In den zurückliegenden zwölf Monaten zählten Metallproduzenten und diversifizierte Minenkonzerne am Kapitalmarkt nicht zu den Favoriten. Ursache für die schwächere Performance des Rohstoffsektors sind anhaltende konjunkturelle Unsicherheiten, insbesondere Befürchtungen einer globalen Wirtschaftsschwäche. Eine mögliche Rezession in den USA oder weltweit würde den Sektor erheblich belasten. Dieses Risiko ist derzeit vermutlich noch nicht vollständig im Kursniveau reflektiert. Die Wahrscheinlichkeit einer US-Rezession wird aktuell jedoch wieder eher auf unter 50 Prozent geschätzt.
Vorsichtiger Optimismus bei Minenkonzernen
Auf einer Branchenkonferenz der Bank of America in Barcelona äußerten sich die CEOs der global führenden Minenkonzerne jüngst vorsichtig optimistisch. Die wirtschaftliche Lage Chinas wurde stabiler bewertet als erwartet, und die Branche präsentierte sich trotz Unsicherheiten widerstandsfähig. Das Konferenzmotto „Navigating Uncertainty“ wurde von der Industrie überwiegend mit „Resilience“ beantwortet, was auf eine robuste Branchenstruktur trotz makroökonomischer Risiken hinweist. Der nach wie vor mit Abstand wichtigste Einzelmarkt für Rohstoffe, China, zeigte im ersten Quartal eine robuste Entwicklung. Auch für die kommenden Monate wird eine weitgehend stabile Nachfrage nach Schlüsselrohstoffen wie Eisenerz und Kupfer erwartet, was die fundamentalen Rahmenbedingungen für die Branche unterstützt. Indien wird für die globale Nachfrage immer wichtiger: Das Land erlebt einen wirtschaftlichen Aufschwung mit jährlich rund sieben Prozent Wachstum bei der Stahlproduktion, ähnlich wie früher China. Dadurch steigt auch Indiens Bedarf an auf dem Seeweg importiertem Eisenerz.
Indien plant zudem, seine Kohleproduktion bis 2030 zu verdoppeln und wird die Anzahl seiner Kohlekraftwerke von derzeit rund 280 auf fast 600 erhöhen. Im Vergleich dazu: China betreibt über 1.000 Kohlekraftwerke. Die Entwicklung in Indien und anderen Schwellenländern dürfte die deutschen Klimaziele zum Kohleausstieg bis 2030 und zur CO2-Freiheit bis 2050 mehr als kompensieren.
Zölle und Handelskrieg fördern US-Binnennachfrage nach Rohstoffen
Die USA tragen mit weniger als zehn Prozent nur begrenzt zur globalen Rohstoffnachfrage bei. Handelsprotektionistische Maßnahmen wie Importzölle führen daher vor allem zu höheren Kosten für inländische Verbraucher und Industrien, was sich in höheren Preisaufschlägen an US-Handelsplätzen wie der COMEX gegenüber der London Metal Exchange zeigt. Dennoch könnten einige US-Rohstoffproduzenten von diesen Maßnahmen profitieren, da sie ihre Wettbewerbsposition im Inland stärken und die Nachfrage nach lokal erzeugten Rohstoffen fördern.
Auf Stahl und Aluminium, das in die USA eingeführt wird, muss seit dem 4. Juni 50 Prozent Zoll gezahlt werden. Während die USA im Bereich der Stahlproduktion weitgehend autark sind, ist die Situation bei anderen Industriemetallen deutlich differenzierter. Im Fall von Kupfer liegt der Autarkiegrad der USA bei etwa 50. Der verbleibende Bedarf – rund eine Million Tonnen jährlich – muss durch Importe gedeckt werden. Die Lage im Aluminiumsektor ist deutlich komplexer. Die Vereinigten Staaten sind in hohem Maße von Importen abhängig und müssen etwa 80 Prozent ihres jährlichen Aluminiumbedarfs aus dem Ausland importieren. Eine verstärkte Nutzung von Aluminiumschrott könnte theoretisch helfen, diese Abhängigkeit zu reduzieren. Allerdings mangelt es in den USA sowohl an ausreichenden Schmelzkapazitäten als auch an der notwendigen stabilen Stromversorgung, um das Recycling und die Produktion auszubauen. Der Aufbau neuer Produktionsanlagen konkurriert zudem direkt mit der steigenden Stromnachfrage anderer Branchen, insbesondere dem rasant wachsenden Energiebedarf von Rechenzentren für künstliche Intelligenz.
