Während die Anleger gespannt auf die nächste Wendung im makroökonomischen Hin und Her warten, ist vielleicht der Hinweis angebracht, dass Aktienmarkt und Wirtschaft nicht das Gleiche sind. Trotz der anhaltenden Störfeuer aus Ökonomie und Politik zählt Kontinentaleuropa im laufenden Jahr zu den Spitzenreitern unter den weltweiten Aktienmärkten. Asim Rahman und John Bennett, Fondsmanager für europäische Aktien, richten ihr Augenmerk vornehmlich auf langfristige Trends. Ihnen geht es um die Aufdeckung von Themen, die das Potenzial haben, Anlegern attraktive Renditen zu bescheren. „Smart Cars“ und „Arzneimittel“ sind zwei Beispiele dafür. Bei beiden spielen technologische Neuerungen eine Rolle, und beide sind in den Fonds aktuell durch größere Positionen repräsentiert.
Automobile: Smarte Renditen
Aktive Sicherheitssysteme halten zunehmend in Neuwagen Einzug, und längst nicht mehr nur in der Oberklasse. Die traditionellen Autobauer statten ihre Flotten mit unterschiedlichen Graden der Autonomie aus: Fahrer-Assistenz-Systeme können verhindern, dass ein Fahrzeug auf der Autobahn von der Spur abkommt, sie können den Fahrer auf Fußgänger aufmerksam machen, ihn beim Einparken unterstützen oder vollautomatisch bremsen.
Wir haben Anfang 2013 damit begonnen, Positionen in diesem Bereich aufzubauen. Dabei entdeckten wir in Autoliv, Continental und Valeo drei Unternehmen, die uns gut positioniert erschienen, um von der Revolution in der Autobranche zu profitieren.
Komponentenhersteller auf der Überholspur
Rollenwechsel
Ähnlich wie beim PC in den 1990er-Jahren ist eine Verschiebung der Macht von den „Endmontierern“ zu den Komponentenherstellern zu beobachten. Im Mittelpunkt stehen immer mehr die Kernkomponenten und die Software, nicht wie früher die Unternehmen, die das fertige Produkt zusammenbauen.
Die Autoindustrie ist eine ausgesprochen zyklische Branche, die empfindlich auf das Konsumklima und das konjunkturelle Umfeld reagiert. Dagegen ist die Herstellung von Autokomponenten in der Regel ein weitaus stabileres Geschäft, das aktuell überdies von strukturellem Wachstum profitiert. Wenigstens zum Teil dürfte dadurch der zyklische Charakter der Branche kompensiert werden. Viele Zulieferer unterhalten Partnerschaften mit Autoherstellern auf der ganzen Welt und erreichen so eine geografische Diversifikation ihrer Einnahmen. Firmen, die stark in die Forschung und Entwicklung in den Bereichen Elektronik und Automatisierung investieren, sollten deshalb auch künftig höhere Margen erzielen als die traditionellen Autobauer.
Pharma-Tech: Strategische Forschung und Entwicklung, Durchbrüche in der Pipeline
Die Pharmaindustrie ist ein weiterer Sektor, der zurzeit eine technologiegetriebene Renaissance erlebt. In der Vergangenheit hatte die Branche zu Recht einen schlechten Ruf wegen der Verschwendung von Geldern für kostspielige Forschung und Entwicklung (F&E) sowie Fusionen und Übernahmen (M&A). In dieser Hinsicht sind ihr deutliche Verbesserungen zu bescheinigen. F&E ist offenkundig ein mit hohen Risiken behaftetes Geschäft. Erweist sich ein neues Arzneimittel im Erprobungsstadium als Fehlschlag, kann das Hunderte von Millionen Euro kosten. Große Pharmakonzerne senken ihr Risiko durch strategische Partnerschaften und Kooperationen mit anderen Unternehmen. Die Firmenleitungen haben begonnen, die Interessen ihrer Aktionäre stärker zu berücksichtigen. So werden R&D-Ausgaben strenger kontrolliert, und bei M&A-Aktivitäten werden auch die Kapitalkosten eines Unternehmens adäquater in Entscheidungen einbezogen.
Erstmals sind wir Anfang 2010 auf die interessanten Chancen in der Pharmabranche aufmerksam geworden. Damals wollte niemand etwas mit diesem zutiefst unbeliebten Sektor zu tun haben. Was dann geschah, war ein typischer Fall von „Mean Reversion“ (Rückkehr zum langfristigen Mittel): Inzwischen, fünf Jahre später, sind die Anleger nämlich zurückgekehrt, und die Bewertungen sind wieder viel näher an den langfristigen Durchschnitt herangerückt. Dennoch beurteilen wir die Perspektiven der Branche auf lange Sicht weiterhin optimistisch. Roche, Novartis, Bayer, Novo Nordisk und Fresenius zählen gegenwärtig zu den fünf größten Positionen des Fonds (Stand Ende August 2015).