Welche Erkenntnisse haben Sie aus den Entwicklungen in diesem Jahr gewonnen?
Nick Maroutsos: Dieses Jahr hat uns vor Augen geführt, dass Anleihemanager makroökonomische und geopolitische Entwicklungen mehr denn je im Auge behalten müssen. Wie der US-Dollar sind die globalen Anleihemärkte ein Barometer für das Vertrauen der Märkte in die Wirtschaftspolitik der Trump-Regierung. Darüber hinaus müssen wir uns bewusst machen, dass die historisch engen Beziehungen zwischen Beschäftigung und Inflation zusammengebrochen sind. Die USA mögen nicht weit von Vollbeschäftigung entfernt sein, denn die starken Beschäftigungszahlen, weniger offene Stellen und Kündigungen sind Anzeichen eines starken Arbeitsmarktes. Dennoch hält sich der Inflationsdruck stark in Grenzen, da die Löhne wegen der schwachen Verhandlungsposition der Arbeitnehmer kaum wachsen.
Welche zentralen Themen werden die Märkte, in die Sie investieren, 2018 vermutlich maßgeblich beeinflussen und wie wirkt sich das auf die Positionierung Ihres Portfolios aus?
Nick Maroutsos: Ein Thema, das wir genau im Auge behalten, ist die Möglichkeit einer Zunahme der Volatilität. Wir gehen daher davon aus, dass die Durationspositionierung für die Verwaltung von Anleiheportfolios im kommenden Jahr von erheblicher Bedeutung sein wird. Unseres Erachtens ist eine tendenzielle Reduzierung des Durations- (Zins-)risikos die beste Strategie.
Daneben zeigen die Bewertungen in vielen Anlageklassen, dass die erwarteten konjunkturfördernden Reformen in den USA ein wichtiges Thema an den Märkten sind. Wir neigen in dieser Hinsicht zu mehr Zurückhaltung. Die Umsetzung der Wirtschaftspläne von Präsident Trump wird sich weiter verzögern angesichts politischer Misserfolge und Kontroversen, die kurzfristig Marktschwankungen auslösen.
Andererseits lässt die Wirksamkeit des quantitativen Lockerungsprogramms der Europäischen Zentralbank (EZB) aus unserer Sicht auch weiterhin zu wünschen übrig. In Europa werden sich das im langjährigen Vergleich schwache Wachstum und die niedrige Inflation angesichts fehlender Flexibilität der Arbeits- und Produktmärkte gerade an der Peripherie des alten Kontinents fortsetzen.
Wo sehen Sie in Ihrer Anlageklasse derzeit die größten Risiken und die attraktivsten Anlagechancen?
Nick Maroutsos: Bei Anleihen finden wir derzeit kaum Anlagechancen trotz geringen Wachstums, niedriger Inflation und lockerer Geldpolitik. Gründe hierfür sind die niedrigen bzw. negativen Renditen und die mit höher verzinslichen Instrumenten verbundenen Risiken. Zudem sehen wir die große Gefahr, dass es Washington auch künftig nicht gelingt, seine Konjunkturagenda umzusetzen und dass die vom Kongress verabschiedeten Gesetze unzureichend sind, um günstige Rahmenbedingungen für langfristiges und nachhaltiges Wachstum zu schaffen.
Europa werden wir wahrscheinlich auch 2018 meiden, hauptsächlich wegen der Unsicherheiten im Zusammenhang mit den Brexit-Verhandlungen, niedriger Renditen und schwacher Profitabilität der Unternehmen. Sorgen bereitet uns insbesondere der europäische Bankensektor, der in den letzten Jahren wenig getan hat, um neues Kapital aufzunehmen oder faule Kredite abzuschreiben.
Dagegen bevorzugen wir weiterhin australische Zinspapiere gegenüber anderen Regionen der Welt, auch weil australische Anleihen im dritten Quartal nicht mit ihren US-Pendants Schritt halten konnten. Wir gehen davon aus, dass die australische Notenbank bis ins nächste Jahr die Zinsen stabil hält.
Ferner schätzen wir systemrelevante asiatische Emittenten mit hohen Ratings wie staatliche Energieversorger, Telekommunikationsgesellschaften und Banken. In den USA gefallen uns Banken, die zu groß zum Scheitern sind und deren Anleihen durch ein solides regulatorisches Umfeld gestützt werden, bei dem eine geringere Risikonahme und höhere Kapitalanforderungen im Fokus stehen.