Standpunkt zur Wahl in Brasilien – das Rennen um die Präsidentschaft geht in die zweite Runde

Steve Drew, Head of Emerging Market Credit bei Henderson Global Investors, gab eine Kurzanalyse zur ersten Runde der Präsidentschaftswahl in Brasilien am Wochenende ab. Janus Henderson Investors | 07.10.2014 06:35 Uhr
Steve Drew, Henderson Global Investors / ©  HGI
Steve Drew, Henderson Global Investors / © HGI
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Steve Drew, Head of Emerging Market Credit bei Henderson Global Investors:

„Erwartungsgemäß hat die Präsidentschaftswahl am Sonntag keinen klaren Gewinner hervorgebracht, sodass es am 26. Oktober zu einer zweiten Runde zwischen der Amtsinhaberin Dilma Rousseff und ihrem Rivalen Aécio Neves kommen wird.

Bei der Stichwahl werden zwei gegensätzliche Visionen für die Entwicklung Brasiliens gegeneinander antreten. Die Meinungen darüber, wer am Ende die Präsidentschaftswahl gewinnen wird, gehen auseinander. Die Wählerschaft ist geteilt zwischen denen, die weitermachen wollen wie bisher und die Amtsinhaberin unterstützen, die Investitionen in Sozialprogramme und Infrastruktur in Aussicht stellt, und den anderen, die mit Inflationsbekämpfung und dringend benötigten Reformen die Konjunktur in Gang bringen wollen. Am 26. Oktober wird der Kandidat gewinnen, der die Wähler der drittplatzierten Kandidatin Marina überzeugen kann, dass er über das Programm verfügt, das für die Zukunft Brasiliens gut ist. Viele Anleger hoffen, dass der wirtschaftsfreundliche Neves eine marktfreundliche Politik umsetzen, die Inflation bekämpfen und notwendige Reformen einleiten wird, die dem Wirtschaftswachstum auf die Sprünge helfen. Es gibt Anzeichen, dass Anleger in Brasilien zurzeit Long-Positionen in risikoreichen Anlagen eingehen, wobei umfangreiche Kapitalzuflüsse hauptsächlich aus Russland, aber auch aus US-amerikanischen Cross-Over-Accounts zu verzeichnen sind.

Während ein Sieg von Neves zunächst zu einem positiven „Risk-on“-Marktsentiment führen würde, hätte ein Sieg seiner Konkurrentin den gegenteiligen Effekt, da Anleger dann davon ausgingen, dass die Reformen auf Eis gelegt sind. Allerdings kann auch die „Risk-on“-Stimmung nur eine vorübergehende Erscheinung sein, wenn Brasilien in seinen Bemühungen, in einer schwächelnden Wirtschaft wieder Wachstum zu erzeugen, von der Realität eines Besseren belehrt wird.

Während bei einem Sieg von Dilma Rousseff das Länderrating Brasiliens wahrscheinlich innerhalb von 12 bis 18 Monaten auf Junk-Niveau sinken könnte, dürfte das Rating bei einem Sieg von Aécio Neves zwar auch weiter, wenngleich weniger stark sinken, da die Wachstumsaussichten Brasiliens – unabhängig von beiden Kandidaten – für ein Land, das die Inflation bekämpfen will, nicht ausreichend sind, um eine Herabstufung abzuwenden.

Die Herabstufung hätte negative Folgen für die brasilianischen Unternehmen, denn selbst der größte Vermögenswert des Landes, die halbstaatliche Ölgesellschaft Petrobras, hätte in diesem Fall größere Schwierigkeiten, ihre Verbindlichkeiten in Höhe von rund 140 Mrd. USD zu refinanzieren. Für andere Unternehmen wären die Bedingungen sogar noch schwieriger.

Bei einem Neves-Sieg würde die erste positive Marktreaktion Anlagemöglichkeiten generieren: Die besten lägen in Anbetracht der Aufwertung der Währung oder der Wertsteigerung kurzfristiger, auf Real lautender Schuldverschreibungen vermutlich im Bereich der liquiden Instrumente. Auch bei den Kosten der Auslandsverschuldung würde eine Entspannung eintreten, da die Kreditrisikozuschläge (Credit Spreads) sinken würden.

Jedoch hätte eine Abwertung der Währung für den Unternehmensbereich weitreichende positive Auswirkungen, da Unternehmen dann über den Spielraum für Preissenkungen zur Steigerung des Exportvolumens verfügen würden. Unternehmen wie Fibria und Suzano (Zellstoff und Papier) sowie Marfrig (Lebensmittelverarbeitung) sind zurzeit mit Blick auf ihre Fundamentaldaten recht hoch bewertet und könnten zu den Unternehmen gehören, die von einer Abwertung des Real profitieren würden.

Unabhängig davon, wer die Präsidentschaftswahl gewinnt – momentan sieht es so aus, als ob Dilma Rousseff wiedergewählt würde –, stehen Brasilien schwierige Jahre bevor. Angesichts der schlechten Wachstumsaussichten, einer über dem anvisierten Wert liegenden Inflationsrate und des massiven Mangels an Infrastrukturinvestitionen werden die dringend benötigten Reformen einfach nicht schnell genug kommen.  

Aus einer Risiko-Ertrags-Perspektive betrachtet, sollte Brasilien unserer Auffassung nach auf absehbare Zeit untergewichtet bleiben. Es wird der Zeitpunkt kommen, Long-Positionen am Markt einzugehen, dies sollte aber auf opportunistischer und taktischer Grundlage erfolgen.“
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