Das Dividendenwachstum in Deutschland fiel im für europäische Dividendenausschüttungen wichtigen 2. Quartal geringer aus als das in den Vergleichsländern, wie aus dem aktuellen Henderson Global Dividend Index hervorgeht. Ein Anstieg auf insgesamt USD 31,6 Milliarden entspricht auf zugrunde liegender Basis (ausgewiesene Ausschüttungen, bereinigt um Sonderdividenden, Währungsbewegungen, zeitliche Effekte und Indexänderungen) einem Dividendenwachstum von 2,0%. Begünstigt von Indexveränderungen betrug das ausgewiesene Dividendenwachstum (die Summe aller Dividenden) 5,5%. Das im Vergleich zu anderen europäischen Ländern schwache Dividendenwachstum in Deutschland begründet sich hauptsächlich durch die Entwicklungen von zwei traditionell wichtigen Dividendenwerten: Volkswagen hatte im Zuge des Diesel-Emissionsskandals seine Dividende um 98% gekürzt, während die Deutsche Bank ihre Ausschüttung komplett strich. Abgesehen von diesen beiden Unternehmen war die Entwicklung der Ausschüttungen in Deutschland jedoch erfreulich: neun von zehn Unternehmen haben ihre Dividenden entweder erhöht oder stabil gehalten. Der Autobauer Daimler war für eine der größten Dividendenerhöhungen verantwortlich (+38% auf USDollar-Basis) und überholte somit die Allianz als größten deutschen Dividendenzahler.
Die wichtigsten Fakten
- Die Dividendenausschüttungen in Deutschland stiegen im 2. Quartal auf zugrundeliegender Basis um 2% -- das Wachstum fiel somit deutlich geringer aus als in anderen europäischen Ländern
- Das gedämpfte Wachstum war hauptsächlich den massiven Dividendenkürzungen von Volkswagen und der Deutschen Bank geschuldet – das Gros der deutschen Unternehmen erhöhte die Dividendenausschüttungen
- Europa verzeichnet im 2. Quartal, auf das zwei Drittel der jährlichen Dividendenzahlungen in der Region entfallen, ermutigende Zuwächse auf breiter Front
- Die weltweiten Dividenden steigen im Vorjahresvergleich auf USD 421,6 Milliarden; das entspricht einem zugrunde liegenden Wachstum von 1,2%
- Die USA – Motor des weltweiten Dividendenwachstums – verbuchten das schwächste Wachstum seit 2013, was zum Teil auf den stärkeren Dollar zurückzuführen ist
- Im zweiten Halbjahr dürften die Ergebnisse etwas schwächer ausfallen als im ersten, da Regionen mit weniger stark wachsenden Dividenden dann mehr Gewicht haben werden
Die Aufwertung des Yen wirkt sich negativ auf die Unternehmensgewinne und das Dividendenwachstum in Japan aus; auf US-Dollarbasis steigen die japanischen Dividenden jedoch kräftig.
Insgesamt stiegen die globalen Dividendenzahlungen auf ausgewiesener Basis um 2,3% auf USD 421,6 Milliarden. Das bedeutete einen Zuwachs von USD 9,7 Milliarden gegenüber dem Vorjahr. Das zugrundeliegende Wachstum betrug 1,2%. Verglichen mit den 3,1% im 1. Quartal bedeutet dies einen Rückgang, dessen Gründe zum einen in der saisonalen Verteilung der Dividenden (im 2. Quartal haben wachstumsschwächere Regionen der Welt mehr Gewicht), und zum anderen in einer weniger schwungvollen Entwicklung in den USA liegen. Mit 4,6% war das zugrunde liegende Dividendenwachstum in den USA so niedrig wie zuletzt 2013. Darin spiegelte sich die gedämpfte Ertragsentwicklung der US-Unternehmen wider, die zum Teil dem Effekt des starken Dollars zuzuschreiben ist. Das schwächere US-Dividendenwachstum, das seit Ende letzten Jahres zu beobachten ist, sollte jedoch als Normalisierung und Einpendeln auf einem nachhaltigeren Niveau nach mehreren Quartalen mit zweistelligen Zuwächsen betrachtet werden.
In Japan betrug das ausgewiesene Dividendenwachstum 28,8%, doch der größte Teil davon ging auf das Konto des starken Yen. Auf zugrunde liegender Basis fielen die japanischen Dividenden um 0,8%, da der Währungsfaktor die Ertragsentwicklung der Unternehmen belastete. Ein Beispiel dafür war Toyota Motor. Der Autobauer senkte seine Schlussdividende auf Yen-Basis um 12% und verwies zur Begründung auf den negativen Währungseinfluss auf seine Gewinne. Die Schwellenländer verzeichneten einen scharfen Dividendenrückgang gegenüber dem Vorjahr. Auch im Vereinigten Königreich lagen die Ausschüttungen unter dem Niveau des Vorjahres. Besser schnitt dagegen die asiatisch-pazifische Region ab.
Im zweiten Halbjahr dürften die Ergebnisse schwächer ausfallen als im ersten. Ein Grund liegt darin, dass dann Regionen der Welt etwas stärker in den Fokus rücken werden, in denen die Dividenden langsam erwachsen. Dazu zählen etwa die Schwellenländer, Australien und das Vereinigte Königreich. Angesichts der Entwicklungen im 2. Quartal hat Henderson seine Vorhersage für das Gesamtjahr von USD 1,18 Billionen aufUSD 1,16 Billionen gesenkt. Das entspräche einem Plus von 1,1% auf ausgewiesener und 1,4% auf zugrundeliegender Basis.
Alex Crooke, Head of Global Equity Income bei Henderson Global Investors:
„Das ermutigende Dividendenwachstum in Europa gleicht das globale Bild etwas aus. Von uns beobachtete Schwachpunkte in der Region hingen mit einzelnen Unternehmen oder bestimmten Branchentrends, wie dem Effekt niedrigerer Rohstoffpreise, zusammen, nicht aber mit einem allgemein negativen wirtschaftlichen Umfeld. Das schwächere Dividendenwachstum in den USA ist kein Grund zur Besorgnis. Die Entwicklung, die Ende letzten Jahres begann, sollte vielmehr als Normalisierung hin zu einem nachhaltigeren Wachstum nach mehreren Quartalen mit zweistelligen Zuwächsen betrachtet werden.
Die Entscheidung der Briten für einen Austritt aus der EU hat das Pfund geschwächt. Dadurch sinkt der Anteil des Vereinigten Königreichs an den weltweiten Dividenden, doch der Effekt der Abwertung wird weniger stark ins Gewicht fallen, als man zunächst vermuten könnte. Die größten britischen Unternehmen sind nämlich sehr international ausgerichtet, und viele schütten ihre Dividende in US-Dollar aus.
Ein globaler Ansatz ist für ertragsorientierte Anleger äußerst sinnvoll, da er ihre Abhängigkeit von einer einzelnen Region verringert und ihnen auf längere Sicht die Teilhabe an einem stabileren Dividendenwachstum ermöglicht, als es bei einem einzelnen Land normalerweise der Fall wäre.“