Was die makroökonomischen Erwartungen angeht, äußerten sich fast alle unsere Gesprächspartner deutlich positiv zur Nachfragesituation in der Technologiebranche. Trumps Steuerreform spült zusätzliche Gelder in die Kassen der US-Unternehmen, das sie in die Erneuerung ihrer IT-Infrastruktur investieren können. Zugleich ist die Nachfrage nach Informationstechnologie weltweit ungebrochen.
IT-Nachfrage zeigt sich weiterhin robust
Nachdem jahrelange Unterinvestitionen zu Einbußen bei der Performance geführt haben, ist jetzt ein Umdenken zu beobachten: Vorhandene Infrastrukturen werden auf den neuesten Stand gebracht und optimiert. Als noch wichtigerer Treiber erweist sich die digitale Transformation. Sie zwingt die Unternehmen zur Modernisierung ihrer veralteten IT-Systeme, denn nur so können sie flexibel auf die neuen Herausforderungen reagieren. Insgesamt entsteht dadurch ein äußerst positives Umfeld für eines unserer Anlagethemen, die nächste Generation der Infrastruktur. Dazu gehört auch die Umstellung auf die Cloud. Sie stellt riesige Computer und Speicherplatz für günstige und schnelle Rechenleistungen zur Verfügung und ermöglicht maschinelles Lernen.
Steigene Akzeptanz des Cloud Computing
Die Modernisierung der Infrastruktur findet sowohl vor Ort beim Kunden (on-premise) als auch in der öffentlichen Cloud (über Drittanbieter) oder als Hybridlösung statt. Dabei folgen die Unternehmen dem Primat der Effizienz: Sie beginnen oft „on-premise“, halten sich aber die Möglichkeit offen, erst zu einer Hybrid-Cloud-Infrastruktur und schließlich in die Public Cloud zu wechseln. Eine moderne IT-Infrastruktur ist unverzichtbar, um innovativ und agil zu sein. Nur wer neue Produkte und Services innerhalb kürzester Zeit auf den Markt bringt, ist für die rasant wechselnden Anforderungen der heutigen Geschäfts- und Konsumwelt gerüstet. Neu- und Bestandskunden investieren offenbar im großen Stil in Public-Cloud-Plattformen wie Microsoft Azure und Amazon Web Services (AWS), was hohe Folgeinvestitionen für Kapazitätserweiterungen und die geografische Expansion dieser „Hyperscaler“ nach sich zieht.
Die untenstehende Abbildung einiger Hype-Zykluskurven zeigt, wie sich neue Technologien typischerweise verbreiten. Auf einen eher zögerlichen Beginn folgt eine Phase des beschleunigten Wachstums, gefolgt von einer Plateaubildung. In den USA dürfte die Cloud kurz vor dem Übergang zur nächsten Phase stehen, da das Akzeptanztempo in der Regel anzieht, sobald eine Marktdurchdringung von 20 Prozent erreicht ist. Der Grund: Wenn eines von fünf Unternehmen die neue Technologie einsetzt, entsteht tendenziell ein Netzwerkeffekt.
Große Softwareplattformen bleiben auf Erfolgskurs
Ein Blick auf die von uns besuchten Softwareunternehmen macht deutlich, dass Next-Generation-Plattformen zu den großen Gewinnern der aktuellen Marktentwicklung zählen. Dazu gehören ohne Zweifel Public-Cloud-Anbieter wie AWS und Microsoft Azure, aber auch Anwendungsplattformen wie ServiceNow, Salesforce und Adobe. Jeder dieser Big Player baut seinen Marktanteil kontinuierlich aus und investiert in großem Maßstab, um sein Produktportfolio und seine Position als Schlüsselplattform zu stärken.
Im Gespräch mit kleineren, disruptiven Softwareherstellern zeigte sich dagegen immer wieder, wie schwierig es auch für ambitionierte Newcomer ist, eine marktrelevante Größe zu erreichen. Mit einem Ein-Produkt-Unternehmen eine umfassende Softwaresuite zu entwickeln und zugleich den Umsatz auf 1 Mrd. US-Dollar und mehr zu steigern, kommt einer Herkulesaufgabe gleich. So verlockend der Status als etablierte Plattform auch sein mag – erreicht wird er nur von wenigen Unternehmen, und auch dies nur nach hartem Kampf.
Fazit
Die Steuerreform der amerikanischen Regierung und die Rückführung von Auslandsgewinnen in die USA bieten Tech-Unternehmen wertvolle Chancen, könnten aber auch anderen Branchen einen Wachstumsschub geben. Den Gewinnen im Technologiesektor könnte das in nächster Zeit kräftigen Auftrieb verleihen.
Insgesamt haben die Gespräche unsere positive Einschätzung zum Ausblick für die Technologiesparte bestätigt. Zugleich werden wir auch künftig unserem bewährten Investmentansatz folgen und den Hype-Zyklus neuer Technologien genau im Blick behalten, um Bereiche mit überzogenen Erwartungen zu meiden und interessante Chancen zu nutzen.
Alison Porter & Graeme Clark, Portfoliomanager, Janus Henderson Investors