Die zweite Augusthälfte war für die Börsen schwierig. Das lag vor allem an der weiteren Verschärfung der Energiekrise sowie der Politik der Zentralbanken, die der Inflationsbekämpfung Vorrang vor Wachstum und Arbeitsmarkt einräumten. Wir rechnen damit, dass auch der September für die Börsen ein eher schwieriger Monat werden wird, insbesondere für europäische Aktienwerte und deutsche Staatsanleihen.
Defensive Allokation mit weiterhin hohen Cash-Quoten
Auch historisch betrachtet ist der September – besonders in der zweiten Hälfte – häufig kein guter Monat für die Börsen. Wir werden uns daher weiter defensiv positionieren und die Investitionsquoten insgesamt nicht erhöhen. Aus unserer Sicht ist der US-Markt gegenüber Deutschland und Europa unverändert attraktiver, weil er das bessere Chance-Risiko-Verhältnis bietet. Die Energiepreisproblematik wird Deutschland und Europa weiter belasten, und die bisherigen Antworten der Politik hierauf erscheinen uns ungenügend. Deutsche Unternehmen werden kaum entlastet, und ihnen fehlt die notwendige Planungssicherheit. Neben den USA sind wir auch für Asien etwas optimistischer, nicht zuletzt, wenn man die dortige Geldmengenentwicklung betrachtet. Gerade der Stadtstaat Singapur könnte Chancen bieten. Auf der Anleihenseite halten wir bei deutschen und europäischen Staatstiteln weiterhin Vorsicht für das Gebot der Stunde.
Aktien/Anleihen
• Fokus auf Unternehmen mit hoher Preissetzungsmacht
• Deutsche bzw. europäische Staatsanleihen bleiben unattraktiv
• Ausgewählte Unternehmensanleihen weiter chancenreich
Den Aktienanteil unserer Fondsportfolios haben wir aktuell reduziert. Auf der Aktienseite halten wir einen Fokus auf qualitativ hochwertige Unternehmen mit hoher Preissetzungsmacht unverändert für sinnvoll, da diese auch in einem wachstumsschwachen Umfeld solide Gewinne erwirtschaften können und somit langfristig voraussichtlich die beste Anlagealternative bieten. Bei den festverzinslichen Wertpapieren erachten wir vor allem deutsche Staatsanleihen weiter für unattraktiv. Der Grund liegt in der sich verschärfenden Energiekrise, dem daraus resultierenden Wettbewerbsnachteil für deutsche Unternehmen und der anhaltend hohen Inflation. Die Renditen deutscher Bundesanleihen halten wir daher für deutlich zu niedrig. Weiterhin Chancen bieten dagegen ausgewählte Unternehmensanleihen. Attraktiv sind vor allem Emissionen, die bei Laufzeiten von fünf bis sechs Jahren aktuell über fünf Prozent Rendite bringen.
Volkswirtschaften/Regionen
• USA und asiatische Regionen wie Singapur attraktiv
• Deutschland und Europa günstig bewertet, aber mit Risiken
• China bleibt schwierig
Wir halten den US-Markt für attraktiver als Deutschland und Europa, weil er aus unserer Sicht das bessere Chance-Risiko-Verhältnis bietet. Die Energiepreise werden Deutschland und Europa weiter belasten, zumal wir die Antworten der Politik bislang für nicht ausreichend erachten. Der deutsche bzw. europäische Aktienmarkt ist aus unserer Sicht zwar günstig bewertet, aber die weiter steigenden Energiepreise bergen große Konjunktur- und Standortrisiken. Auch China bleibt aus unserer Sicht nach wie vor sehr schwierig. Dabei halten wir in erster Linie die Tendenz zu mehr Verstaatlichungen – vor allem bei privaten Immobilienentwicklern – für bedenklich. Die geopolitischen Risiken durch die Zuspitzung des Konflikts um Taiwan kommen erschwerend hinzu. Auf der anderen Seite verbessern sich in China sowohl das Geldmengenwachstum als auch die Überschussliquidität. Die Geldmengenentwicklung ist in Asien generell wieder etwas besser, neben China hat auch Japan weiter eine positive Überschussliquidität. Innerhalb Asiens halten wir Singapur für attraktiv: Die Börse in Singapur ist günstig bewertet und zeigt darüber hinaus seit Anfang 2022 relative Stärke. Singapur ist sowohl für die USA als auch China als Handelsdrehscheibe bedeutend. Auf Sektorenebene halten wir den Energiesektor unverändert für aussichtsreich: Die Branche ist nach wie vor günstig bewertet und überzeugt durch hohe freie Cashflows. Da das Angebot an Energie nicht kurzfristig steigerbar ist, dürften die Energiepreise längerfristig auf hohem Niveau bleiben.
Währungen/Rohstoffe/Gold
• Euro weiter belastet
• Norwegische Krone oder Schweizer Franken attraktiv
Der Euro dürfte durch die Entwicklung in Europa und vor allem in Deutschland sowie durch die Energiepreisproblematik weiter belastet bleiben. Innerhalb Europas sehen wir dagegen in Währungen wie dem Schweizer Franken oder der norwegischen Krone größeres Potenzial.
Von Stefan Breintner, Leiter Research und Portfoliomanagement, DJE Kapital AG