Bodenbildung beim Aluminiumpreis
Der Aluminiumpreis ist im laufenden Jahr auf Eurobasis um rund zwölf Prozent gesunken. Neben den handels- und zollpolitischen Entwicklungen vor allem in den USA hatten zuletzt aber auch chinesische Marktdaten eine stabilisierende Wirkung auf den Preis. So sind die Lagerbestände an der Shanghai Futures Exchange im Vergleich zum Spätsommer 2024 deutlich zurückgegangen. Zudem nähert sich die von der chinesischen Regierung festgelegte Obergrenze für die Aluminiumproduktionskapazität von 45 Millionen Tonnen ihrem Limit. Da China mit mehr als 60 Prozent den Großteil des globalen Aluminiumangebots stellt, wird diese Produktionsbeschränkung eine wichtige Rolle für die zukünftige Preisentwicklung spielen.
Anhaltend positive Aussichten für Kupfer weltweit
Kupfer bleibt ein stark gefragtes Metall, das bei diversifizierten Konzernen im Fokus steht. Die mittel- bis langfristigen Perspektiven für Kupfer sind aufgrund des Ausbaus erneuerbarer Energien, der Elektrifizierung des Verkehrs und der Erweiterung der Energieinfrastruktur sehr positiv. Bereits heute entfallen etwa 31 Prozent der globalen Kupfernachfrage auf die Energieinfrastruktur.
Der künftige Energiebedarf, insbesondere in den USA, dürfte aufgrund des schnellen Ausbaus von Rechenzentren für Anwendungen der künstlichen Intelligenz weiter steigen. Gemäß Internationaler Energieagentur betrug der Stromverbrauch von Rechenzentren im Jahr 2022 rund 400 Terrawattstunden, was etwa zwei Prozent des weltweiten Strombedarfs entspricht – Tendenz steigend. Führende Cloud-Anbieter wie Microsoft und Meta verfolgen daher gezielt Strategien zur Nutzung klimaneutraler Energiequellen.
Trump will wieder auf Nuklearenergie setzen
US-Präsident Donald Trump plant, mittels des Defense Production Act den nationalen Notstand im Bereich der nuklearen Versorgung auszurufen, um die Abhängigkeit der USA von Uranimporten – insbesondere aus China und Russland – zu reduzieren. Seit 2021 erfährt die Kernenergie im Kontext der globalen Energiewende verstärkte politische Unterstützung und gilt als zentraler Baustein zur Erreichung der Netto-Null-Ziele. Dafür müsste die weltweite Kernenergiekapazität bis 2030 um etwa 15 Gigawatt jährlich wachsen.
Kernenergie ist emissionsfrei und dient als hochkapazitive Grundlastquelle. Ein neuer Vertragszyklus steht bevor, da die Uran-Lagerbestände bei Versorgungsunternehmen sinken und Lieferzeiten bis zu zwei Jahre betragen. Die steigende Nachfrage resultiert sowohl aus auslaufenden Langfristverträgen als auch aus dem weltweiten Bau neuer Reaktoren und dem wachsenden Einsatz modularer Kleinreaktoren ab Ende der Dekade. Die USA planen eine Verdreifachung bis 2050, China zehn und Indien 18 neue Reaktoren bis 2032. Aufgrund jahrelanger Unterinvestition bleibt das Angebot begrenzt, was auf eine langfristige Defizitsituation und eine stabile bis steigende Preisentwicklung im Uranmarkt hinweist. Die drei größten Produzenten decken etwa 46 Prozent des globalen Angebots ab. Vor dem Hintergrund geopolitischer Entwicklungen und nationaler Fördermaßnahmen könnten Uranproduzenten bei Anlegern noch stärker in den Fokus rücken.
Fazit: Rohstoff- und Metallproduzenten entwickelten sich im bisherigen Jahresverlauf schwächer als der Gesamtmarkt. Eine Stabilisierung in zentralen Schwellenländern sowie der Ausbau der Energie-Infrastruktur dürften unterstützend wirken. Diversifizierte Konglomerate mit Kupferexposure bleiben attraktiv. Angesichts des erwarteten starken Wachstums des Bedarfs an CO2-freiem Strom könnten Uranproduzenten sowie Unternehmen der Energieinfrastruktur langfristig von einem Aufwärtstrend profitieren.
Von Stefan Breintner, Head of Research & Portfoliomanagement, und Manuel Zeuch, Research & Portfoliomanagement, beide DJE Kapital AG
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