DJE-Experten-Duo über Goldminenaktien-Rallye: Starke Cashflows und Bilanzen treiben die Rallye

Goldminenaktien übertreffen 2025 die Entwicklung des Goldpreises deutlich. Laut Stefan Breintner, Head of Research & Portfoliomanagement, und Manuel Zeuch, Research & Portfoliomanagement bei der DJE Kapital AG, sorgen starke Cashflows und solide Bilanzen für Rückenwind im Sektor. DJE Kapital AG | 04.09.2025 09:29 Uhr
Stefan Breintner, Head of Research & Portfoliomanagement, und Manuel Zeuch, Research & Portfoliomanagement, beide DJE Kapital AG / © e-fundresearch.com / DJE Kapital AG
Stefan Breintner, Head of Research & Portfoliomanagement, und Manuel Zeuch, Research & Portfoliomanagement, beide DJE Kapital AG / © e-fundresearch.com / DJE Kapital AG

Goldminenaktien haben sich im bisherigen Jahresverlauf (prozentual) besser entwickelt als der Goldpreis selbst. In Euro gerechnet steht per 26.08.2025 ein Plus von über 50 % beim HUI-Goldminenindex einer Wertsteigerung von ca. zwölf Prozent beim Goldpreis gegenüber. Damit entwickelten sich Aktien von Goldproduzenten auch deutlich besser als der breite Rohstoffmarkt. Basis ist hier der MSCI World Materials Sektor Index, welcher auch die bedeutendsten Goldproduzenten umfasst. Der Rohstoffmarkt insgesamt stagnierte 2025 in Euro gerechnet weitgehend. Auf Sicht der letzten fünf Jahre zeigt sich jedoch ein anderes Bild: Einer Preissteigerung von etwa 70 % bei physischem Gold in Euro gerechnet steht ein Kursplus von knapp 40 % beim HUI-Goldminenindex gegenüber – oder rund 50 %, wenn die in diesem Zeitraum gezahlten Dividenden berücksichtigt werden.

Cashflow als Schlüsselfaktor

Warum haben sich nun Goldminenaktien zuletzt wieder besser entwickelt als physisches Gold, und wie wahrscheinlich ist es, dass diese Entwicklung anhält? Während physisches Gold weiterhin als sicherer Hafen gefragt ist, profitieren vor allem börsennotierte Produzenten von einer Neubewertung. Belastungsfaktoren wie Kosteninflation, hohe Investitionen, Währungsabwertungen und operative Herausforderungen hatten die Branche zuvor unter Druck gesetzt. Derzeit wirkt sich jedoch die Stabilisierung der Förder- und Produktionskosten positiv aus. Diese Entwicklung könnte mittelfristig zu einer Verbesserung der Margen beitragen und die Attraktivität des Sektors weiter erhöhen.

Betrachtet man den weltweit größten Goldminenkonzern Newmont, so ergibt sich im Zeitraum 2020-24 ein Anstieg der reinen Produktionskosten um knapp 49 % auf 1.126 US-Dollar/oz (oz = Feinunze Gold mit 31,1 Gramm). Die sogenannten „All In Sustaining Costs“ (AISC = direkte Produktionskosten) stiegen um 35 % auf 1.516 US-Dollar/oz. Newmont kann aufgrund seiner globalen Präsenz mit Förderstätten in Asien/Australien, Nord- und Südamerika sowie Afrika als globaler Branchenmaßstab angesehen werden. Rund 50 % der Produktionskosten entfallen auf Löhne, etwa 30 % auf Material (z. B. chemische Stoffe, Ersatzteile, Sprengstoff) und 15–20 % auf Energiekosten (Diesel, Strom). Vor allem bei Material- und Energiekosten ließ der Preisdruck zuletzt nach, sodass in naher Zukunft nur noch moderat steigende oder stagnierende Kosten wahrscheinlich sind. Wachstumsinvestitionen sind in den AISC generell nicht enthalten. Konkret bedeutet ein AISC-Niveau von ca. 1.500 US-Dollar/oz, dass - unter der Ausklammerung von Wachstumsinvestitionen - ab einem Goldpreis von mehr als 1.500 US-Dollar/oz ein freier Cashflow erzielt wird. Bei niedrigeren Preisen würde hingegen ein negativer Cashflow entstehen. Diese Beispielrechnung verdeutlicht das aktuell hohe Cashflow-Potenzial: Bei einem Goldpreis von rund 3.350 US-Dollar/oz und AISC im Bereich von 1.500–1.700 US-Dollar/oz ist die freie Mittelgenerierung je geförderter Feinunze historisch hoch. So erzielte das Unternehmen im letzten Quartal bei einem realisierten Goldpreis von 3.320 US-Dollar/oz einen freien Cashflow von 1,71 Mrd. US-Dollar (+188 % gegenüber Vorjahr) – ein Rekordwert auf Quartalsbasis. Setzt sich dieser Trend im dritten Quartal fort, wäre Newmont per Ende September schuldenfrei, denn aufgrund der bereits erwähnten hohen freien Cashflow-Generierung lag die Nettoverschuldung per 30.06.2025 bei nur noch 1,4 Mrd. US-Dollar (–56 % gegenüber Vorjahr).

