Globale Technologie: Wie Anleger von der wachsenden Dominanz der Cloud-Infrastruktur profitieren können

Alison Porter, Portfoliomanager im Henderson Global Technology Team, erläutert den disruptiven Charakter der Cloud-Infrastruktur und macht deutlich, warum es sich lohnt, auf diesen langfristigen Wachstumstrend zu setzen. Janus Henderson Investors | 13.07.2016 12:16 Uhr
Alison Porter, Portfoliomanager, Henderson Global Investors / ©  Henderson Global Investors
Alison Porter, Portfoliomanager, Henderson Global Investors / © Henderson Global Investors
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"Eine Technologie gilt als disruptiv, wenn sie eine etablierte Technologie ersetzt, eine Branche in ihren Grundfesten erschüttert oder ein bahnbrechendes Produkt hervorbringt, das das Potenzial zur Entstehung einer völlig neuen Branche hat. Der Siegeszug der Cloud-Infrastruktur könnte sich in den kommenden 20 Jahren als einer der Trends mit der größten Disruptionskraft erweisen; sie gehört daher zu den aktuellen Investmentthemen des Henderson Global Technology Fund. 

Was verbirgt sich hinter dem Begriff der Cloud-Infrastruktur? 

In der Vergangenheit fand das Management der IT-Ressourcen (Server, Speicher, Geräte und Netzwerktechnik) und Software (Infrastruktur und Anwendungen) in den meisten Unternehmen durch eigenes Personal direkt vor Ort statt. Die Public Cloud verfolgt ein anderes Prinzip. Sie besteht aus Rechenzentren, die von Dritten betrieben werden und nicht auf dem Firmengelände angesiedelt sind. In diesen hochleistungsfähigen Rechenzentren befindet sich üblicherweise gemeinsam genutzte oder standardisierte (Speicher-, Netzwerk-, Server- und Datenbank-) Technologie, die für eine maximale Nutzung optimiert ist und auf die mehrere Infrastruktur-Kunden bzw. -Tenants zugreifen. Neben der öffentlichen Cloud entstehen derzeit weitere Cloud-Infrastrukturen wie die Private Cloud (gemeinsame Ressourcen mit nur einem Tenant) und die Hybrid Cloud (eine Mischung aus Cloud-gehosteter und traditioneller IT, die dem betreffenden Unternehmen gehört und vor Ort installiert ist). 

Was spricht für den Wechsel in die Cloud? 

Das Konzept einer öffentlichen Cloud wurde vom Online-Händler Amazon entwickelt und in Gestalt der Amazon Web Services (AWS) erstmals eingeführt. Gemeinsam genutzte Online-IT-Ressourcen waren zunächst als Mittel zur Kostensenkung gedacht und ermöglichten eine minutengenaue Abrechnung der bereitgestellten Rechen- und Speicherkapazität. Nach dem Prinzip „Mieten statt Kaufen“ verlagern sich die IT-Ausgaben dabei vom Kapital- in den Betriebsbereich – ein Konzept, das sich besonders bei Internet-Startups größter Beliebtheit erfreut. Eine Public-Cloud-Infrastruktur minimiert die Vorlaufkosten und ermöglicht ein rasantes Wachstum, da die Kunden nach Bedarf weitere IT-Kapazität hinzubuchen können. 

Dank der Cloud-Infrastruktur konnten viele neue Unternehmen ihre IT-Kosten erheblich senken. Startups wie Uber, Spotify oder Airbnb erleben ein geradezu explosionsartiges Wachstum, sodass nun auch etablierte Großunternehmen die Cloud nutzen, um insbesondere in der Test- und Entwicklungsphase neuer Produkte ihre Kosten zu verringern und die Flexibilität zu erhöhen. 2014 entschied sich sogar die US-amerikanische Central Intelligence Agency (CIA) dafür, sämtliche Daten in eine Cloud-Infrastruktur auszulagern – ein Schritt, der von vielen Beobachtern als Beleg für die Sicherheit der Cloud gewertet wurde. Auch Konzerne wie General Electric und Newscorp planen, in den kommenden drei bis fünf Jahren einen Großteil ihrer IT-Workloads an eine Public-Cloud-Infrastruktur zu übertragen. 

