Der Umfang der Käufe ist beträchtlich, bis zu 60 Milliarden Euro im Monat, beginnend im März 2015 und befristet bis September 2016. Diese Maßnahme sollte den europäischen Ländern eine Erholung ermöglichen. Es gab vor kurzem erste Anzeichen wie beispielsweise die EZB-Umfrage zum Kreditgeschäft, die Daten zur Geldmenge und die deutschen ZEW-Zuversichtsumfragen, dass die europäischenVolkswirtschaften nur sehr langsam wachsen. Das sind vielleicht Beweise dafür, dass der Asset Quality Review (AQR, die Prüfung der Aktiva-Qualität der Banken) Ende letzten Jahres tatsächlich die Wirkung der vorangegangenen EZB-Maßnahmen wie zum Beispiel die TLTRO (Targeted Longer Term Refinancing Operations, zielgerichtete langfristige Refinanzierungsgeschäfte) beeinträchtigte. Schlussendlich riefen die Märkte um Hilfe, und wenn die EZB nicht eingegriffen hätte, wäre womöglich Chaos ausgebrochen. Die Entscheidung war nicht einstimmig; es scheint jedoch so, dass der Widerstand nur gering war, denn es war keine Abstimmung erforderlich.
Wieder einmal hat EZB-Präsident Mario Draghi die Gelegenheit ergriffen, den Bedarf an strukturellen Reformen in Europa zu betonen. Axel Weber, ehemaliger Bundesbank-Präsident und mittlerweile Vorsitzender der USB, hat in seinem Bericht aus Davos sehr deutlich auf diesen Punkt hingewiesen. Ich interpretiere Mario Draghis Kommentare so, dass es nun nichts mehr gäbe, was die Zentralbank noch tun könnte. Jetzt liegt es an den europäischen Regierungen, sich um die Fortführung der Reformen zu bemühen. Er hat für den Rahmen gesorgt, nun müssen die Regierungen ihren Teil tun.
Vielleicht reicht die Ankündigung der quantitativen Lockerung aus, dass sich die Märkte nun wieder auf Tatsachen konzentrieren: Die europäischen Märkte sind im Vergleich mit den USA billig – vielleicht aus gutem Grund, aber auf einem extremen Niveau. Im Vergleich zu ihrer bisherigen Entwicklung sind sie hinsichtlich der Kurs-Gewinn-Verhältnisse teuer, aber aus der Ertragsperspektive gesehen, sind sie attraktiv. Darüber hinaus erholen sich die Volkswirtschaften, wenn auch nur langsam. Schließlich profitieren die Verbraucher massiv von dem fallenden Ölpreis und ein im Vergleich zum US-Dollar schwacher Euro stellt einen großen Vorteil für die europäischen Exporteure dar.