Investition in Innovation
Unbestreitbar ist der große Einfluss der technologischen Entwicklung auf die Weltwirtschaft. In den letzten Jahrzehnten sind Halbleiter, Sensoren und Software so allgegenwärtig geworden wie die Geräte, in denen sie zum Einsatz kommen. Durch sie hat sich die Produktivität rasant verbessert.
Daher ist es wenig überraschend, dass Technologieaktien in den letzten 20 Jahren deutlich besser abgeschnitten haben als Aktien aus anderen Branchen. In einer Welt, in der die meisten Dinge scheinbar immer schlechter und teurer werden, gehören Technologieprodukte zu den wenigen Dingen in unserem Leben, die immer günstiger werden – und das bei immer besserer Qualität. Verbraucher reagieren hierauf, indem sie immer mehr für Technologieprodukte ausgeben.
Und dieser Trend dürfte sich fortsetzen, denn der rasante technologische Fortschritt hält an. Aus diesem Grund wächst der Technologiesektor schneller und erwirtschaftet höhere Margen, weshalb Aktien von Technologieunternehmen tendenziell mit einem Aufschlag gegenüber dem Gesamtmarkt gehandelt werden. Zum Zeitpunkt des Schreibens dieses Beitrags markieren die Kursprämien für Technologieaktien jedoch ein im langjährigen Vergleich eher niedriges Niveau und bieten nach unserer Einschätzung daher momentan ein ansehnliches Wertpotenzial verglichen mit anderen Aktien. Darüber hinaus gehören Technologieanbieter zu den Unternehmen, die weltweit die höchsten Cashflows generieren, sodass sie insgesamt einen hohen Cash-Bestand in ihren Bilanzen aufweisen. Der ermöglicht es ihnen, ihre Dividenden kräftig aufzustocken, eigene Aktien zurückzukaufen und Akquisitionen zu tätigen, die ihre Bewertungen zusätzlich stützen. Vor einer Anlage in den Technologiesektor sollten Anleger jedoch diverse Faktoren berücksichtigen.
Größe, Chancen und Eintrittsbarrieren
Der Henderson Horizon Global Technology Fund ist seit rund zehn Jahren im Internetsektor übergewichtet, denn wir erwarten, dass das Internet seinen Marktanteil weiter ausbauen wird. Aufgrund seiner Kostenvorteile verdrängt es schon heute viele traditionelle Anbieter der Old Economy vom Markt. Darüber hinaus arbeitet der demografische Wandel für den Sektor, denn auf ältere „digitale Flüchtlinge“ folgen technikaffine „digital Natives“, die im technologischen Fortschritt eine Notwendigkeit sehen und immer mehr Zeit online verbringen. Zurückhaltend sind wir andererseits gegenüber den Bereichen Software und Informationstechnologie. Harter Wettbewerb und Preisdruck durch das Cloud Computing machen den herkömmlichen Softwareschmieden das Leben schwer und diesen Bereich daher eher unattraktiv.
Bei der Bewertung einzelner Technologiefirmen konzentrieren wir uns auf zwei Dinge: Erstens bewerten wir den Nutzenvorteil der Technologie eines Unternehmens für seine Kunden sowohl absolut als auch im Vergleich zu Wettbewerbern. Dadurch können wir den adressierbaren Markt und die Absatzchancen des Unternehmens einschätzen. Zweitens – und das ist für uns ebenso wichtig – beurteilen wir die Eintrittsbarrieren, die das Unternehmen vor zu viel Wettbewerb schützen. Beides hat großen Einfluss darauf, wie profitabel das Unternehmen vermutlich sein wird. Die Technologie dürfte dabei den Ausschlag geben. Aber auch andere Faktoren wie Unternehmensgröße, Vertrieb, Wahrnehmung der Marke und Kundenträgheit spielen eine wichtige Rolle. Die vielleicht wichtigste Eintrittsbarriere ist der Netzwerkeffekt. Wenn zum Beispiel alle Ihre Freunde Facebook nutzen, ist es eher unwahrscheinlich, dass Sie zu einem anderen sozialen Netzwerk wechseln.
Weiterentwickeln und anpassen
So wie die „digitalen Flüchtlinge“, die sich nicht den Rahmenbedingungen der New Economy anpassen, zunehmend zu Bürgern zweiter Klasse werden, dürften Anleger schwerlich erfolgreich sein, wenn sie nicht verstehen, wie Technologie unsere Welt verändert. Wie jede andere Geldanlage können auch Technologie-Investments eine wichtige Rolle in einem ausgewogenen Portfolio spielen. Aber wie bei allen anderen Anlagen ist auch hier Vorsicht geboten. Denn allzu leicht können Anleger in einer sich ständig weiterentwickelnden Technologiebranche die Orientierung verlieren. Wer in Technologiewerte investiert, sollte der Verlockung widerstehen, zu schnell reich werden zu wollen. Denn das führt selten zu einem guten Ende.