Medizinische Innovationen auf dem Prüfstand

Die medizinische Wissenschaft tritt in eine spannende Phase ein. Anleger sollten jedoch jede Anlagechance genau unter die Lupe nehmen, meint Andy Acker, Portfoliomanager im Global Life Sciences Team von Janus Henderson. Er und sein Team verfolgen mit Argusaugen eine Vielzahl von Gesundheitsthemen. Bei zahlreichen von ihnen gibt es erste positive Entwicklungen, nicht nur für Anleger, sondern auch für die Gesundheit von Menschen überall auf der Welt. Janus Henderson Investors | 06.11.2019 13:40 Uhr
Andy Acker, Portfoliomanager im Global Life Sciences Team von Janus Henderson / © Janus Henderson Investors
Andy Acker, Portfoliomanager im Global Life Sciences Team von Janus Henderson / © Janus Henderson Investors
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Auf der Suche nach dem Allheilmittel

Das Global Life Sciences Team konzentriert sich auf medizinische Innovationen, unter anderem zur Bekämpfung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Krebs und Diabetes. Herzerkrankungen sind pro Jahr für 17,9 Millionen Todesfälle verantwortlich¹ und verursachten weltweit Behandlungskosten in Höhe von 863 Milliarden USD im Jahr 2010. Diese dürften Schätzungen zufolge bis 2030 um 22% steigen².

Wachsender Wohlstand gilt für die Weltbevölkerung als erstrebenswert. Aber mit höheren verfügbaren Einkommen steigt in der Regel auch der Verzehr von Fleisch, verarbeiteten Lebensmitteln und Zucker. Damit hat sich die Zahl der Diabetes-Kranken seit 1980 weltweit vervierfacht³. Schon heute  verschlingt ihre Behandlung rund um den Globus über 800 Milliarden USD⁴.

Auch die Kosten für Krebsmedikamente steigen weltweit weiter an. Für therapeutische und unterstützende Pflegeleistungen wurden 2017 weltweit 133 Milliarden US-Dollar ausgegeben, gegenüber 96 Milliarden US-Dollar im Jahr 2013⁵. Unterdessen gehen Schätzungen davon aus, dass die Zahl der Krebsneuerkrankungen bis 2030 auf 23,6 Millionen pro Jahr klettern wird⁶. Die Biowissenschaft richtet ihren Fokus daher auf eine verbesserte Krebserkennung als Voraussetzung dafür, dass die Krankheit geheilt werden kann und nicht mehr tödlich verläuft.

Immunonkologische Medikamente sind eine echte Revolution. Sie nutzen das Immunsystem, um Krebszellen zu erkennen und anzugreifen – oft mit beeindruckenden Resultaten. Die kürzlich zugelassene Immuntherapie Keytruda soll Berichten zufolge das Sterberisiko bei der häufigsten Form von Lungenkrebs um die Hälfte senken.

Genetisch bedingte Erkrankungen sind für uns ein weiterer interessanter Bereich. Wissenschaftler haben über 7.000 solcher Krankheiten identifiziert. Aber nur für weniger als 5% gibt es derzeit wirksame Behandlungsmethoden. Die restlichen 95% bieten erheblichen Spielraum, neue Verfahren zur Heilung von Erbkrankheiten zu entdecken.

Inzwischen hält die Entwicklung neuer Therapien mit unserem verbesserten Verständnis von Krankheiten Schritt. Neue Behandlungsmethoden für Hämophilie, Sichelzellenanämie und Muskeldystrophie können schon bald verfügbar sein. Im letzten Jahr erteilte die US- Arzneimittelbehörde FDA 59 neuen Therapien die Zulassung – so vielen wie nie zuvor. Aber das begehrte Gütesiegel ist nur schwer zu bekommen.

Die Gewinner herauspicken

Bevor neue Medikamente zugelassen werden können, fallen erhebliche Entwicklungs- und Testkosten an, ohne Garantie für eine Zulassung.

Die Entwicklung von Arzneimitteln kann, muss aber nicht zum Erfolg führen. Mit Medikamenten, die das Plazet der Regulierer erhalten haben, können Firmen für ihre Geldgeber Millionen Dollar verdienen und Millionen Leben verbessern. Aber die Chancen dafür sind nicht eben gut. Rund 90% der Medikamente, die in klinischen Studien getestet wurden, kommen nie auf den Markt. Selbst mit erfolgreichen Innovationen wird nicht immer die von Anlegern erwartete Rendite erzielt. Etwa 90% der Konsensschätzungen zu den mit Medikamenten zu erzielenden Umsätzen sind falsch: Denn in den ersten drei Jahren nach der Markteinführung können die tatsächlichen Umsätze die Erwartungen übertreffen, aber genauso gut auch deutlich verfehlen. Deshalb ist die Auswahl eines Unternehmens mit einem lebensverlängernden Produkt eine Frage der Bewertung, bei der es keine Kompromisse geben darf.

