DJE-Marktausblick: US-Zollpolitik als Risiko, Schwellenländer als Chance?

Das Strategie-Team von DJE beobachtet und bewertet die Märkte laufend anhand der hauseigenen FMM-Methode nach fundamentalen, monetären und markttechnischen Kriterien. DJE Kapital AG | 12.06.2025 10:11 Uhr
© e-fundresearch.com / Canva
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„Sell in May“ wäre in diesem Jahr eindeutig der falsche Rat gewesen: Der Mai war der beste seit 35 Jahren. Auf Sektorenebene waren weltweit vor allem Titel aus Technologie und Industrie gefragt, während Pharma- und Healthcare-Titel enttäuschten. In Europa lagen die Sektoren Freizeit & Reisen sowie Banken vorn – auch hier litten Healthcare und Konsumgüter.

Für Juni erwarten wir eine Seitwärtsbewegung der globalen Aktienmärkte. Risikofaktor bleibt der ausstehende Durchbruch bei den Zollverhandlungen zwischen den USA und der EU. Ein Einfuhrzoll von 20% auf EU-Waren könnte europäische Indizes merklich belasten. Über den Sommer hinweg dürfte es noch nicht zu Zinssenkungen der US-Notenbank kommen, denn die Wirtschaft ist noch zu robust und die Wirtschaftsentwicklung in den kommenden Monaten ist mit erheblichen Unsicherheiten behaftet. Mittelfristig könnte der nachlassende Druck der Mietpreise auf die Kerninflationsrate jedoch den Raum für US-Zinssenkungen erhöhen. Einer der Hauptwachstumstreiber der US-Konjunktur bleibt weiterhin Künstliche Intelligenz. Deutlich schwieriger ist hingegen die Situation im Konsumsektor. Regional bleiben ausgewählte Schwellenländer interessant.

Chancen, die wir sehen: 

  • Höhepunkt der Zollbelastungen dürfte hinter uns liegen: Die Erfahrungen und Turbulenzen der letzten Wochen, die verschlechterten Konjunkturaussichten und die niedrigeren Zustimmungswerte dürften Donald Trump davon abhalten, den Zollstreit weiter zu eskalieren. Kommt es zu besser als erwarteten Handelsabkommen mit China und der EU und bleibt eine Rezession in den USA aus, wäre dies positiv für die Märkte. Historisch betrachtet waren Phasen moderater Zinssenkungen bei gleichzeitig ausbleibender Rezession in den USA gute Börsenphasen.
  • Schwellenländer bleiben selektiv chancenreich: Emerging Markets (EMs) sind generell Profiteure eines schwächeren US-Dollars. Indien senkt die Zinsen, ist wenig von der US-Zollpolitik betroffen und viele Unternehmen berichten über gut laufende Geschäfte. Für China ist die verstärkte fiskalpolitische Stimulierung durch den Staat positiv, der nun (Rekord-Staatsneuverschuldung im Jahr 2025) mehr Schulden aufnimmt. Viele Schwellenländer zeigen sich im Zollkonflikt selbstbewusst und wissen um ihre starke Stellung – etwa in der Elektronikproduktion.
  • Technologie-Sektor attraktiv: Unter den offensiveren Sektoren erscheint Technologie, besonders in den Bereichen Künstliche Intelligenz und Software, weiterhin interessant.
  • Japan: Der japanische Markt wird derzeit durch positive Gewinnrevisionen und eine niedrige Bewertung gestützt. Die gestiegenen Zinsen am langen Ende könnten sich mittelfristig positiv auf japanische Finanzwerte auswirken.
  • Infrastruktur bleibt ein langfristiges Thema: Staatliche und unternehmerische Ausgaben im Bereich Infrastruktur – vor allem im Energiesektor – bleiben hoch, unabhängig vom Zollkonflikt. Davon profitieren gut positionierte Unternehmen.
  • Technische Indikatoren sprechen für US-Markt: Die Advance-Decline-Line (AD-Line) der New Yorker Börse hat ein neues Hoch erreicht – historisch ein verlässliches Signal. In der Vergangenheit stand der S&P 500 neun Monate nach einer solchen Entwicklung ausnahmslos höher (im Durchschnitt etwas mehr als 10%).

Risiken, die wir beobachten:

  • Zollfolgen für Unternehmensgewinne unterschätzt: Die negativen Effekte der erratischen US-Zollpolitik könnten mit zeitlicher Verzögerung (Spätsommer/Herbst) auf die Gewinnentwicklung verschiedener Branchen durchschlagen. Diese Risiken erscheinen bislang nicht eingepreist.
  • Zollniveau: Während 2024 ein durchschnittlicher Zollsatz von 2,5% galt, rechnet der Markt nun mit 15–18%. Das dürfte sich negativ auf Wirtschaftsdaten und Unternehmensgewinne auswirken – mit Verzögerung, aber klarer Wirkung.
  • Keine Einigung im Zollstreit mit der EU: Sollte es bis Monatsende bzw. bis zur Deadline am 09.07. keine Einigung im Zollstreit mit der EU geben, könnte dies die Märkte belasten.
  • Konsumsektor: In den USA zeichnet sich eine Rezession im Konsumsektor ab.
  • Im Luxussektor erscheinen die Aussichten weiterhin getrübt. Aus Gewinnsicht könnte der Druck auf die Kurse weiter anhalten.
  • Automobilsektor: Im chinesischen Markt verlieren westliche Hersteller zunehmend Marktanteile – vor allem bei Elektroautos, wo sie gegenüber der einheimischen Konkurrenz nicht wettbewerbsfähig sind.

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