Für den gesamten Sektor lässt sich aktuell feststellen, dass bei Goldpreisen von über 3.000 US-Dollar/oz die freie Cashflow-Generierung sehr hoch ist. Diese starke Mittelgenerierung führt zu deutlich solideren Bilanzen und eröffnet zugleich zusätzliche Möglichkeiten, die Aktionäre am Erfolg stärker zu beteiligen – zum Beispiel durch Aktienrückkäufe. Unter den größten Goldminengesellschaften weisen derzeit zum Beispiel Newmont, Kinross und Agnico Eagle eine hohe Rückkaufaktivität auf.

Schwache Prognosequalität als Belastung

Ein weiterer wesentlicher Grund dafür, dass Goldminenaktien in den vergangenen fünf Jahren hinter der Entwicklung des Goldpreises zurückgeblieben sind, liegt in wiederholten Verfehlungen bei den kommunizierten Produktions- und Kostenzielen sowie in politischen Unsicherheiten bzw. Verwerfungen in zentralen Förderregionen. Zahlreiche Unternehmen der Branche – darunter auch etablierte Schwergewichte wie Newmont sowie ein weiterer führender Produzent– verfehlten regelmäßig ihre eigenen Förderprognosen, was das Vertrauen der Investoren belastete. Diese operative Volatilität hat dazu beigetragen, dass selbst in einem insgesamt positiven Marktumfeld für Gold viele Minenaktien unterdurchschnittlich performten.

Als eine der wenigen positiven Ausnahmen gilt der kanadische Konzern Agnico Eagle. Das Unternehmen hob sich in den vergangenen Jahren durch eine hohe Prognosegenauigkeit und stabile Produktionsentwicklung unter den großen Minenbetreibern hervor. Mit einer Marktkapitalisierung von rund 65 Mrd. US-Dollar ist Agnico Eagle nach Newmont das zweitgrößte börsennotierte Goldunternehmen und weltweit der drittgrößte Goldproduzent. Das Management kann eine solide Erfolgsbilanz vorweisen: In den letzten 14 Jahren wurde die Produktionsprognose lediglich einmal verfehlt. Zudem zahlt Agnico seit 1983 kontinuierlich Dividenden. Erwähnenswert ist auch das geopolitisch stabile Förderportfolio, da rund 90 % der Produktion aus Kanada stammen – einem Land mit verlässlichen Rahmenbedingungen und geringem politischen Risiko.

