Renditen in den letzten zehn Jahren
Renditen inDie Performance des Technologiesektors verglichen mit der des Gesamtmarktes in den letzten zehn Jahren veranschaulicht die folgende Grafik. In US-Dollar gemessen verbuchten Technologieaktien ein Kursplus von 143%, während der Gesamtmarkt nur auf 53% kommt. Eine Differenz von 90% ist eine ganze Menge: Grafik 2 liefert die Erklärung für diesen enormen Unterschied in den letzten zehn Jahren.
Grafik 1: Gesamtrendite in den vergangenen 10 Jahren
Bei Aufschlüsselung der Gewinne im MSCI AC World Index in Technologie- und sonstige Unternehmen wird deutlich: Technologieaktien sind für den Löwenanteil des Gewinnwachstums im Markt verantwortlich. In den letzten zehn Jahren sind ihre Gewinne um mehr als 108% gestiegen, in den restlichen Branchen dagegen im Schnitt nur um 7%.
Grafik 2: Gewinnwachstum in und außerhalb des Technologiesektors
Quelle : Bernstein, Stand: 31. Mai 2017. Anmerkung: basierend auf nachlaufenden Gewinnen. Indizes indexiert auf 100 per 31. Mai 2007.
Wertentwicklungen in der Vergangenheit sind kein verlässlicher Indikator für die zukünftige Wertentwicklung.
Noch etwas macht die Grafik deutlich: dass nämlich die Unterschiede beim Gewinnwachstum noch größer sind als bei der Kursentwicklung. Was nichts anderes heißt, als dass Technologieaktien im Vergleich zum Gesamtmarkt günstiger geworden sind. Das geht aus Grafik 3 hervor, in der die Forward-KGVs des Technologiesektors denen des Gesamtmarktes gegenübergestellt werden. Technologieaktien sind heute nicht nur günstiger als vor zehn Jahren: Sie sind auch weiterhin meilenweit vom Niveau während des Dot-com-Booms zur Jahrtausendwende entfernt. Bei einem Verhältnis von 1,14 wird der Technologiesektor mit einer Prämie von 14% gehandelt. Die erscheint jedoch angebracht in Anbetracht seines Wachstums und der Tatsache, dass er der einzige Sektor ohne Nettoverschuldung ist.
Grafik 3: Vergleich der Kurs-Gewinnverhältnisse von Technologiesektor und globalem Gesamtmarkt
Bewertungen auf Unternehmensebene
Auf Unternehmensebene wird die Analyse noch aufschlussreicher. Viele Anleger bevorzugen bei Kapitalanlagen so genannte defensive Verbrauchsgüterunternehmen. Deren Vorteile liegen auf der Hand: Unabhängig von der Wirtschaftslage werden Verbraucher auch weiterhin Coca-Cola trinken und Gillette-Rasierer (Proctor & Gamble, P&G) kaufen. Anleger halten diesen Sektor daher für einen sicheren Hafen für ihr Anlagevermögen. Aber die Wachstumsaussichten dieser Firmen liegen häufig weit unter denen vergleichbar bewerteter Technologieunternehmen. Grafik 4 macht das deutlich.
Grafik 4: Verbrauchsgüter- versus Technologieunternehmen
Neue Technologien bringen für viele dieser Verbrauchsgüterfirmen grundlegende Veränderungen mit sich. So vertreibt Dollar Shave Club billige Nassrasierer direkt per Post an Verbraucher und umgeht damit den herkömmlichen Handel. Mit seinen Preisen unterbietet es die etablierten Anbieter. P&G schätzt den durch zunehmenden Wettbewerb aus dem Internet verlorenen Umsatzanteil im Bereich Körperpflege auf rund 6%. Ob nun Amazon das Geschäftsmodell von Einzelhändlern infrage stellt, Purplebricks das von Immobilienmaklern oder Google das herkömmlicher Werbe- und Mediengesellschaften: Die kontinuierlichen Gewinnwarnungen aus der alten Wirtschaft sind ein beredtes Zeugnis dieser umwälzenden Veränderung.
Vorteile durch Technologie
Was ist der Grund für den Gewinn von Marktanteilen? Ein Wort bringt es auf den Punkt: Innovation. Am Beginn jeder elektronischen Technologie stehen die integrierten Schaltkreise. Seit ihrer Erfindung 1958 werden sie immer kleiner und günstiger. Diese rasante Entwicklung, bei der sich alle 18 Monate die Rechengeschwindigkeit verdoppelt, die Kosten oder die Größe halbieren, hat als erster Intel-Mitbegründer Moore prognostiziert. Seitdem wird sie daher als Moorsches Gesetz bezeichnet. Innovation macht neue Produkte möglich sowie bestehende billiger und besser. Deshalb sind beispielsweise die heutigen Smartphones mit den Handys von vor zehn Jahren nicht mehr vergleichbar. Anderen Branchen fällt es schwer, mit diesem Trend Schritt zu halten und Marktanteile zu verteidigen.
Die größte Gefahr für den Technologiesektor ist vielleicht auch die größte Bedrohung für den Gesamtmarkt: Können die Aktienmärkte den bevorstehenden Liquiditätsentzug der Zentralbanken verkraften? Mitunter kann daher der Technologiesektor auch zum Opfer des eigenen Erfolgs werden. Auf einen Ausverkauf an den Märkten reagiert die Branche tendenziell als erstes. Und das aus einem einfachen Grund: In der Regel verkaufen Anleger zuerst die Aktien mit guter Performance, um ihre Gewinne zu sichern. So war es jedenfalls bei der jüngsten Kehrtwende. Nach unserer Einschätzung sind die langfristigen Trends jedoch so stark, dass Technologieaktien zumindest mittel- bis langfristig besser als der Gesamtmarkt abschneiden werden.
Obwohl Anleger die Technologiebranche als eine von vielen betrachten mögen, ist ihre zentrale Rolle im Rahmen der Transformation der modernen Wirtschaft unbestritten. Ihre Fähigkeit, Gewinne zu generieren, Marktanteile zu gewinnen oder dies nicht traditionellen Firmen zu erleichtern, halten wir für einen strukturellen Vorteil, der allein als Grund schon reicht, eine Anlage in Technologiefirmen für jedes Portfolio in Erwägung zu ziehen.