Nach dem positiven Jahresauftakt im Januar zeigte sich der Februar herausfordernder. Der Weltaktienindex MSCI World verzeichnete in EUR ein Minus von 0,47%. Die US-Börsen entwickelten sich erneut schwächer als die europäischen Märkte: Der S&P 500 gab um 1,09% in EUR nach, während der NASDAQ mit einem Rückgang von 2,47% stärker unter Druck stand. In Europa hingegen konnten der Stoxx 600 (+3,43%) und der DAX (+3,77%) zulegen. Japan verzeichnete Verluste, der Nikkei gab auf EUR-Basis um 3,09% nach.
Auf Sektorebene waren weltweit vor allem defensive Konsumwerte gefragt, während zyklische Konsum- und Technologiewerte unter Druck gerieten. In Europa gehörten Banken, Telekommunikations-, Nahrungsmittel- und Versicherungstitel zu den Gewinnern, während insbesondere Medien-, Einzelhandels- und Technologiewerte schwächer abschnitten.
Nach der jüngsten Marktkorrektur halten wir eine technische Erholung für wahrscheinlich. Der Pessimismus hat zuletzt deutlich zugenommen und mehrere markttechnische Indikatoren befinden sich im Kaufbereich. Eine Stabilisierung der Märkte könnte genutzt werden, um die Portfolios defensiver auszurichten. Gemieden werden sollten vor allem hoch bewertete Aktien mit zunehmender relativer Schwäche.
Die größten Risiken sehen wir in einer möglichen Eskalation des Zoll- und Handelsstreits sowie einer deutlichen Reduzierung des US-Haushaltsdefizits. Regional bevorzugen wir derzeit europäische Aktien gegenüber US-Titeln, während Japan und China weiterhin selektive Chancen bieten.
Chancen, die wir sehen
- Europa könnte 2025 besser abschneiden als die USA: Das positive Überraschungspotenzial („economic surprise“) liegt derzeit in Europa. Asiatische und amerikanische Investoren zeigen weiterhin Interesse, eine neutrale Positionierung scheint aber noch nicht erreicht. Chancen bieten ausgewählte europäische Unternehmen mit Kostensenkungspotenzial und geringer Zollbelastung. Langfristig dürften die USA aufgrund ihres strukturell höheren Potenzialwachstums jedoch die interessantere Region bleiben.
- Deutschland: Das deutsche Neuverschuldungspaket könnte sich positiv auf die Konjunktur auswirken, vor allem dann, wenn es von Strukturreformen begleitet wird. Sektoren wie Bau, Rüstung, Chemie und Industrie könnten selektiv profitieren. Zudem hat sich das Chance-Risiko-Verhältnis für kleine und mittlere Unternehmen in Deutschland zuletzt verbessert.
- Finanzwerte (Europa) / Versicherungen: Das deutsche Neuverschuldungspaket hat zu einem Anstieg der Zinsen nicht nur in Deutschland, sondern in ganz Europa geführt. Ein höheres Zinsniveau am langen Ende wirkt sich positiv auf europäische Versicherungen aus. Auch europäische Banken profitieren von steigenden Zinsen.
- Bau-/Construction-Sektor: Die Pipeline für Infrastrukturprojekte ist sowohl in den USA als auch in Europa gut gefüllt. Zusätzliche Impulse könnten von neuen Aufträgen für den Wiederaufbau der Ukraine ausgehen. Gleichzeitig könnte ein möglicher Waffenstillstand oder Frieden dazu führen, dass weniger Baustoffe wie Zement aus der Ukraine nach Osteuropa exportiert werden.
- Japan: Weiterhin selektiv interessant mit einer der besten Marktrisikoprämien. Aktienrückkäufe nehmen stark zu und Japan bleibt von möglichen US-Zöllen weitgehend unberührt. Internationale Fondsmanager haben den japanischen Markt noch nicht übergewichtet, was weiteres Potenzial bietet. Japanische Finanzwerte bleiben attraktiv.
- China: Selektiv bietet China weiterhin Chancen. Der Immobilienmarkt bleibt herausfordernd, zeigt aber Anzeichen einer Stabilisierung. Positiv wirkt sich auch die verstärkte fiskalpolitische Unterstützung durch den Staat aus, der 2025 mit einer Rekordneuverschuldung gezielte Stimulierungsmaßnahmen setzt.
Risiken, die wir beobachten
- Erneuter Handelskrieg USA vs. China oder USA vs. Europa: Eine Verschärfung des Handelskonflikts bleibt ein wesentliches Risiko. Die US-Zollpolitik sorgt für erhebliche Verunsicherung bei Unternehmen und Verbrauchern. Frühindikatoren wie der ISM Manufacturing PMI sind zuletzt deutlich gefallen, ebenso das US-Verbrauchervertrauen.
- US-Handelspolitik als Belastungsfaktor: Die von der Trump-Administration geplanten Zoll-Maßnahmen könnten sich mit Verzögerung negativ auswirken. Ein neuer Inflationsimpuls durch steigende Importpreise könnte langfristig zu höheren Zinsen am langen Ende führen.
- Steigende Rezessionsgefahr in den USA: Die Wahrscheinlichkeit einer Rezession hat zuletzt zugenommen, wird aber vom Markt noch nicht vollständig eingepreist. Fiskalpolitische Einschnitte und sich verschärfende Handelskonflikte könnten sich als Baisse-Faktoren für die Konjunktur erweisen.
- Vorsicht bei hoch bewerteten Aktien: Überdurchschnittlich hoch bewertete Aktien, die gleichzeitig markttechnische Schwächen aufweisen, sollten mit Vorsicht betrachtet werden.