Leichte Korrekturen bei Fed-Prognosen
Gemäßigt ging es auch in anderen Bereichen zu: So wurden die Wachstumsprognosen für 2013 und 2014 leicht nach unten korrigiert, und die neuen Inflationsprognosen für 2016 lagen eher am unteren Ende dessen, was die Marktteilnehmer erwartet hatten. Darüber hinaus blieben die neuen Zinsprognosen für 2016 hinter den Konsenserwartungen zurück. Für den Tagesgeldsatz prognostizierte die US-Notenbank einen Stand von durchschnittlich 2,26% bis Ende 2016, während der Markt vor der Sitzung 2,4% eingepreist hatte. Ferner ließ die Fed verlauten, dass für eine Anhebung der Leitzinsen die Arbeitslosenquote dauerhaft unter 6,5% sinken müsse. Die Marktteilnehmer schlossen daraus, dass nun erst eine Arbeitslosenquote von 6% die Fed dazu veranlassen würde, die Zinsschraube anzuziehen. Und zu guter Letzt ließ die Fed wissen, dass es keinen festgelegten Zeitplan für einen Ausstieg aus den Anleihekäufen gäbe und dieser auch für den Rest des Jahres lediglich als „Möglichkeit“ in Betracht käme.
Fed sieht Gefahren am Arbeitsmarkt und bei Langfristzinsen
Uns hat es wirklich überrascht, dass die Währungshüter in Amerika die Sitzung am Mittwoch nicht dazu genutzt haben, ihre Anleihekäufe zu drosseln. Die Marktteilnehmer hatten sich darauf bereits eingestellt, und das Echo an den Märkten für Risikoanlagen auf die Ankündigung war insgesamt eher verhalten ausgefallen. Hinzu kommt, dass sich die Wirtschaftsdaten seit der ersten Andeutung eines Ausstiegs stetig verbessert haben. Mögliche Erklärungen für den aktuellen Beschluss kreisen um die unlängst wieder schwächeren Zahlen vom Arbeitsmarkt und den jüngsten Anstieg der Langfristzinsen. Denn ein Beschäftigungswachstum ist der Dreh- und Angelpunkt in der Vorstellung der Fed von einer nachhaltigen Erholung. Und da der Häusermarkt der Konjunktur derzeit ordentlichen Rückenwind gibt, sind die Währungshüter darauf bedacht, den Anstieg der Langfristzinsen einzudämmen.
Risikoanlagen profitieren von Fed-Entscheidung
Aus unserer Sicht wird sich diese überraschende Entscheidung in den nächsten Wochen zweifellos positiv auf Risikoanlagen auswirken. Auch lässt sie Raum für eine durchgreifendere Erholung jener Anlageklassen, die in den Sommermonaten besonders unter den durch die Ausstiegsdebatte ausgelösten Turbulenzen gelitten hatten. Innerhalb der Rentenmärkte dürften sich vor allem auf Lokalwährungen lautende Schwellenländeranleihen sowie Inflationsanleihen gut entwickeln. Weniger klar sind unseres Erachtens die Folgen für die nominalen (Festzins-) Märkte. Für nominale Zinsprodukte könnte der Fed-Beschluss kurzfristig positiv sein, vor allem wenn man die Positionierung der Anleger bedenkt. Die höheren Preise von Risikoanlagen, die höheren Inflationserwartungen, die besseren Wirtschaftsdaten und die sich zunehmend durchsetzende Erkenntnis, dass der nächste Schritt der Fed ein Straffen der Zinszügel sein wird, sprechen insgesamt für höhere Renditen am langen Ende der Kurve. Nicht ausgeschlossen ist zudem, dass die Märkte in den nächsten Monaten auch die Möglichkeit eines Politikfehlers in Betracht ziehen werden, denn die US-Notenbank scheint zunehmend „hinter die Kurve zurückzufallen“.