In der Regel messen wir der kurzfristigen Wertentwicklung keine allzu große Bedeutung bei. Die extremen Kursauschläge im vergangenen Monat und die Entwicklung unserer wichtigsten Fondspositionen verdienen unseres Erachtens jedoch eine nähere Betrachtung.
Sorgen um die globalen Wachstumsaussichten und niedrige Inflationserwartungen verschreckten die Anleger in der ersten Monatshälfte, in der sich der Ausverkauf an den Aktienmärkten beschleunigte. Als widersprüchlich erwiesen sich zudem die Erwartungen über den künftigen geldpolitischen Kurs der Zentralbanken. Während die US-Notenbank Federal Reserve bekräftigte, sie werde „den Geldhahn zudrehen“, spekulierten Anleger darauf, dass die Europäische Zentralbank erstmals zu umfassenden geldpolitischen Lockerungsmaßnahmen greifen werde. Am 16. Oktober summierte sich das Minus des FTSE All-Share Index seit Monatsbeginn auf 6,4%1. Parallel dazu schoss die Volatilität (gemessen am VIX-Index) auf einen Wert von 26,32 – ein zuletzt im Juni 2012 gesehenes Niveau. In der zweiten Monatshälfte setzte eine dramatische Erholung ein. Beflügelt wurde sie von den positiven Ergebnissen der Stresstests bei europäischen Banken und der unerwarteten Ankündigung der Bank von Japan, ihr monetäres Stimulierungsprogramm auf 80 Billionen Yen aufzustocken.
Kernportfolio
Der Versicherer Friends Life steuerte im Monatsverlauf kräftig zur Performance bei. Nachdem bekannt wurde, dass der Verkauf der Steuerplanungssparte Lombard unter Dach und Fach und damit der Weg für die Wiederaufnahme des Aktienrückkaufprogramms frei ist, setzte der Aktienkurs zur Rally an. Das hohe Kursniveau nutzten wir zwar für Gewinnmitnahmen, doch angesichts einer durch Barmittel gedeckten Dividendenrendite von über 6,5% erscheint die Aktie absolut gesehen aber nach wie vor attraktiv. Versicherungsaktien sind ein Schlüsselthema unseres Kernportfolios, denn unseres Erachtens hat der Markt auf die Ankündigung des britischen Finanzministeriums überreagiert, wonach Rentner künftig nicht mehr verpflichtet sind, sich ihre Rente als Jahresrente auszahlen zu lassen.
Unsere Kernposition beim Cider-Hersteller C&C Group bremste die Wertentwicklung, nachdem die Aktie die Meldung über den Überraschungscoup zur Übernahme der Pub-Kette Spirit mit Verlusten quittiert hatte. Das zuvor von der Pub-Gruppe Greene King (Long-Position in unserem Kernportfolio) vorgelegte Übernahmeangebot bietet den Spirit-Aktionären unserer Ansicht nach mehr Synergiepotenzial im Rahmen der Fusion und birgt ein geringeres Ausführungsrisiko. Dennoch lösten wir unsere Position bei C&C auf.
Taktisches Portfolio
Unsere taktischen Long-Positionen bei den Banken Lloyds und Royal Bank of Scotland profitierten von der Veröffentlichung der weniger drakonisch als befürchteten Vorschriften zur Verschuldungsquote durch die bei der Bank of England angesiedelte Aufsichtsbehörde Prudential Regulation Authority (PRA). Die gleichfalls zum Kernportfolio zählende Long-Position beim Finanzierer von Renditeobjekten, Paragon, reagierte auf die neuen Bestimmungen ebenfalls mit Kursgewinnen. Diese Bestimmungen regeln, wie viel Kapital die Banken im Verhältnis zu den von ihnen vergebenen Krediten vorhalten müssen.
Positionierung
Als Antwort auf die Anlagechancen, die sich durch die Talfahrt an den Aktienmärkten zu Monatsanfang boten, erhöhten wir das Nettoengagement Mitte Oktober drastisch auf einen Höchststand von 31% (20. Oktober), indem wir Short-Positionen glattstellten und neue Long-Positionen eröffneten. Vor dem Hintergrund der Markterholung Ende des Monats schraubten wir das Nettoengagement wieder zurück, nachdem die Gewinne verbucht und Positionen im Long-Buch geschlossen worden waren. Am 31. Oktober 2014 lag das Nettoengagement bei 28%.
Trotz der Schwäche am Aktienmarkt und erhöhter Volatilität sind die Kursunterschiede unverändert hoch. Das bestärkt uns in unserer Einschätzung, dass in beiden Porfoliobereichen absolute Erträge auch weiterhin möglich sind.
Die Angaben in diesem Dokument sind nicht als Beratung gedacht und sollten nicht als solche verstanden werden.
[1] Quelle: Morningstar, bezogen auf das Pfund Sterling.
[2] Quelle: Thomson Reuters Datastream.