John Bennett: Augenmaß gefragt

"Nichts lieben die Medien so sehr wie Sensationen. Und was könnte naheliegender sein, als die Stimmung rund um ein Land aufzupeitschen, dem wir das Wort Drama verdanken", John Bennett, Head of European Equities bei Henderson Global Investors, erläutert, wie die Entwicklungen der vergangenen Monate seine aktuelle Anlagestrategie beeinflussen. Janus Henderson Investors | 16.07.2015 11:44 Uhr
John Bennett, Henderson Global Investors / ©  Henderson Global Investors
John Bennett, Henderson Global Investors / © Henderson Global Investors
Archiv-Beitrag: Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.

Das griechische Drama

Aktuell wird wild darüber spekuliert, was mit Griechenland passieren wird, weshalb ich beschlossen habe, mich nicht an weiteren Spekulationen zu beteiligen. Zumal sich die Ereignisse derzeit überschlagen und zwischen dem Zeitpunkt, an dem ich dies schreibe, und dem Lesen dieses Beitrags schon wieder alles anders sein kann. Nichts lieben die Medien so sehr wie Sensationen. Und was könnte naheliegender sein, als die Stimmung rund um ein Land aufzupeitschen, dem wir das Wort Drama verdanken. Als Anleger müssen wir jedoch einen kühlen Kopf bewahren und die Dinge in die richtige Perspektive rücken. So belief sich Griechenlands Wirtschaftsleistung im letzten Jahr, gemessen am Bruttoinlandsprodukt, auf 179 Milliarden Euro. Das entspricht gerade einmal 1,8% der Wirtschaft der Eurozone. Eine Leistung, die China alle paar Monate schafft. In der Nacht des 29. Juni verlor der S&P so viel an Wert, wie Griechenland in einem Jahr an BIP hervorbringt.  Die Zeiten sind hart für die Griechen, keine Frage. Aber ganz gleich, wie dieses Drama endet: Den Untergang der zivilisierten Welt wird es wohl kaum einläuten.

Wertpotenzial in Europa?

Viele Anleger treibt die Sorge um, das griechische Debakel könnte weiter auf die Finanzmärkte übergreifen und einen Kurssturz bewirken. Wobei die wichtigere Frage wohl lauten muss, ob auf dem aktuellen Kursniveau überhaupt noch Wertpotenzial vorhanden ist.

Nach wie vor ist die Bewertung – real bzw. absolut gesehen – für uns das zentrale Kriterium für eine Investmentidee. An dem Argument „Europa bietet relativ gutes Wertpotenzial“ mag durchaus etwas dran sein. Aber unseres Wissens ist noch niemand von „relativem Brot“ satt geworden. Ende Juni wurden europäische Unternehmen mit einem durchschnittlichen Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von 16 –  basierend auf den erwarteten Gewinnen der nächsten zwölf Monate – gehandelt, während das KGV ihrer US-Wettbewerber bei 17,5 lag. Ein Abschlag, durchaus, der für Aktien aus Europa aber nichts Neues ist.

Zudem darf nicht vergessen werden, dass es sich bei diesen Zahlen um Durchschnittswerte für den jeweiligen Markt handelt, hinter denen sich eine große Bewertungsbandbreite verbirgt. Will heißen: Einige Unternehmen sind billiger zu haben, andere teurer. Eine Bewertung ist aber immer nur eine Momentaufnahme. Weit wichtiger ist, in welche Richtung sich ein Unternehmen entwickelt.

Themen für die nächsten Jahre

Um das herauszufinden, müssen wir den Ausblick eines Unternehmens unter die Lupe nehmen und Themen identifizieren, die künftig Umsatz und Gewinne antreiben können. Wer frühzeitig langfristige Wachstumschancen aufdeckt, verschafft sich damit eine gute Ausgangsposition. Nach wie vor sehe ich langfristiges Wertpotenzial in der Pharma- und der Technologiebranche, und bei Letzterer insbesondere in der Automobiltechnik. Die Bewertungen in der Gesundheitsbranche mögen nicht mehr wirklich günstig sein. Aber die Branche entwickelt sich ständig weiter und bringt Jahr für Jahr neue Produkte auf den Markt. Hinzu kommen ihre defensiven Qualitäten, denn die Gesundheitsausgaben steigen unaufhörlich. Ein Trend, der durch die wachsende und alternde Weltbevölkerung verstärkt wird. Ich bin darüber hinaus der festen Überzeugung, dass wir uns am Beginn eines durch wissenschaftlichen Fortschritt befeuerten Booms im Gesundheitssektor befinden.

Das Thema Automobiltechnologie deckt höchst unterschiedliche Bereiche ab. Angefangen von Komponenten für kraftstoffsparenderes Fahren, deren Ausblick nicht nur durch kostenbewusste Verbraucher, sondern auch durch zunehmend strengere Umweltauflagen beflügelt wird, bis hin zu mehr Sicherheit in Fahrzeugen. Da die Autoindustrie einem stetigen Wandel unterworfen ist, dürften Unternehmen, die den Wandel durch ihre Produkte begünstigen, in einer komfortablen Lage sein. Und weil ihre Komponenten in der Regel bei mehreren Marken zum Einsatz kommen, laufen sie nicht Gefahr, in eine zu große Abhängigkeit von einem bestimmten, gerade angesagten Modell zu geraten.

Nur wenige Unternehmen sind gänzlich immun gegen die Stimmung am Markt. Aber durch eine selektive Titelauswahl können wir versuchen, uns bei den Firmen zu engagieren, die über die Voraussetzungen für Erfolg verfügen. Und die auch dann noch am Markt sind, wenn der Medientross zum nächsten Drama weitergezogen ist.

John Bennett, Henderson Global Investors

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