Wo in den Schwellenländern finden Sie gegenwärtig die spannendsten Anlagechancen?
Glen Finegan: Seit einiger Zeit betonen wir nun schon, dass wir viele Qualitätsunternehmen in Asien für zu hoch bewertet halten. Das schlägt sich natürlich auch in unserer aktuellen Positionierung nieder. In Südafrika hat sich in der letzten Zeit viel getan, denn die Mittelschicht des Landes fordert ein härteres Vorgehen gegen Korruption und einen höheren Lebensstandard. Nach der Wahl von Cyril Ramaphosa zum Präsidenten beobachten wir eine Aufhellung des Geschäftsklimas in Afrika. Deshalb dürften sich die privaten Investitionen nach einer langen Phase der Stagnation wieder erholen.Die Entwicklungen im Land schätzen wir positiv ein und glauben, dass Südafrika für Anleger mit langem Anlagehorizont viele attraktive Chancen zu bieten hat.
Beeinflussen Wirtschaftsreformen in China Ihre Positionierung?
Glen Finegan: Die von uns verwalteten Portfolios sind derzeit nur begrenzt in chinesischen Aktien engagiert, da die Zahl staatlich kontrollierter Unternehmen am chinesischen Markt sehr hoch ist. Bei diesen Firmen bezweifeln wir zunehmend, ob ihre Interessen mit denen von Minderheitsaktionären übereinstimmen. Da die Regierung den Schulden den Kampf angesagt hat, besteht ein erhebliches Risiko, dass große chinesische Unternehmen mit guter Kapitalausstattung gezwungen werden, sich in den „Dienst des Staates zu stellen“, statt sich auf nachhaltiges Wachstum und darauf zu konzentrieren, ihr Aktionäre am Unternehmenserfolg teilhaben zu lassen. In den letzten zwölf Monaten gab es zudem bereits einige fragliche Kapitalallokationsentscheidungen in führenden chinesischen Internetunternehmen.Für langfristig orientierte Anleger, die absolute Erträge anstreben, hält China zwar nur wenige Anlagechancen bereit. Unser Team erstellt jedoch eine Beobachtungsliste mit interessanten Unternehmen, die am Markt für A-Aktien notiert sind. Ausländische Anleger können überdies an der Hongkonger Börse notierte H-Aktien kaufen. Aber aufgrund der aktuell hohen Bewertungen sind wir bislang noch nicht investiert.
Was sind Ihre Erwartungen für die Anlageklasse?
Glen Finegan: In den letzten zwölf Monaten war die Begeisterung für Risikoanlagen allgemein sehr groß, auch für Aktien aus Schwellenländern. In den Kursen etlicher konjunkturempfindlicherer Aktien minderer Qualität sind offenbar neben einer anhaltend starken Wirtschaft auch günstige geldpolitische Rahmenbedingungen für längere Zeit eingepreist.
Wir sehen jedoch die Gefahr eines übertriebenen Optimismus und einer gewissen Sorglosigkeit an den Finanzmärkten. Deshalb glauben wir, dass wir auch künftig keine Kompromisse bei der Qualität machen, eine langfristige Perspektive einnehmen und an unserer strikten Bewertungsdisziplin festhalten sollten.
Ungeachtet dessen sind wir weiterhin von den Aussichten überzeugt, die Schwellenländer Aktienanlegern auf lange Sicht bieten. Nicht zuletzt wegen der Möglichkeit, über eine Anlage in Aktien von starken strukturellen Trends wie dem in einigen Schwellenländern steigenden Lebensstandard zu profitieren.