Nur Bares ist Wahres? Das war einmal!
Der bargeldlose Zahlungsverkehr ist ein klassisches Beispiel dafür, wie technologische Entwicklungen als Wegbereiter für mehr Anwenderkomfort dienen können. Vorangetrieben wird der Trend zur digitalen Zahlung durch die Verlagerung vom Bargeld zu Debit- und Kreditkarten. Parallel dazu werden in den Industrieländern neuartige Technologien wie Apple Pay eingeführt, während in den Entwicklungsländern der Zahlungsverkehr mittels Mobiltelefon immer wichtiger wird.
Neben der Kosten- und Zeitersparnis bieten elektronische Bezahlverfahren den Anwendern mehr Zuverlässigkeit und Sicherheit; darüber hinaus können sie die Transaktionskosten der Unternehmen senken und ihre Kundenbindung verbessern. Schließlich bleiben Nutzer, die ihre persönlichen Daten bei einer Firma oder Website hinterlassen haben, dieser mit größerer Wahrscheinlichkeit treu. Das erhöht letztlich auch die Chance auf mehr Umsatz und höhere Transaktionsbeträge. All dies erklärt, warum der Anteil des Bargelds an der Gesamtsumme der Transaktionen immer weiter zurückgeht (siehe Grafik 1), während der Prozentsatz der mobilen Zahlungsvorgänge seit 2010 mit einer jährlichen Rate von über 50% wächst (siehe Grafik 2).
Grafik 1: Bargeld büßt allmählich an Bedeutung ein
Elektronische Bezahlsysteme sind auf dem Vormarsch: sei es als Swipe-Technologie mit Chip und Pin oder - ganz modern - in Form einer „Touch and Go“-Technologie auf Basis der Nahfeldkommunikation (NFC), wobei eine Bankkarte oder ein mobiles Gerät mit vorab geladenen Bankzugangsdaten zum Einsatz kommt. Finanzdienstleistungen, die mit dem Smartphone genutzt werden können, machen Bankdienstleistungen auch Menschen ohne reguläres Bankkonto zugänglich. Ein Beispiel hierfür ist M-Pesa. Der von Safaricom betriebene und teilweise in Vodafone-Besitz befindliche Banking-Service kommt ganz ohne Filialen aus. Mit M-Pesa können Nutzer in Entwicklungsländern wie Kenia, Indien und Afghanistan über sichere SMS-Nachrichten Waren und Dienstleistungen bezahlen. Zum Einzahlen und Abheben von Bargeld steht den Kunden ein Netzwerk von Banking-Agents zur Verfügung. Dabei handelt es sich z.B. um Einzelhändler oder Airtime-Anbieter, die im Auftrag einer Bank oder eines Mobilfunkbetreibers Kundentransaktionen verarbeiten. Das System mindert die Betrugsgefahr und ist für viele Entwicklungsländer schon deshalb wichtig, weil die damit abgewickelten Geschäfte in die BIP-Berechnung einfließen.
Kernbestände im Portfolio:
Visa and Mastercard
Zu den zentralen aktuellen Beständen in unserem Portfolio gehören die weltweit führenden Zahlungsspezialisten Visa und Mastercard. Beide Unternehmen zeichnen sich unseres Erachtens durch eine einzigartige finanzielle Erfolgsbilanz seit ihrem Börsengang 2006 bzw. 2008 aus. Für uns attraktiv sind nach wie vor die erheblichen Eintrittsbarrieren der beiden Zahlungsanbieter, denn die meisten Zahlungsmethoden laufen auf Visa/Mastercard-Netzwerken. Reizvoll ist überdies ihr langfristiges Wachstum, getragen von der Verlagerung von Barzahlungen (nach wie vor die gebräuchlichste Transaktionsart) hin zu bargeldlosem Zahlungsverkehr, und die Effizienz beider Unternehmen dank ihrer Fixkostenbasis.
Da Visa und Mastercard in US-Dollar berichten, wirkt sich die gegenüber den meisten anderen Währungen aktuell starke US-Devise momentan eher ungünstig auf das Umsatzwachstum aus. Mit der von uns erwarteten Normalisierung an den Devisenmärkten dürften die Umsätze der beiden Zahlungsspezialisten aber wieder zweistellig wachsen. Gemessen an einer Vielzahl von Kennzahlen schätzen wir die Anlagethese von Visa und Mastercard auf lange Sicht weiterhin attraktiv ein.
Fleetcor and WEX
Fleetcor und WEX, in den USA ansässige Anbieter von Zahlungslösungen für Unternehmen, sind zwei weitere interessante Bestände in unserem Portfolio. Ihnen ist es gelungen, das zersplitterte gewerbliche Flotten- und Tankkartensystem auf dem nordamerikanischen Markt zu konsolidieren. Inzwischen führen sie dieses Erfolgsmodell auch auf anderen Märkten ein. Beide haben ihre Geschäftsaktivitäten um weitere spezialisierte Zahlungsbereiche erweitert, darunter virtuelle Bezahlkarten, Lebensmittelkarten und Karten für Reisen und Gesundheitsleistungen. Uns gefallen beide Unternehmen wegen ihrer starken Erfolgsbilanz und der Tatsache, dass sie seit ihrem Börsengang 2010 bzw. 2005 zweistellige Umsatzzuwächse generieren. Einziger Ausreißer war für WEX das Rezessionsjahr 2009. Überdies profitieren sie von strategischen Fusionen und Akquisitionen sowie betrieblicher Effizienz und Synergien. All das schlägt sich in steigenden Margen nieder und stützt den seit Jahren solide wachsenden Gewinn je Aktie.
Darüber hinaus haben wir eine beachtliche Position bei Apple aufgebaut, auch wenn die Erlöse aus Zahlungslösungen bislang nur einen sehr kleinen Anteil am Geschäftsvolumen haben. Apple kommt zweifellos eine zentrale Rolle in der Zahlungsverkehrsbranche zu, gilt es doch als weltweit führend in den auf Nahfeldkommunikation basierenden mobilen Zahlungslösungen. Unsere Beweggründe für ein Halten der Aktie basieren gegenwärtig jedoch nicht auf dem Produkt Apple Pay.
Zunehmende Regulierung der Branche
In den letzten Jahren wurden immer neue Gesetze und Bestimmungen für die Zahlungsverkehrsbranche erlassen. Diese haben jedoch in erster Linie die kreditkartenausstellenden Banken im Visier und betreffen die Netzwerkanbieter wie Visa und Mastercard nur am Rande. Dabei geht es vor allem darum, die den Einzelhändlern von den ausstellenden und anwerbenden Banken in Rechnung gestellten Gebühren zu senken. In der Vergangenheit floss den Netzwerkbetreibern ein deutlich kleinerer Teil der Gebühren für die den ausstellenden und anwerbenden Instituten zur Verfügung gestellten Leistungen zu. Auch künftig rechnen wir mit einer Verschärfung der Gesetzeslage für die weltweite Zahlungsverkehrsbranche. Die Netzwerkanbieter dürften jedoch in der Lage sein, ihren Umsatz zu behaupten, indem sie wie in der Vergangenheit zusätzliche neue Dienstleistungen anbieten.
Fazit
Nach wie vor werden rund 85% der weltweiten Zahlungen gemessen am Volumen über Bargeld und Schecks abgewickelt. Wir sind deshalb überzeugt vom langfristigen Wachstum elektronischer Zahlungslösungen in den Entwicklungsländern und halten die verstärkte Nutzung von Kredit-/Debitkarten in den Industrieländern für ein langfristiges Thema mit starkem Potenzial.