Sie steht daher für uns im Vordergrund, wenn wir nach Firmen suchen, deren Aktien wir im Vergleich zum wissenschaftlichen und kommerziellen Potenzial der Produkte und der Entwicklungs-Pipeline für unterbewertet halten. Nach dem Kursrutsch im letzten Jahr sind etliche Biotech-Aktien aus Sicht des Teams nun attraktiv bewertet, was vermehrte Fusionen und Übernahmen nach sich ziehen könnte.

Auf der Überholspur

Bei der Markteinführung eines Produkts müssen sich die Regulierungsbehörden heute weltweit an das rasante Tempo des Wandels im Bereich der Biowissenschaften anpassen. So strebt die Europäische Arzneimittelagentur eine Verkürzung der Zulassungszeiten um ein Drittel an. China wiederum akzeptiert inzwischen auch klinische Daten aus dem Ausland zur Bewertung neuer Behandlungsformen, womit die Zulassungszeiten verkürzt werden könnten. Auch die FDA beschleunigt ihre Zulassungsverfahren und erwartet, dass sie künftig bis zu 20 Gen- und Zelltherapien pro Jahr grünes Licht geben wird⁷.

Vorbeugen so wichtig wie heilen

In Schlüsselbereichen des Gesundheitswesens ist die Technologie oft genauso wichtig wie die Medizin, wenn es um den Erhalt der Gesundheit geht. Schlagzeilen machen oft die neuen Behandlungsmethoden. Wir beobachten aber auch den Markt für Medizintechnik ganz genau, um Firmen aufzuspüren, die mit neuartigen Verfahren die Zeit bis zur Erkennung von Krankheiten verkürzen oder die Kosten deutlich senken können. Damit erhalten mehr Menschen Zugang zu innovativen Behandlungsmethoden.

In das Leben investieren

Es gibt viele Gründe, warum langfristig orientierte Anleger einen Blick auf globale Life-Sciences- Unternehmen werfen sollten. Da wären zum einen die für den Sektor günstigen demografischen Trends zu nennen, denn die Weltbevölkerung wächst, wird älter und wohlhabender. Hunderte Millionen Menschen werden künftig länger leben und benötigen entsprechende Gesundheitsdienste und Medikamente.

Ein weiterer Grund sind strukturelle Unterschiede, die tendenziell auch für Anleger in der Gesundheitsbranche vorteilhaft sind. Seit vielen Jahren entwickelt sich der Gesundheitssektor gemessen am MSCI World Health Care Index relativ unabhängig vom breiteren Aktienmarkt (MSCI World Index). In einer Zeit mit anhaltend geringem Wachstum weltweit ist dies ein nicht unerhebliches Unterscheidungsmerkmal (Quelle: Factset, über einen Zeitraum von 10 Jahren von September 2009 bis September 2019).

Darüber hinaus kennzeichnen die Branche seit Jahren defensive Eigenschaften. So verlor etwa der MSCI World Health Care Index in jedem Abschwung seit dem Jahr 2000 durchschnittlich rund ein Drittel weniger an Wert als der MSCI World Index (Quelle: Factset, Stand: September 2019).Wertentwicklungen in der Vergangenheit sind kein verlässlicher Indikator für die zukünftige Wertentwicklung.

Die langfristige Perspektive

In diesem Jahr hat es auf dem Weg zu einer Reform der Arzneimittelpreise in den USA schon einige überraschende Wendungen gegeben. Wir glauben, dass die geplante Neuordnung, die auf der Agenda des US-Präsidenten weit oben steht, auch im Vorfeld der Präsidentschaftswahl 2020 energisch vorangetrieben wird. Neue Vorschläge könnten mehr Unsicherheit bringen. Der Fokus unserer Global Life Sciences Strategie auf Unternehmen, die innovative Medikamente und Lösungen entwickeln und das Gesundheitssystem effizienter machen, könnte deshalb noch an Bedeutung gewinnen. Denn genau diese Firmen dürften gut aufgestellt sein, um sich auf dem langen, kurvenreichen Weg zu einer Arzneimittelpreisreform Marktanteile zu sichern.

Andy Acker, Portfoliomanager im Global Life Sciences Team von Janus Henderson

Fußnoten 

1)Weltgesundheitsorganisation, 17. Mai 2019 [https://www.who.int/news-room/fact- sheets/detail/cardiovascular-diseases-(cvds)].

2)The Global Economic Burden of Non-communicable Diseases, Harvard School of Public Health/World Economic Forum, September 2011.

3)Weltgesundheitsorganisation, 30. Oktober 2018 [https://www.who.int/news-room/fact- sheets/detail/diabetes].

4)Worldwide trends in diabetes since 1980: a pooled analysis of 751 population-based studies with 4·4 million participants, NCD Risk Factor Collaboration, 6. April 2016 [https://www.thelancet.com/journals/lancet/article/PIIS0140-6736(16)00618-8/fulltext#%20].

5)The IQVIA Institute for Human Data Science, Global Oncology Trends 2018, Mai 2018.

6)National Cancer Institute [https://www.cancer.gov/about-cancer/understanding/statistics] April 2018.

7)FDA, 31. Dezember 2018.

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