgeschäfte – TLTRO, Transmissionsschutzinstrument – TPI, usw.).
Insgesamt dürfte die EZB ihre schrittweise Senkung der Leitzinsen (-25 Basispunkte) im April fortsetzen, da die Disinflation planmäßig verläuft und weitgehend mit den Prognosen der Zentralbank übereinstimmt. Sofern die Europäische Zentralbank keine Änderungen in ihrer Kommunikation vornimmt, dürften sich die Marktreaktionen nach der Sitzung in Grenzen halten.
Von François Rimeu, Senior Strategist, Crédit Mutuel Asset Management