Politische Risiken im Blick

Wie gravierend sich politische Verwerfungen auswirken können, zeigt sich unter anderem am Beispiel der schwierigen Situation am Standort der Loulo-Gounkoto-Mine in Mali (die Mine steht für rund 15 % des BIP Malis), die von einem großen internationalen Konzern betrieben wird. Die Regierung von Mali fordert hier unter anderem eine höhere Beteiligung an der Mine und Steuern auf nicht realisierte Umsätze. Das Unternehmen sieht hierfür keine rechtliche Grundlage und lehnt die Forderungen ab. Aktuell können keine Einnahmen generiert werden, da die Exporte blockiert sind. Wie dieser Konflikt ausgehen wird, ist derzeit kaum prognostizierbar. Mali und andere Regionen Afrikas wie etwa der Senegal, die Elfenbeinküste oder Ghana sind generell interessante Förderregionen für die Industrie. Charakteristisch sind dort häufig überdurchschnittlich hohe Erzgehalte, kombiniert mit vergleichsweise schnellen Genehmigungsverfahren und niedrigen Betriebskosten. Dass sich in Afrika durchaus nennenswerte Erfolge erzielen lassen, zeigt sich unter anderem am Beispiel von Endeavour Mining.

Endeavour Mining zählt zu den führenden Goldproduzenten Westafrikas und betreibt Bergbauprojekte in Senegal, Burkina Faso und der Elfenbeinküste. Alle Minen wurden termingerecht und innerhalb der geplanten Budgets errichtet – ein Beleg für die operative Effizienz des Unternehmens. Seit mehr als zehn Jahren in der Region aktiv, pflegt Endeavour enge Beziehungen zu lokalen Behörden und Gemeinschaften. Als einer der größten Arbeitgeber und Steuerzahler vor Ort ist das Unternehmen fest verankert. Vor dem Hintergrund aktueller Herausforderungen anderer Marktteilnehmer betont das Management den offenen Dialog, den fairen Umgang mit allen Interessengruppen und das Selbstverständnis als verantwortungsvoller Partner. Widerstand aus der Bevölkerung habe es bislang nicht gegeben – ein Indikator für die erfolgreiche lokale Einbindung.

Neue Projekte im Goldsektor sind generell komplex und die Inbetriebnahme ist in der Regel mit zahlreichen Herausforderungen verbunden. Heute ist der Zeitraum vom Fund (Exploration) eines interessanten Goldvorkommens bis zur Förderung am Minenstandort mit ca. 20 Jahren als realistisch anzusetzen. Auch auf den „letzten Metern“ eines neuen Projektes treten oftmals neue, unerwartete Probleme auf. Die südafrikanische Goldfields musste 2024 mehrfach ihre Prognosen anpassen wegen Problemen am wichtigsten Wachstumsprojekt Salares Norte in der Atacama-Region im Norden Chiles. Zunächst gab es Probleme mit Chinchillas-Populationen, die unter Artenschutz stehen und umgesiedelt werden mussten, dann belasteten extreme Wettereignisse. Da die Goldverarbeitungsanlage in einer Höhe von ca. 4.400 m lokalisiert ist kam es im chilenischen Winter 2024 zu einem vermehrten Einfrieren der Verarbeitungsanlagen. 2025 verlief der Betrieb stabiler; das Unternehmen kam gut durch den Winter und ist zuversichtlich, die Produktionsprognose zu erfüllen

Fazit: Goldpreis bleibt der Treiber

Die Management-Teams der börsennotierten Goldkonzerne sollten aus den Fehlern der Vergangenheit – vor allem aus zu optimistischen Prognosen – gelernt haben und die Erwartungen des Kapitalmarkts künftig realistischer steuern. Die hohe Kosteninflation der letzten Jahre dürfte ein Plateau erreicht haben oder in Teilbereichen zunächst rückläufig sein. Wichtigster Gewinntreiber ist und bleibt der Goldpreis. Wie bereits zuvor analysiert, spricht vieles dafür, dass ein Umfeld hoher Goldpreise (über 3.000 US-Dollar/oz) Bestand haben kann. Die freie Cashflow-Generierung und die Wahrscheinlichkeit erhöhter Kapitalrückführungen an die Aktionäre bleiben in einem solchen Umfeld entsprechend hoch.

Von Stefan Breintner, Head of Research & Portfoliomanagement, und Manuel Zeuch, Research & Portfoliomanagement, beide DJE Kapital AG

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