„Ob wir nun bereits ein Zinsplateau oder einen Zinsgipfel erreicht haben – darüber scheiden sich die Geister. Sowohl die EZB als auch die Federal Reserve halten sich bedeckt, ob sie den Leitzins diese Woche und Ende September und in den kommenden Monaten noch einmal erhöhen. Man wolle die Datenlage beobachten, heißt es in letzter Zeit.
Nach elf Leitzinserhöhungen der Federal Reserve in Amerika und neun Erhöhungen seitens der EZB glauben allerdings viele Marktteilnehmer, dass die Leitzinsen von 5,25 Prozent bis 5,5 Prozent in Amerika und 4,25 Prozent in Europa vorerst auf diesem Niveau bleiben werden, oder dass es sogar wieder zu Zinssenkungen kommen kann.
Die inversen Zinskurven in Europa (zum Beispiel Bundkurve) und in den USA deuten darauf hin, dass die Börsianer mehrheitlich nach wie vor von einer Rezession (besonders in Europa) ausgehen. Diese Argumentation könnte die Zentralbanken dazu bewegen, die geldpolitischen Zügel zukünftig lockerer zu lassen, sodass das Zinsniveau künftig zumindest nicht mehr steigt.
Die Inflationsraten, verglichen mit ihren Höchstständen, sind zwar deutlich zurückgegangen, aber sie liegen dennoch sowohl in den USA mit etwa 3,2 Prozent (im Juli) als auch in der Eurozone mit rund 5,5 Prozent (im August) noch immer über dem von den beiden Zentralbanken ausgegebenen Ziel von um die zwei Prozent. Die neuen Inflationsdaten aus den USA für den August werden am 13. September veröffentlicht und die Entscheidung der Notenbanker beeinflussen. Zudem könnte die Inflation durch erneut steigende Energiepreise wieder angeheizt werden. Dies könnte wiederum die Zentralbanken dazu zwingen, weitere Zinserhöhungen vorzunehmen. Auch steigende Lohnkosten und Zweitrundeneffekte tragen zu einer höheren Inflation bei.
Könnte es auch wieder bald zu sinkenden Leitzinsen kommen? Dies ist eher unwahrscheinlich. So sagte US-Notenbank Chef Jerome Powell Ende Juli, dass er die Inflation nicht vor 2025 wieder bei zwei Prozent sieht. Daher dürften Zinssenkungen später kommen als aktuell von vielen Marktteilnehmern angenommen wird. Auch die Reden der Notenbanker Ende August in Jackson Hole lieferten keine anderen Erkenntnisse.
Wir bei DJE gehen davon aus, dass uns eine erhöhte Inflation (zwischen drei und vier Prozent) auch im nächsten Jahr begleiten wird.
Mit dem derzeitigen Zinsniveau sind Anleihen eine ernstzunehmende Konkurrenz für Aktien. Vor allem in den USA hat sich die Gewinnrendite am Aktienmarkt, den Renditen von US-Staatsanleihen angenähert. Dies spricht für die Attraktivität von Anleihen im derzeitigen Umfeld.
DJE setzt bei den Anleihen weiterhin auf eine breite Mischung. Strategisch investieren wir in ein breit gefächertes Basis-Portfolio aus Staats- und Unternehmensanleihen mit guter Bonität (Investmentgrade). Wir bevorzugen derzeit Unternehmen mit einer hohen Marktkapitalisierung. Diese Firmen sind häufig in der Lage, aufgrund Ihrer Marktstellung Preiserhöhungen an Kunden weiterzugeben. Damit haben sie gute Chancen, eine mögliche Rezession unbeschadet zu überstehen. Ergänzend wird ein kleiner Anteil in handverlesene High-Yield Anleihen investiert. Damit sollte ein zusätzlicher Beitrag zur Performance erzielt werden. Bei den Laufzeiten erachten wir länger laufende Titel zunehmend attraktiver, da wir glauben, dass die Notenbanken mittelfristig bei ihrer Inflationsbekämpfung erfolgreich sein werden. Die zwischenzeitlich vorhandenen Durations-Risiken werden mittels derivativem Overlay-Management gesteuert.“
Von Peter Lechner, CEFA, Portfoliomanager Fixed Income bei der DJE Kapital AG