Der Januar markierte einen positiven Jahresauftakt. Der weltweite Aktienindex MSCI World in EUR legte um 2,15% zu. Während sich die amerikanischen Börsen solide entwickelten (S&P 500 +1,47% in EUR, NASDAQ +0,91%), zeigten die europäischen Märkte eine deutlich stärkere Dynamik (Stoxx 600 +5,72%, DAX +8,53%). Japan hingegen blieb mit einem leichten Plus von +0,48% in EUR hinter der globalen Entwicklung zurück.
Insgesamt bleiben wir vorerst konstruktiv für die Märkte. Die US-Wirtschaft zeigt sich robust, eine Rezession oder Finanzmarktkrise scheint derzeit nahezu ausgeschlossen. Allerdings bedeutet eine gut laufende Wirtschaft nicht zwangsläufig auch gut laufende Börsen. Ein Szenario wie Mitte der 90er Jahre - moderate US-Zinssenkungen bei Ausbleiben einer Rezession - bleibt realistisch.
Allerdings könnten sich die Marktbedingungen ab dem Sommer verschärfen. Ein insgesamt höheres Zinsniveau in den USA spricht weiterhin für den Finanzsektor, den wir unverändert als positiv einstufen. Neben den positiven Aussichten für Banken und Finanzwerte sehen wir weiterhin Chancen im Bausektor und bei Infrastrukturprojekten, insbesondere in den USA. In Europa bleiben selektive Investitionen interessant, die wirtschaftliche Entwicklung wird aber weiterhin von strukturellen Problemen in Deutschland und Handelsrisiken durch mögliche neue US-Zölle geprägt.
Chancen, die wir sehen
- Strukturelles Wachstum in den USA: Die USA bieten mittel- bis langfristig weiterhin bessere Anlagechancen als Europa, da das strukturelle Potenzialwachstum in den USA höher ist.
- US-Finanzsektor: Der globale und US-amerikanische Finanz- und Bankensektor ist gut ins neue Jahr gestartet und strukturell gut aufgestellt. Weniger Regulierung wirkt unterstützend und auch länger anhaltend hohe US-Zinsen könnten sich positiv auf die Zinserträge auswirken. Zudem erwarten wir für 2025 eine Belebung der M&A-Aktivitäten. Auch Investitionen in den Kryptomarkt dürften unter Trump Rückenwind erhalten.
- Bausektor: Die USA und Europa verfügen über volle Pipelines für Infrastrukturprojekte. Neue Aufträge für den Wiederaufbau der Ukraine könnten im Falle eines Waffenstillstands oder Friedens für zusätzliche Dynamik sorgen.
- Japan: Japan bietet eine der besten Marktrisikoprämien, ein starkes Wachstum bei Aktienrückkäufen und eine geringe Abhängigkeit von US-Zöllen. Internationale Fondsmanager haben den Markt bisher nicht übergewichtet, und japanische Finanztitel könnten zusätzlich vom höheren US-Zinsniveau profitieren.
- Marktbreite in den USA: Die Gewinne der übrigen S&P-500-Unternehmen dürften 2025 und 2026 stärker steigen, nachdem in den vergangenen Jahren nur die großen Techkonzerne (MAG-7) herausragten.
- Technologie und KI: Das Thema Künstliche Intelligenz (KI) steht weiterhin im Fokus. Hohe Investitionen in Rechenzentren treiben die Entwicklung voran und könnten bis zu 1% des US-BIP ausmachen. Ein wichtiger Faktor für die weitere Entwicklung ist die Kostenstruktur von Large Language Models (LLMs). Sollten diese perspektivisch günstiger werden – wie es beispielsweise durch die Entwicklung rund um Deepseek angedeutet wird – könnte dies vor allem Softwareunternehmen zugutekommen.
- Europa: Firmen mit Kostensenkungspotenzialen und geringen Einschränkungen durch Zölle könnten bei steigenden Gewinnen Chancen bieten.
Risiken, die wir beobachten
- Hohe Bewertungen: Der US-Markt ist hoch bewertet, und viele positive Entwicklungen sind bereits eingepreist. Auch der Optimismus hinsichtlich US-Aktien ist derzeit außergewöhnlich hoch. Volatilität und Unsicherheit durch Maßnahmen oder Ankündigungen der Trump-Administration könnten die Märkte 2025 stärker prägen als im Vorjahr.
- Staatsverschuldung: Eine Reduzierung des US-Defizits, z.B. durch geplante Ausgabenkürzungen von bis zu 2.000 Mrd. USD, könnte die konjunkturelle Dynamik bremsen und sich negativ auf die Börsenentwicklung auswirken.
- Geopolitische Spannungen: Ein erneuter Handelskrieg ist nicht auszuschließen. Schon jetzt drohen zusätzliche Zölle, wenn China seine Fentanyl-Exporte in die USA nicht unter Kontrolle bringt - bei ausbleibenden Fortschritten könnten weitere Handelsbarrieren folgen. Ein zweiter kritischer Punkt in den Beziehungen zwischen den beiden Ländern bleibt die Zukunft von TikTok in den USA. US-Unternehmen, die stark von China abhängig sind, könnten unter diesen Spannungen besonders leiden.
- Inflationsimpulse: Die geplanten Zollmaßnahmen der Trump-Administration könnten mit Verzögerung zu verstärkten Inflationsimpulsen führen. Dies würde zu höheren Zinsen am langen Ende führen und die Märkte belasten.
- Strukturelle Probleme in Europa: Deutschland kämpft mit hohen Energiekosten, hohen Löhnen, überbordender Bürokratie und mangelnder Flexibilität, was die Wettbewerbsfähigkeit vieler Industriekonzerne beeinträchtigt. Gerade die Schlüsselindustrien Automobil, Chemie und Maschinenbau verlieren massiv an internationaler Wettbewerbsfähigkeit.
- Abhängigkeit von China: Die deutsche Automobilindustrie könnte weiterhin durch Absatzprobleme in China belastet werden, mit negativen Folgen für die Zulieferindustrie.
- Energie und erneuerbare Energien: Die Trump-Administration plant einen massiven Ausbau der Energieproduktion in den USA („Drill Baby Drill“). Europa dürfte vermehrt teures LNG aus den USA importieren. Energietitel und Versorger sind daher selektiv zu betrachten. Im Bereich der Windenergie könnte die massive und kostengünstige Konkurrenz aus China für zusätzlichen Druck sorgen.
Monetär
Zölle, Zinsdifferenzen und Geopolitik sprechen mittelfristig weiter für den USD. Allerdings könnten viele dieser Effekte bereits eingepreist sein.
Das Strategie-Team von DJE
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