Rückblick auf 2014
2014 war ein schwieriges Jahr für Anleger an den chinesischen Aktienmärkten. Von der Konjunkturabkühlung und den Maßnahmen Pekings zum Ankurbeln der Wirtschaft gingen uneinheitliche Signale an den Markt aus. Verlangsamt haben sich in diesem Jahr sowohl der Konsum wie auch die Investitionen, was wohl vor allem an den Maßnahmen im Kampf gegen die Korruption sowie zum Abkühlen des Immobilienmarktes lag. Für positive Überraschungen sorgte indes das Reformtempo im Reich der Mitte. Damit beweist die neue Führung in Peking, dass sie verstanden hat, wie wichtig Reformen sind. Deshalb verstärkt sie nun die damit verbundenen Anstrengungen. Hiermit ist es gelungen, das Vertrauen der chinesischen Anleger zu stärken. 2014 wird deshalb als das Jahr mit der besten Performance bei A-Aktien der letzten fünf Jahre in die Annalen eingehen. Nach wie vor mit gemischten Gefühlen gehen Anleger aus dem Ausland an China heran. Zum Teil überwiegen die Zweifel, was in der eher schleppenden Entwicklung des Aktienmarktes in Hongkong zum Ausdruck kommt. Allerdings sehen wir durchaus die Gefahr, dass Anleger die strukturellen Probleme, denen sich China gegenübersieht, zu pessimistisch einschätzen, während sie gleichzeitig die positiven Veränderungen ignorieren, die die Weichen für eine langfristige Verbesserung stellen könnten.
Ausblick 2015
Das Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP) dürfte sich im kommenden Jahr weiter auf 7% abschwächen. Die Führung in Peking hat sich eine weiche Landung der Wirtschaft zum Ziel gesetzt und will gleichzeitig das exzessive Kreditwachstum eindämmen. Hierzu setzt sie auf eine kontinuierliche Rückführung der Sozialausgaben. Im nächsten Jahr rechnen wir mit einer Lockerung der Geldpolitik über eine weitere Senkung der Mindestreserveanforderung, die für Entlastung sorgen dürfte.
Weitere konkrete Reformen wird es aus unserer Sicht mit Blick auf staatseigene Unternehmen, Finanzmärkte und Kommunalverwaltungen geben. Da ein solcher Reformprozess überaus komplex ist, könnten Anleger mitunter die Geduld verlieren. Volatile Phasen an den Märkten sind daher nicht ausgeschlossen. Insgesamt aber gehen die Reformen unseres Erachtens in die richtige Richtung. Wir sehen deshalb interessante Chancen sowohl bei Unternehmen der „Old“ wie auch der „New Economy“. Für weitere Unterstützung könnten verstärkte Kapitalzuflüsse aus dem Ausland sorgen, wenn die Gewichtung des chinesischen Marktes in den MSCI Indizes als Folge der Kooperation der beiden Börsen Shanghai und Hongkong wie allseits erwartet angehoben wird.
Branchen mit hohem Anteil an staatseigenen Betrieben wie Banken und Telekommunikation könnten von verbesserter Rentabilität profitieren, denn Peking erhöht derzeit den Druck, Qualität statt Quantität in den Vordergrund zu stellen. Staatseigene Unternehmen in stärker vom Handel geprägten Städten wie Shanghai dürften früher als andere Reformprogramme auflegen.
Weltweit wettbewerbsfähigen Industrieunternehmen, die zum Beispiel im Bahnanlagen- und Maschinenbau tätig sind, sollten die Bemühungen Pekings zugutekommen, auf Auslandsmärkten Fuß zu fassen. Das könnte helfen, den Export anzukurbeln und den Druck durch Überkapazitäten in einer Reihe von Branchen zu verringern.
Nicht-Banken-Finanzinstitute wie Wertpapierhäuser und Versicherungen sollten nach unserem Dafürhalten vom Aufwärtstrend in der Branche und den verstärkten Finanzreformen profitieren.
Bei den zur New Economy gehörenden Industriezweigen wie Internet, Gesundheit und neue Energien haben wir in den letzten Jahren deutliche Kursgewinne gesehen, und auch für die nächste Zeit rechnen wir mit einer Fortsetzung ihres strukturell bedingten Wachstums. Unseren Fokus richten wir auf Unternehmen/Branchen, die ihre Gewinne steigern und damit die Erwartungen des Marktes erfüllen bzw. übertreffen können.
Das größte kurzfristige Risiko besteht aus unserer Sicht nach wie vor in einer unerwartet starken Korrektur am Immobilienmarkt sowie einer konjunkturellen Eintrübung in der Weltwirtschaft. Bezogen auf China sehen wir auf mittlere bis lange Sicht die größte Gefahr darin, dass Peking mit seinen Reformen nicht schnell genug vorankommt.