Welche Erkenntnisse haben Sie aus 2017 gewonnen?
John Bennett: Dieses Jahr hat uns vor allem in Erinnerung gerufen, wie wichtig Verkaufsentscheidungen sind. Aus meiner Sicht müssen wir wieder gut im Verkaufen von Aktien werden. Im Nachhinein haben wir uns wohl in zu viele Situationen „verliebt“, von denen wir stark profitiert hatten, ob es nun einzelne Aktien oder ganze Branchen waren. Darunter eine ganz besonders, nämlich die Pharmabranche, die uns jahrelang starke Erträge beschert hatte. Auch viele einzelne Aktien waren jahrelang sehr zu unserem Vorteil, haben dann aber fast gleichzeitig den Rückzug angetreten. Die Verkaufssignale haben wir nicht so deutlich wahrgenommen wie sonst und wie es gut gewesen wäre. Diese Fähigkeit müssen wir zurückerlangen.
Was sind 2018 die zentralen Themen für die europäischen Märkte und wie beeinflusst das die Positionierung des Portfolios?
John Bennett: Ich erhoffe mir etwas, das man als Thema bezeichnen könnte, ohne derzeit genau zu wissen, ob es eintreten wird. Ich kann nicht glauben, dass wir 2018 keine Herausforderungen erleben werden. 2017 war in dieser Hinsicht eher ruhig, gemessen an den doch sehr seltenen Kurseinbrüchen im S&P Index oder im Dow Jones Industrial Average Index. Diese beiden erwähne ich, weil sie die großen Leitindizes sind. An den Aktienmärkten ging es ruhig und ohne große Schwankungen zu. Derart ruhig, dass selbst die passiven ETFs über weite Strecken ungefährdet waren und massiv in die Low-Vol-Bereiche investiert haben. Für 2018 rechne ich dagegen mit Herausforderungen. Bei der Richtung an den Märkten und auch der Marktführerschaft wird es meines Erachtens Veränderungen geben. Growth- und volatilitätsarme Aktien kannten bis auf wenige Ausnahmen in den letzten zehn Jahren nur eine Richtung: nach oben. Ungefährdet war auch der Trend bei Mid Caps und Small Caps. Aber in dieser Hinsicht wird sich wohl etwas ändern.
Was sind die zentralen Risiken und Chancen in 2018?
John Bennett: In den letzten 30 Jahren habe ich stets versucht, die von uns identifizierten Branchenthemen mit titelspezifischen Entwicklungen zu verknüpfen. Heute verlassen wir uns weniger auf Branchenthemen; auch weil ich keine wirklich starken Trends oder Themen bei einzelnen Branchen sehe. Vielmehr haben wir erst unlängst Gewinne aus einer extrem antizyklischen Sektorwette mitgenommen – aus den von mir vor einem Jahr gekauften Bankaktien. Einen Teil der Gewinne habe ich gesichert. Für die großen Sektorthemen verspüre ich keine große Begeisterung. Chancen sehe ich vielmehr auf Titelebene. Ein gutes Beispiel ist Carlsberg, eine unserer größten Positionen, obwohl sie zum Verbrauchsgütersektor gehört, der meines Erachtens kein großes Potenzial hat. Carlsberg ist eine Brauerei und als solche gehört sie dem Verbrauchsgütersektor an. Unsere Anlagethese hat also nichts mit dem Sektor, sondern nur etwas mit Carlsberg zu tun. Das ist die Art von Chancen, die ich 2018 sehe. Zumal wenn ich mit meiner Prognose richtig liege, dass es an den Märkten nicht mehr so ruhig zugehen und es zu einem Wechsel der Marktführerschaft kommen wird. Die Aktiendispersion, also die Kursunterschiede zwischen einzelnen Aktien, wird meines Erachtens zunehmen.