Ein beträchtlicher Markt mit hohem Wachstumstempo 

Schätzungen zum Wert des Cloud-Infrastruktur-Marktes sind unserer Ansicht nach zu konservativ, da sie nur einen kleinen Teil des gesamten IT-Budgets der Unternehmen berücksichtigen. Innerhalb des Cloud-Modells werden ständig neue Features und Funktionen entwickelt, sodass auch der Zielmarkt beständig wächst. Anbieter herkömmlicher Informationstechnologie bekommen dies besonders beim Absatz von Legacy-Hardware schmerzlich zu spüren und sehen sich zu drastischen Maßnahmen gezwungen, um ihre Wettbewerbsposition zu verbessern. Beispiele hierfür sind die Übernahme von EMC durch Dell oder die Aufspaltung des Traditionsunternehmens Hewlett Packard. Allerdings gehen wir trotz optimistischer Marktprognosen nicht davon aus, dass künftig 100% aller IT-Aufgaben in die öffentliche Cloud ausgelagert werden. Es gibt zahlreiche Unternehmen, die ihre IT ganz oder teilweise in den eigenen Händen behalten wollen, sei es aus Skalierungs- oder aus Kontrollgründen. Alternative Cloud-Modelle wie die Hybrid Cloud dürften daher auch künftig populär sein.

Implikationen für Anleger 


Der Markt für Cloud-Infrastruktur-Lösungen befindet sich noch im Anfangsstadium. Nachdem Amazon frühzeitig enorme Summen in sein Cloud-Geschäft investiert hatte, war AWS im Jahr 2015 vier Mal größer als das Konkurrenzprodukt der Nummer 2 im Cloud-Markt, Microsoft (Azure). Sowohl Microsoft und Alphabet (ehemals Google) legen nun massiv nach, um diesen Vorsprung zu verringern. Während die Cloud-Infrastruktur für Amazon jedoch ein wichtiger Gewinntreiber ist, spielt sie bei Microsoft und Alphabet nur eine untergeordnete Rolle. Gleichzeitig setzt der Kapitalbedarf für Betrieb und Skalierung eines Cloud-Geschäfts hohe Hürden für den Markteintritt kleinerer Player. Nach einem anfänglichen Preiskampf um Rechen- und Speicherdienstleistungen sehen wir nun die Entstehung neuer Produkte und Funktionen, aus der Alphabet, Microsoft und Amazon in ihren jeweiligen Nischen als Sieger hervorgehen werden. Da diese Unternehmen in den kommenden fünf Jahren den wachsenden Cloud-Infrastruktur-Markt dominieren dürften, sind sie ein wichtiger Bestandteil in unserem Portfolio. Die IT-Erfordernisse der drei Akteure mit ihren hyperskalierbaren Rechenzentrumsumgebungen unterscheiden sich insofern von denjenigen herkömmlicher Unternehmen, als sie sehr viel autarker sind und weniger Vertriebs- und Serviceunterstützung benötigen als traditionelle IT-Käufer. Spezialisten wie Arista Networks und Broadcom (beide ebenfalls in unseren Portfolios vertreten) entwickeln Produkte eigens für diese Erfordernisse und dürften so ebenfalls vom Wachstum der Cloud-Infrastruktur profitieren. 

Zusammenfassend lässt sich der Cloud-Trend als langfristiges Wachstumsthema charakterisieren, das die Unternehmensnachfrage von Grund auf verändern wird und für Anleger über einen längeren Zeitraum interessant sein dürfte."

Alison Porter, Portfoliomanager, Henderson Global Investors

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