Welche Lehren ziehen Sie aus dem Jahr 2014?
Seit dem Höchststand im Juni haben Aktien aus der Eurozone eine Achterbahnfahrt erlebt. Begünstigt wurde sie durch Angst und Beklommenheit angesichts schwächer als erhoffter Wirtschaftsdaten, politischer Unsicherheiten und vieler externer Faktoren wie die Ukraine-Krise, die Sanktionen gegen Russland, den Konflikt im Mittleren Osten und den Ausbruch des Ebola-Virus. Die Lehren, die Anleger daraus ziehen sollten: sich auf einzelne Firmen und den relativen Wert quantifizierbarer Kennzahlen als Treiber für die langfristige Rendite zu konzentrieren.
Wo sehen Sie 2015 die attraktivsten Chancen innerhalb Ihrer Anlageklasse und was sind aus Ihrer Sicht die größten Risiken?
Unsere Anlagestrategie beruht auf der Analyse einzelner Aktien, um herauszufinden, bei welchen Firmen die Erwartungen des Marktes in Bezug auf das Gewinnwachstum unter unseren Analyseergebnissen liegen. Auf Marktebene erwarten wir, dass der Euro im kommenden Jahr weiter an Wert gegenüber dem US-Dollar verlieren und damit das Wachstum von Exportunternehmen aus der Eurozone beflügeln wird, während die Gewinnmargen bereits aufgrund von Kosteneinsparungen steigen. Dies verheißt Gutes für Aktien aus Euroland.
Aber natürlich gibt es auch diverse Risiken. Dazu gehören offensichtliche wie eine politische Teilung Europas, ein Währungssplit, Deflation und/oder politische oder militärische Unruhen. Aber auch eher verborgene Risiken wie die Möglichkeit, dass die Renditen von US-Staatsanleihen unerwartet stark steigen oder es zu einem Käuferstreik an den Kreditmärkten kommt. Aber keines dieser Risiken ist neu.
Sind Sie heute optimistischer oder pessimistischer als noch vor zwölf Monaten, was den Ausblick für die Wirtschaft und die Anlagemärkte anbelangt? Und wenn ja, warum?
Anleger sollten nicht vergessen, dass langfristig die besten Renditen von denen erzielt werden, die mutig genug sind, Aktien bei niedrigen Kursen zu kaufen. Betrachtet man langfristige Kennzahlen wie das Shiller KGV oder das Verhältnis von Dividenden- zu Anleiherenditen, ist Euroland derzeit einer der attraktivsten Märkte der Welt und deutlich günstiger bewertet als seine globalen Wettbewerber wie insbesondere die USA. Das aber ist schon das ganze Jahr so und trotzdem tritt der Markt im Wesentlichen auf der Stelle. Vor diesem Hintergrund dürften Anleger ihre Erwartungen für 2015 zurückschrauben und damit besser vor möglichen Enttäuschungen mit Blick auf die Renditen an den Märkten gewappnet sein.
Es ist klar, dass die Erholung in Europa langsamer und holpriger ausgefallen ist als erwartet. Auf der anderen Seite aber unterschätzen Anleger die in den letzten Jahren erreichten Fortschritte. So waren die jüngsten Nachrichten nicht nur negativ, und der schwache Euro, der deutlich gesunkene Ölpreis und vor allem das insgesamt positive Ergebnis der strengen Überprüfung der Asset-Qualität bei Großbanken sorgen für Rückenwind. Darüber hinaus erwarten wir weitere unterstützende Maßnahmen der Europäischen Zentralbank wie quantitative Lockerungen oder Umschuldungen. Aus diesem Grund rechnen wir für die nächsten Monate mit weiteren Anzeichen einer Aufhellung der wirtschaftlichen Lage in Europa, auch wenn langfristig nur ein geringes Wachstum realistisch erscheint.